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Alt 29.07.2013, 10:30
Susado Susado ist offline
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Standard AW: Angst und Sorgen - AU oder alter Urlaub

Guten Morgen, laraki

Ich denk an Dich. Die Diagnose noch nicht verdaut und dann noch Existenzsicherung planen...

Such mal nach "Krankengeld" in Wikipedia.
Es beträgt etwa 60% des BRUTTO, das als Berechnungsgrundlage dient und darf maximal 90% des Netto betragen. Ich schreib extra "das als Berechnungsgrundlage dient". Denn wer sehr viel verdient, da gilt nicht das tatsächliche Brutto sondern die Beitragsbemessungsgrenze für die Krankenversicherung als Berechnungsgrundlage (zur Zeit 3937 Euro, man bekommt also maximal 80 Euro am Tag, 1 Monat hat 30 Tage - alle Angaben ohne Gewähr!). Es wird längstens 78 Wochen bezahlt, wobei auch Phasen zusammengezogen werden, wo man zwischendurch gearbeitet hat.
Das sind anderthalb Jahre, das ist schon was.

6 Wochen lang hast Du ohnehin erst mal Lohnfortzahlung (du bist doch angestellt?). Ich würde das erst mal mitnehmen. Und in der Zeit ist der Behandlungsplan festgelegt und dann machst Du ein Gespräch mit dem Sozialdienst im Krankenhaus und / oder anderen Beratungsstellen, was für Dich das Beste ist.

Mögliche Beispiele:

Ich habe einen bisher gottseidank leichteren Verlauf, OP im April, keine Chemo, nur 7 Wochen Restgewebe-Bestrahlung (schon fertig!) und Antihormontherapie. Mitte August Anschlussheilbehandlung "AHB", danach stundenweise Wiedereingliederung für schätzungsweise 4-6 Wochen, für die man weiter Krankengeld bekommt. Da sind ruckzuck 6 Monate rum aber ich bin hoffentlich gut rehabilitiert.
Allerdings arbeite ich Glückpilz an einem Büroarbeitsplatz ohne große körperliche Belastung in einem großen Konzern im Metallarbeitgeberverband. Solange ich nach der Krankschreibung wieder gut arbeiten werde, muss mir wenig Sorgen um unterschwellige Rauswurftendenzen machen. Meinen Resturlaub nehme ich nach der Wiedereingliederung (in der Zeit darf man noch keinen Urlaub nehmen) jede Woche 1 Tag und einen Block an Weihnachten, damit die ganze schöne Wiedereingliederung nicht für die Katz ist. So hab ich bis zum Jahresende noch etwas Luft im Leistungspensum

Ich hab mir manchmal überlegt, da es mir nicht ständig schlecht geht, könnte ich halbtags arbeiten. Das ist aber hier in Deutschland ziemlich kompliziert. In Kombination mit Krankengeld der Krankenkasse geht das erst in der Wiedereingliederung, und die darf nicht vor der AHB anfangen. Alternative wäre eine Arbeitsvertragsänderung (ich werde mich hüten!!! zumal für spätere Krankschreibungen dann das zugrunde gelegte Entgelt geringer ist), da mein Arbeitgeber tarifmäßig nicht anders flexibel reagieren darf.

Wenn es bei Dir flexibler ist, kannst Du Dir überlegen, ob Du mit ihm in den "Bessergehphasen" einen Deal mit Deinen Urlaubsstunden/Überstunden machst oder so. Aber warte bitte doch erst mal ab, wie es dir geht. Und bedenke, auf vielen Arbeitsstellen kommt es schlechter an, halbleistend da zu sein, als eine längere aber definierte Auszeit zu haben und dann wieder gut mithalten zu können.

Eine Bekannte mit Brustkrebs wollte nicht in die AHB und hat mit der Wiedereingliederung während der Bestrahlung begonnen. Vormittags gearbeitet, nachmittags Bestrahlung. Es war schon belastend, aber sie wollte es so, meinte es sei nötig. Und sie hat sich ein sekundäres Lymphödem eingehandelt.

Hat Dein Betrieb eine Schwerbehindertenvertretung ("SBV")? Dann peil die doch mal an, ob sie als Gesprächspartner oder als Beistand beim betrieblichen Eingliederungsmanagement helfen können. Ich bin selbst in der SBV, deswegen kenne ich das. Im §84 "Prävention" des SGB IX stehen die Pflichten des Arbeitgebers. Die Durchsetzung ist natürlich eine weiche Geschichte, auf Konfrontation geht im Endeffekt wenig - aber das kannst Du mit der SBV antasten

So, jetzt hab ich dich zugeschwarmelt. Ich genieße es, im Moment für so etwas Zeit zu haben ;-)
Frag, wenn Dir noch was einfällt

LG
Susa
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