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Alt 19.01.2011, 08:24
Andree Andree ist offline
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Standard AW: Quo vadis? Wait&See? Chemo? Strahlentherapie?

Vor genau der selben Frage stehe ich gerade jetzt auch.
Bei mir sehr ähnlich: Seminiom 1,6 cm, ohne Metastasen und Gefäßinvasion, CT und Tumormarker unauffällig - also Stadium 1. Also fast der selbe Befund.

Ok, Du tendierst zu Wait & See, genau wie meine Partnerin am Anfang auch. Das wäre ja auch das "einfachste" und schonendste. (Obwohl mehrere CT's im Jahr auch nicht ganz gesund sein kein können..)
Ich habe es meiner Partnerin so erklärt, dass wenn ich nur wait & see mache und mich in einem Jahr jemand fragt ob ich den Krebs besiegt habe, wüsste ich nicht wie ich darauf antworten soll. Ähhm, ja, die haben mir zwar ein Ei rausgenommen, aber ob der Krebs noch da ist... keine Ahnung.
Ich würde praktisch über Jahre ständig auf den Rückfall warten. Auf den nächsten Tumor, vielleicht an anderer Stelle.

Es geht in diesem Stadium, ohne erkennbare Metastasen, eigentlich nur noch darum, das Rückfallrisiko zu minimieren. Mit Wait & See wären das so 25-30%, mit Bestrahlung 4-5% und mit Chemo 3-5%.

Ich denke immer, wegen der Entscheidung mehrere Ärzte zu fragen dürfte nicht viel bringen. Mein Arzt sagt, er kann mich lediglich aufklären welche Behandlungen beim Stadium I für mich in Frage kommen und welche Risiken bestehen, aber am Ende muss ich doch selbst entscheiden. Er sagt nur, mit Wait & See kann die Behandlung aus medizinischer Sicht schon ausreichend sein und abgeschlossen werden.

Bestrahlung kommt für mich gar nicht in Frage, weil da werden, soweit ich informiert bin, wohl vorsorglich nur die Lymphknoten am Bauch bestrahlt, weil sich dort Tumorzellen aus dem Hoden als nächstes angesiedelt hätten, bzw. für das CT noch unsichtbar, schon angesiedelt haben. Das wäre also nur eine "punktuelle" Behandlung, auf einen Bereich beschränkt.

Auch wenn es mir schwer fällt, tendiere ich selbst dann eher zu einer Chemo. Beim Stadium 1 wäre das bei mir auch ambulant 1 Tag in der Arztpraxis.
Nun muss ich nur noch dem Doc bescheid geben das ich die Chemo will und dann leitet er alles in die Wege.
Sozusagen will ich meinen Körper von der Chemo 1x komplett "reinigen" lassen. Erst dann hätte ich das Gefühl, etwas wirksames gegen den Krebs getan zu haben. Erst nach einer Chemo würde ich mich als "geheilt" fühlen, zumal die Heilungschancen bei mir wie bei Deinem Mann wegen des ohnehin schon frühen Stadiums sehr sehr gut sind.

Ich möchte zumindest versuchen, alle Tumorzellen überall im Körper mit der Chemo zu erwischen und danach kann ich "gefühlt krebsfrei" wieder von vorn anfangen und durchstarten.

Meine persönliche Meinung ist, was bringt mir eine vorsorgliche Bestrahlung der Lymphknoten, wenn ich schon mikroskopisch kleine Tumorvorläuferzellen ganz woanders im Körper habe..?

Nach langer Rede und kurzem Sinn, muß sich Dein Mann allein zu der Behandlung entscheiden, mit der ER sich langfristig am besten fühlt.
Die Versuchung der simplen Wait & See-Strategie ist auch bei mir groß - niemand lässt sich gern verstrahlen oder vergiften - aber dann wäre der Krebs nicht nur für die 5-Jahres-Beobachtungszeit, sondern auch noch lange Jahre darüber hinaus für mich allgegenwärtig. Man sagt ja, nach 5 Jahren Wait & See ist die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls schon äußerst gering, alledings halte ich mir immer vor Augen, dass ich hier schon von Hodentumor-Fällen gelesen habe, die ohne Chemo oder Bestrahlung, nach z.B. 8 Jahren einen neuen Tumor am 2. Hoden hatten oder nach 10 Jahren an der Schilddrüse.

Alles erdenklich gute für Euch!

Andree

Geändert von Andree (19.01.2011 um 13:03 Uhr)
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