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Alt 28.10.2009, 12:57
Hope80 Hope80 ist offline
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Registriert seit: 19.03.2009
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Standard AW: Gibt es überhaupt Überlebende?

Hallo,
ich hatte gesagt, ich melde mich wieder, wenn alles vorbei ist. Nun ist es soweit. Mein Bruder starb am 20.10.2009 um 6.30 Uhr mit nur 25 Jahren.
Ich hatte alle Beiträge von mir zuvor gelöscht, da wir Ende Juli nach seiner OP erfuhren, dass nichts mehr zu machen ist und wir ihm diese Nachricht aber nicht mitgeteilt haben. Ich wollte verhindern, dass er im Internet lesen muss, dass er sterben muss. Wir hielten es für besser, wenn er Hoffnung hat und nicht auf den Tod wartet. Damals gaben ihm die Ärzte nur 4 Wochen - maximal. Er hat über 12 Wochen durchgehalten.
er erholte sich zunächst gut von der OP und es war für uns total irreal, dass er doch sterben muss. Er machte PLäne und sagte "Wehe, mich steckt jemand mit der Schweinegrippe an. Es kann nicht sein, dass ich diesen kaum zu überlebenden KRebs überstehe und dann an der SChweinegrippe verrecke!" Naja, so war er. Wir hatten ihn auch so schnell wie möglich nach Hause geholt, weil er mal sagte, dass er nicht ineinem Krankenhaus sterben wollte.
Es war für uns unglaublich schwer ihm bei seiner Pläneschmiederei zuzuhören und selbst zu wissen, dass er diese Pläne niemals umsetzen kann. Ich hab trotz allem noch irgendwie mein Staatsexamen gemacht.
Erst am 11.10. brauchte er schließlich Sauerstoff und ab da ging es rapide bergab. Da merkte er dann wohl auch, dass er sterben wird. Jede kleinste Anstrengung kostete ihn unheimlich viel Kraft und er japste nach Luft. Es war auch nicht mehr möglich für ihn aufzustehen. Leider hatte er Anfang September das Pflegebett verweigert, da er nicht verstand, warum er das überhaupt brauchte, deswegen war es für uns einigermaßen schwierig, ihn zu pflegen. Vermutlich hatte sich der Krebs Anfang/Mitte Oktober auch schon durch die Lunge gefressen. Wir hatten ja gehofft, dass der Krebs dafür sorgt, dass sein Herz einfach stehen blieb und er einfach umfällt oder im Schlaf stirbt, da er sich ja auch schon in den Herzmuskel gefressen hatte, aber sein Herz war einfach zu jung und zu stark. Ein älterer Mensch wäre schon lange gestorben. In der Nacht vom 19. auf den 20. bekam er schließlich garkeine Luft mehr. Er hatte Panik und Flehte mit weit aufgerissenen Augen um Hilfe oder Erlösung - ihm war es gleich. Das war so furchtbar. Wir riefen daraufhin den Notarzt und von ihm bekam er Morphium. Das nahm ihm die Angst und jeden noch verbliebenen Schmerz. Er schlief etwa um 2.30 UHr ein und hörte morgens um halb sieben einfach auf zu atmen.
Ich persönlich würde jedem betroffenen raten, sich sofort operieren zu lassen. Wer weiß, ob sich der Krebs schon im März, als wir davon erfuhren, ins Herz und in die Lunge gefressen hatte.
Hope(less)
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