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Alt 01.09.2007, 17:53
kubi kubi ist offline
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Registriert seit: 01.09.2007
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Standard Auch ein neuer mit Geschichte!

Hallo zusammen.
Auch ich möchte an dieser Stelle meine kleine Geschichte erzählen. Bei mir hat es auch erstmal eine gewisse Zeit gedauert, bis ich mich, wie z.B. hier in einem Forum, mit dem Thema Hodenkrebs auseinandersetzen und mitteilen konnte. Aber ich denke, dass jeder den es erwischt hat und den Mut gefunden hat sich darüber im Internet zu Informieren, in einem solchen Forum viele Tipps, Erklärungen und vor allem Mut und Zuspruch erhält.
Nun denn, mich hat es im Alter von 43 Jahren am 02.07.07 erwischt. Während einer Schulfeier bekomme ich tierische Rückenschmerzen, die Leiste schmerzt und der linke Hoden auch. Na super, es ist Wochenende, alle Praxen sind zu, also zu Hause ein paar Aspirin eingeworfen, Eisbeutel auf den Hoden und abwarten. Allerdings überkommt mich hier bereits das ungute Gefühl, dass das keine Kleinigkeit ist.
Am Montag bin ich dann sofort!!! zum Arzt gegangen. Kurze Ultraschalluntersuchung, ernster Blick vom Doc und sofort Überweisung zum Urologen. (Mir rutscht schon mal so langsam das Herz in die Hose). Die gleiche Prozedur (wieder mit ernstem Blick) und dann die Erklärung des Urologen was es wahrscheinlich ist. Zum ersten Mal in meinem Leben bricht für mich die Welt zusammen . Der Arzt sagt ich soll schon mal mein Köfferchen packen, da ich in spätestens 3 Stunden auf dem OP-Tisch liege. Also fix nach Hause, heulen mit meiner Frau, Kuss fürs Kind und ab ins Krankenhaus.
Dort wieder die gleichen Untersuchungen mit den gleichen unangenehmen Diagnosen. Mittlerweile ist meine Psyche völlig am Boden und mein Herz irgendwo in Australien. Ich will endlich operiert werden, damit ich Klarheit habe. Also, auf zum Lunge röntgen, Blutentnahme etc. Dann kommt die Frage vom Arzt ob ich denn irgendwelche Medikamente eingenommen habe?? Yep, sage ich, so ein paar Aspirin!! Na prima sagt der Arzt, dann sehr wir uns in einer Woche zur OP wieder. So hatte ich dank der blutverdünnenden Wirkung des Aspirins die wohl schlimmste Woche meines Lebens vor mir. Es gingen mir tausend Dinge durch den Kopf, Todesängste, Heulkrämpfe, Hitzewallungen usw. Am allerschlimmsten war es immer, wenn ich meinen Sohn anschaute. Damit ich nicht völlig durchdrehe bin ich trotz der Schmerzen weiter arbeiten gegangen. Das hat mir in dieser Zeit dann doch sehr geholfen die eine Woche Wartezeit bis zur OP zu überbrücken.
Die ersten beiden Tage waren die schlimmsten. Danach kam der Kampfgeist!!! Kann ich jeden nur empfehlen. Bloß nicht hängen lassen. Kämpfen ist gut für die Seele.
Dies war auch auch die Zeit in der ich zum erstenmal auf diverse Seiten im Internet speziell nach diesem Thema gesucht habe. Aber ehrlich gesagt habe ich beim durchlesen diverser Erfahrungsberichte einen Heulkrampf nach dem anderen bekommen. Mir graute vor dem, was mir vielleicht noch alles bevorstehen könnte.
Am 12.07 war es dann soweit. Radikale Inguinale Orchiektomie des linken Hodens und Entnahme einer Gewebeprobe des rechten Hoden im Klinikum Dortmund. Insgesamt komplikationsloser Verlauf der OP. Das ganze per Vollnarkose (war mein eigener Wunsch). Nun, ich wache so gegen 11:30Uhr aus meinem Tiefschlaf wieder auf und rieche das Mittagessen!! Schweinebraten mit Kartoffeln und Gemüse. Obwohl ich auf den Krankenhausmampf nicht so stehe würde ich (wenn ich könnte) am liebsten aus dem Bett springen und mir auch noch die Teller von meinen Bettnachbarn greifen!!
LEBENSHUNGER????
Ich empfinde das zumindest als gutes Zeichen. Am Hunger und am Essen mangelt es mir also nicht. Allerdings hab ich enorme Schlafprobleme(einerseits durch die Narbe und anderseits geben meine Bettnachbarn abends immer so eigenartige Schlafgeräusche von sich ) und die Verdauung klappt auch nicht so toll. Aber zumindest für die Verdauung haben die “ stets gut gelaunten ” Schwestern ja ihre Mittelchen parat.

Am nächsten Tag die Stunde der Wahrheit: CT
Ich schleppe mich morgens über den Gang, da kommt mir mein behandelnder Arzt entgegen und sagt mir freudestrahlend dass ich mich doch mal fix zum CT vorstellen solle.
Nun, Ich hab grad gefrühstückt, mein Bauch ist durch die schlechte Verdauung (und die Mengen die ich verdrücke) ohnehin zum Bersten gefüllt, da stellt mir der CT-Spezi einen riesigen Becher (kamen mir vor wie 5 Liter) mit Flüssigkeit hin und sagt: Jooo, dann man rein damit, und das ganze Zackig. Na denn
Danach hab ich wirklich gedacht ich platze.
Da ich noch den Zugang im Arm habe kann das Kontrastmittel ohne Probleme eingespritzt werden. Bis auf ein bisschen Wärme spüre ich nichts. Aber der Bammelfaktor steigt ins unerträgliche.
Ich frage den Doc wann die Ergebnisse vorhanden sind und bekomme als Antwort. Wenn Sie noch 10min. warten können wir uns gemeinsam die Bilder ansehen. Schluck!!!
10 min. später sitze ich mit dem Doc vor 2 riesigen Bildschirmen und mache einen virtuelle Reise durch meinen Körper.
Der Arzt geht mit mir die Bilder durch. Ich sehe überall Schatten und riesige Tumore!! Der Doc lächelt wünscht mir alles gute und sagt dass ich immer schön zu den Vorsorgeuntersuchungen gehen soll. Kein weiterer Befund, keine Metastasen, Raumforderungen etc. Ich umarme den Arzt, heul mir mein Päckchen und schleppe mich wieder aufs Zimmer.
Am Freitag kommt dann der pathologische Befund:
Klassisches Seminom im Anfangsstadium ohne weitere Metastisierung.
Wieder durchatmen und heulen (vor Erleichterung). Die Ärzte empfehlen mir zur Vorbeugung eine Strahlentherapie die ich am 06.08.07 in der Strahlenklinik des Knappschaftskrankenhauses in Dortmund antrete. Ich bekomme 10 Bestrahlungen. Die Nebenwirkungen lassen sich locker ertragen.
Die Bestrahlung ist jetzt abgeschlossen und ich hoffe dass ich ich den Mist jetzt hinter mir habe. Derzeit leide ich relativ stark an der Fatique und an der Angst das doch noch mal was nachkommt. Gegen die Fatique hilft mir sehr gut das Orthomol Immun Pro und gegen die Angst meine liebevolle Frau und mein quirliger Sohn.
Seelisch ging es natürlich auch bei mir immer auf und ab. Aber ich habe immer versucht so positiv wie möglich zu denken. Nach kurzer Zeit hat es auch mit dem Humor schon gut geklappt. Mein Wahlspruch war immer: Obwohl ich kein Zwilling bin, bin ich jetzt eineiig.

Und an dieser Stelle noch einmal der Hinweis an alle, die diese Seite auf Grund der beschriebenen oder ähnlichen Symptomen aufsuchen.
GEHT SOFORT ZUM ARZT!!!!!
Lieber einmal mehr den Doc an den Bömmelkes rumspielen lassen, als dass sich der Mist im ganzen Körper ausbreitet. Je eher ihr geht umso größer ist die Chance, dass Ihr halbwegs heile aus der Affäre rauskommt.

Es gibt noch reichlich was ich erzählen könnte wie ich mich verhalten habe, was ich gemacht und gelassen habe etc, aber ich denke, dass sprengt hier den Rahmen.
Wer mag kann mir gerne mailen.
Viele Glück an Euch alle,
Kai
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