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Alt 17.04.2014, 12:41
Lillyfee1983 Lillyfee1983 ist offline
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Standard AW: BRCA1/2 Gentest/Ablauf/Ergebnis Angst und Fragen

Hallo, Pazifique!
Ich kann dein Problem sehr gut nachvollziehen, da ich in einer ziemlich ähnlichen Situation bin/ war. Komme auch aus einer BK-Familie, Mutter und Schwester brca1-positiv. Und seit der Erkrankung meiner Schwester bzw. seit Bekanntsein der Mutation vor fast 5 Jahren schleppte ich die Frage einer Testung mit mir rum, lehnte es allerdings lange ab. Vor einem Jahr entschied ich mich dann doch, den Test zu machen, da ich in das ALter kam, in dem auch meine Schwester erkankte (mit 29). Was mich jedoch (ohne den Test) am meisten belastete, war die Ungewissheit!!! Regelmäßige Panikattacken, vor jedem Kontrolltermin Horrorszenarien im Kopf, Tage vorher schon Heulkrämpfe und der Gedanke "Was ist, wenn da was ist"?? Deshab wollte ich dann doch lieber Gewissheit haben, egal, wie das Ergebnis ausfiel.
Von daher: Hut ab, dass du dich für den Test entscheiden hast!!!! Das erfordert erstmal Mut, sich überhaupt dazu durchzuringen, besonders, wenn man gar nicht betroffen ist.
Um noch ein bisschen aus meiner Sicht weiterzuschreiben: Das Ergebnis kam (ich wurde per Brief informiert und musste dann telefonisch einen Termin vereinbaren, scheinbar sind die Abläufe nicht immer gleich). Der Test ist positiv, ich habe die brca1-mutation. Erste Reaktion: Schock, Heulen, "Was nun?????"...das Gefühl, jemand zieht einem den Teppich unter den Füßen weg, der Gedanke "So'n Scheiß! VOll gemein, die 50 % sind an unserer Familien scheinbar vorbei gegangen.." (habe das Ergebnis übrigens seit 2 wochen)
Jedoch brauchte ich überraschenderweise nur einen Tag, um mich von dem Schock zu erholen. Dann kam der Gedanke: OK, jetzt weiß ich es endlich, die Zeit der Ungewiisheit ist vorbei und in gewisser Hinsicht auch Erleichterung (da ich es nun endlich wusste). Klar, das Ergebnis war erstmal niederschmetternd, aber nun weiß man, was einen erwarten könnte und kann aktiv etwas unternehmen!! Das Positive: es ist keine Diagnose!!
Was kann man also machen? Intensiviertes Früherkennungsprogramm starten oder sich mit dem Gedanken anfreunden, sich vorsorglich das Brustdrüsengewebe entfernen zu lassen. Obwohl ich mir das auch nie vorstellen konnte und es lange genau wie den Test ablehnte, setzte ich mich nun doch damit auseinander und las viel im Internet darüber. Und ich kam zu der Erkenntnis: das ist noch lange nicht das Ende der Welt! Sondern eine Möglichkeit, das 80%-Risiko, das im Moment besteht, auf ca.5 % zu senken (d.h. weniger als die "Normalbevölkerung" mit ca. 10%). Habe schon mit 2 verschiedenen Ärzten gesprochen, die mir alles genau erlärt haben. Wenn ich mich entschieden habe (wann OP und welche Vorgehensweise, also Implantat oder EIgenfett), brauch ich nur anrufen und es wird ein OP-Termin gemacht.
Soviel erstmal dazu.
Also, liebe Pazifique, ich hoffe, ich konnte dir mit meinen AUsführungen etwas helfen, da ich genau die gleichen Gedanken hatte!!!
Ach und zum Thema Freund/ Beziehung: AUch ich habe seit 1,5 Jahren eine neue Beziehung, doch habe die Entscheidung zum Test unabhängig von ihm gefällt. Natürlich sprachen wir darüber und er ging/ geht unheimlich verständnisvoll damit um (schon von ANfang an, als ich nach ca. einem halben Jahr Beziehung erwähnte, diesen Test zu machen). Mit der Ergebnisverkündung geht er ganz normal um, hat mich getröstet und mir klar und deutlich signalisiert, dass er mich in all meinen Entscheidungen unterstützt. Er kam gestern auch zum Gespräch mit einem plastischen Chirurgen mit, hat ganz viel Fragen gestellt, Fotos mit angeschaut etc.
Ich habe also nicht dazu Gefühl, dass das Ergebnis unsere Beziehung belastet, im Gegenteil, es schweist uns scheinbar noch mehr zusammen.
Für den Fall, dass es nicht so wäre, wäre er wohl auch nicht der Richtige für mich. Das muss ich leider so sagen (aber zum Glück ist das ja nciht der Fall). Ich hätte mir auch vorgestellt, dass es die Bezieung belasten könnte, aber was willst du denn machen? Es vor ihm verschweigen?? Diesen Riesengedanken und -sorgenberg mit dir allein rumschleppen? Nicht zur Ergebnisverkündung gehen, aus Angst, dass eure Liebe geschwächt werden könnte?? Und dich weiterhin verrückt machen und schlimmstenfalls Gefahr laufen, zu erkranken?? Dann ist der Schlammassel doch noch viel größer!!
Sieh es doch mal so: wenn du es jetzt weißt (und tatsächlich eine Mutation vorliegen sollte), hast du Gewissheit. Und die Chance, zu handeln! Und keine Diagnose! Den Kopf in den Sand stecken und heulen/ grübeln kannst du, wenn dus nicht weißt. Und es besteht ja immernoch eine Chance, dass du gar keine Mutation hast, was ich dir natürlich totaaal wünschen würde!!!!!!!!
Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen beim Gedankensortieren!! Und wünsche dir das aller Beste!!!!! Lillyfee
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