Einzelnen Beitrag anzeigen
  #12  
Alt 15.11.2006, 18:26
Benutzerbild von Claudia Junold
Claudia Junold Claudia Junold ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 10.05.2003
Ort: Bayreuth
Beiträge: 1.283
Standard AW: Partnerschaftsprobleme bei MM

Liebe Helga,
vielleicht hast Du wirklich recht und es herrscht ein Infodefizit. Wenn dem so ist, dann aber doch auch für die Betroffenen! Wir müssen uns doch unsere Infos auch einzeln zusammenklauben. Mir hat ein Arzt bei der Erstdiagnose in der UNIKLINIK gesagt: "Na, das Ding ist doch draußen und damit ist die Sache erledigt..." Ich glaube ehrlich gesagt nicht, daß gerade bei einem derart differenzierten Thema wie dem MM gleich am Anfang eine umfassende Aufklärung möglich ist. Das MM ist nunmal denkbar unberechenbar. Das fängt vom Aussehen des Primärtumors an und hört dort bei der Prognose auf, ob sich Metas bilden werden oder nicht. Schau, was soll man einem Patienten sagen, der ein MM von sagen wir mal einfach 1,00mm hat. Da ist doch alles offen! Soll man ihm gleich zu Anfang der Erkrankung knallhart um die Ohren hauen, daß er vielleicht dran stirbt? Ich finde, die Chancen, daß er in Ruhe und Frieden ein gesegnetes Alter erreichen kann, sind genauso groß. Wer sich als Partner informieren will, kann das genauso gut, wie der Betroffene selbst. Schau Dir doch mal Asterix (huhu ) an, der als Partner ins Forum gegangen ist, um sich Infos zu holen, Austausch zu kriegen und sich die Geschichte der Erkrankung seiner Partnerin von der Seele zu schreiben. Das könnten andere Partner doch genauso tun! Ich denke ein großes Problem besteht darin, daß wir hier fast nur betroffene Frauen sind. Die paar Männer (bitte nicht in den falschen Hals kriegen - ich bin über jeden Mann hier froh!), die wir hier haben, sind in der Regel keine ständigen Schreiber. Männer sind halt (leider?) oft emotional nicht sehr offen und haben öfters Angst, sich zu outen und Gefühle zu zeigen. Das liegt sicher auch an der Erziehung und damit an uns Frauen, es bei unseren Söhnen besser zu machen. Hätten wir mehr betroffene Männer hier, wäre es schon interessant zu hören, wie ihre Partnerinnen mit diesem Thema umgehen! Frauen sind in der Regel doch mehr drauf geeicht, den Partner auch dann nicht im Stich zu lassen, wenn es eng wird. Männer kriegen da vielleicht schon eher mal die Panik und wissen nicht, wie sie reagieren sollen. Auch wäre es interessant, wenn mehr Männer hier schreiben, wie sie die Krankheit ihrer Partnerin erleben und warum sie oft für uns so unverständlich reagieren.
Liebe Helga, so wie ich das sehe, bestehen Euere Differenzen vielleicht nicht nur beim Thema MM. So denke ich, daß es vielleicht ein tieferes Problem geben könnte, das sich halt auch so äußert.
Daß eine Trennung ganz sicher ein schwerer, sehr gut zu überlegender Schritt wäre, steht ganz außer Frage! Vielleicht kann man sich mit dem Partner ja auch anders arrangieren, aber wichtig wird immer bleiben, wie man sich als Betroffener dabei fühlt! Hat der Horror und der Ärger kein Ende, ist das ja wohl auch keine Lösung. Ich bin zwar wirklich mehr als glücklich verheiratet und bekomme von meinem Partner mehr an jeglicher Hilfe und Unterstützung als ich mir jemals erhofft hätte, aber ich weiß trotzdem, was an einer Trennung alles hängt. Vom Finanziellen, Familiären und nicht zuletzt Emotionalen ist das ein Riesenakt - und dennoch zumindest zu überlegen. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende! Das muß aber jeder für sich selbst entscheiden - und da sind wir auch wieder bei der Hilfestellung durch einen Psychotherapeuten. Wie gesagt, die Entscheidung liegt bei jedem selbst und sollte nicht überstützt werden.
Viele liebe Grüße von

Claudia