Einzelnen Beitrag anzeigen
  #40  
Alt 02.09.2008, 10:41
türkensepp türkensepp ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 14.06.2008
Beiträge: 6
Standard AW: PAP 5 und das ist der Anfang !!!

Hallo zusammen,

nun ist es schon einige Zeit her, dass ich hier war. Das kommt einerseits daher, dass ich einfach zu viel um die Ohren hatte anderseits aber auch daran, dass nach den schnellen, z. T. überfallartigen Ereignissen am Anfang (Befund, Schock, OP, OP-Folgen), die Ereignisse ruhiger verlaufen sind. Kurz: es gab nicht mehr täglich "große" Neuigkeiten (zum Glück!!).

Nun will ich natürlich trotzdem nicht versäumen, nochmal was zum aktuellen Stand zu sagen, auch als Aufmunterung für andere.

Die dirketen Auswirkungen der OP hat meine Frau nach ca. 1-2 Wochen ganz gut weggesteckt. Sie war dann nach der Entlassung noch ca. 2 Wochen zu Hause, bevor sie in die Reha ging. Ich war total überrascht, wie gut es da schon ging. Natürlich hat sie nach einer so schweren OP noch manchmal Schmerzen gehabt und der Bauch war superempfindlich. Anfangs gab's auch noch etwas Probleme mit dem Darm, der ja bei der OP total stillgelegt wurde. Aber das gab sich recht schnell.

Sie hat dann gleich mit dem Hormon-Gel begonnen und das hat auch ganz gut funktioniert. Bis auf einen Anfangs-Schock (siehe unten).

Die Reha war dann in Aulendorf. War insgesamt nicht schlecht. Sie hatte z. T. ganz gute Therpeuten. Das Zimmer war echt super gut (alles ganz neu). Vom Umfeld her ist Aulendorf natürlich nicht gerade der Hit (liegt echt am A. der Welt). Die größten Probleme haben ihr dort eigentlich die "schweren Fälle" gemacht, mit denen sie in einigen Gruppen zu tun hatte. Sie selbst war ja eigentlich schon ganz fit (einmal wurde sie für Personal gehalten). In der 2. Woche hat sie schon am Walking teilgenommen. Ihre Einstellung nach der OP war und ist: "Ich bin nicht mehr krank, der Krebs ist weg, alles ist wieder o.k." Und dort dann Therapiegruppen in denen es um die Bewältigung der Ängste geht und alle berichten von Ihren schlimmen Dingen. Das hat sie dann runter gezogen. Aber nach eineigen Einzelgesprächen mit dem Psycho hat sie das in den Griff bekommen.

Nach der Reha dann noch 2 Wochen krank geschrieben und dann wieder zur Arbeit (allerdings nur Teilzeit). Das war dann ca. 2 Moate nach der OP. Der Gyn war total perplex. Er hätte sie bis November krank geschrieben.

Inzwischen geht es ihr recht gut. Ein Aussenstehender merkt praktisch nichts mehr. Der Bauch ist schon deutlich zurück gegangen aber immer noch druckempfindlich. Durch den kleinstmöglichen "Bikinischnitt" (nur quer und ganz weit unten) sieht selbst bei etwas kapperen Bikinis nichts. Das ist für meine Frau eine große Erleichterung, denn sie ist stolz auf ihren gut trainierten Bauch. Da macht sich ein senkrechter Schnitt nicht so toll. Mir wär's egal gewesen.

Allerdings hat sie inzwichen auch schon mal Stimmungstiefs erlebt, in denen es ihr nicht so gut ging. Das war nach einem Kaffeklatsch, bei dem über schlimme Krankheiten gesprochen wurde. Ich denke, das sitzt doch im Inneren noch ganz schön drin. Muss man halt aufpassen.

Zum Thema Lymphen:
Sie hat in der Reha natürlich Lymphdrainagen erhalten. Die haben ihr sehr gut getan. Jetzt macht sie auch 1-2 pro Woche Lymphdrainage. Bisher gibt es keine Probleme. Der Therapeut in der Reha meinte, wenn bis jetzt keine Probleme aufgetreten sind, kommen auch keine. Der Gyn ist da etwas vorsichtiger, eine Aussage dazu könne man erst nach längerer Zeit machen (2 Fachleute - 2 Meinungen - wie üblich). Abwarten und hoffen.

Zum Thema Hormongel:
Da kam nochmal ein ziemlicher Tiefschlag.
Eine der beschriebenen Nebenwirkungen des Hormongels ist die Steigerung des Brustkrebs-Risikos. Das tritt in 1 von 1000 Fällen auf. Ist schon recht häufig. Das ist natürlich für jemand, der gerade eine eine Krebs-OP hinter sich hat keine besonders schöne Aussicht.
Nach Gesprächen mit Ärzten und Bekannten hat sie sich allerdings beruhigt. Da sie auf Grund ihrer Lebensweise und Familiengeschichte nicht zu den Risikogruppen zählt, ist das Risiko deutlich geringer. Und sie muss nur wenig nehmen. Wenn die Eierstöcke drin geblieben wären, wäre das Risiko auch nicht geringer. Vor allem könnte es dann auch die Eierstöcke selbst noch treffen. Natürlich bleibt ein Beigeschmack. Aber eine echte Alternative gibt es nicht. Auch hier hilft nur hoffen und gut beobachten.


Abschließend kann man eigentlich nach jetzigem Stand nur sagen: Glück gehabt!!

Und hoffen, dass es wirklich so bleibt. Denn dass muss die Zeit erst zeigen!!

Bei mir sitzt trotz der positiven Entwicklung der Schock noch immer in den Knochen. Ich kann das nicht einfach so wegstecken.


Noch zwei Bemerkungen zu Diagnose und Behandlung:

1. Diagnose
Ich kann es noch immer nicht verstehen, dass im Oktober 2007 noch garnichts festgestellt werden konnte und im Mai 2008 plötzlich PAP5.

Ich weiss, dass sie vor einigen Jahren mal eine "Auffälligkeit" hatte. Das wurde beobachtet und medikamentös behandelt, dann war es wieder gut.
Der Gyn meinte damals, sie hätte Glück gehabt, sonst hätte man einen kleinen Eingriff machen müssen.

Heute weiss ich (und sie), dass er damit wohl gemeint hat, dass der PAP-Wert erhöht war und durch die Behandlung wieder gesunken ist. Der kleine Eingriff wäre dann wohl eine Koni gewesen. Damals hatten wir von diesen Begriffen keine Ahnung (noch nicht einmal von der Existenz dieser). Und ich muss zugeben, ich habe auch nicht weiter danach gefragt.

Der "alte" Gyn galt als ausgemachter Experte auf diesem Gebiet. Sein Sohn hat die Praxis Anfang 2008 übernommen und hat ebenfalls sehr viel Erfahrung auf diesem Gebiet aus seiner Assitenz-Zeit in einer Gyn-Klinik. Menschlich muss er noch etwas üben. Die Mitteilung der Diagnose war eine Katastrophe. Er ging gleich vom Schlimmsten aus (volle Wertheim, Radio-Chemo, 6 Monate krank) und hat das auch ungeschminkt so rübergebracht. Im Nachhinein war es natürlich besser so herum als umgekehrt. Aber man kann auch versuchen so etwas schonender rüber zu bringen und das Mitbringen einer Begleitperson empfehlen. Meine Frau ist in der Praxis zusammengebrochen.

Positiv muss man erwähnen, dass er ein Abstrich-Werkzeug benutzt, dass wesentlich besser ist als der normale Watte-Pad. Dank dieses Werkzeugs kann man Veränderungen wesentlich früher erkennen. Die Mehrkostenm trägt er (keine Kassenleistung).

Trotzdem:
Wurde da vielleicht was übersehen???
Man wird es wohl nie erfahren.
Ein Beigeschmack bleibt.


2. Behandlung:
Nach anfänglicher "Schocktherapie" (es sah zunächst wegen Zysten in der Gebärmutter nach weit fortgeschrittenem Krebs aus), hat der behandelnde Chefarzt der Gyn-Klinik und sein Team in Memmingen beste Arbeit geleistet.

Der Mann hat sehr viel Erfahrung und ist auch menschlich eine Wohltat. Und dies gilt auch für seinen Oberarzt. Beide haben sich extrem viel Zeit genommen um alle Risiken abzuwägen, uns aufzuklären und auch Zuversicht zu spenden. Jede Frage verständlich beantwortet. Niemals Zeitdruck. Auch nicht am Freitag um 20:00 Uhr. Und letztlich ist auch die OP bestens gelaufen, bis auf kleinere Punkte bei der Narkose. Auch die Nachsorge in der Klinik durch das Ärzteteam war sehr gut. Der Chef hat sich praktisch täglich (auch am Wochenende) persönlich blicken lassen. Und das trotz vieler Stunden OP am Tag und extremer Belastung. Respekt!!


So nun ist mal so das Meiste gesagt.

Jetzt hoffen wir das Beste.

Ich wünsche allen die die Diagnise Krebs oder auch "nur" eine Vorstufe haben, dass sie den Mut nicht verlieren, obwohl ich weiss, dass sich das nach einer solchen "Glücksgeschichte" leicht sagt und es viel schlimmere Fälle gibt (ich habe in der Familie leider schon einige erlebt).

Vielleicht schaue ich ab und zu mal rein. Allerdings bin ich kein "Forum-Typ" und Briefe-Schreiber. Mich kostet es immer ziemlich viel Überwindung.
Und ich hoffe, dass ich es nicht aus "aktuellem Anlass" tun muss!!!

Türkensepp
Mit Zitat antworten