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Alt 29.11.2014, 09:36
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Davinci Davinci ist offline
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Standard Chemo ablehnen?

Hallo ihr Lieben, ihr Leidensgenossinnen, ihr Powerfrauen und ihr Kämpferinnen!!!

Zunächst, ein wenig was über mich. 37 Jahre alt, Mutter von zwei entzückenden Kindern ( 3 und 7 Jahre jung ). Abitur nachgeholt, wollte nächstes Jahr mit dem Studium beginnen. Dann die Diagnose. Und die OP. Alles wie im Nebel ... ich äußerlich stark ... positiv und optimistisch. Innerlich: panisch. Meine Mutter ist an Darmkrebs gestorben. Meine größte Angst war : Krebs. Meine Nächte: bis ich aufwache, ist die Welt in Ordnung. Ich wache aber oft in der Nacht auf und nach einigen Sekunden, hält man mir eine große Wrbetafel ins Gesicht mit der Aufschrift: "KRANK - KREBS. JA - DU !!!!!"

Nach der OP: Brusterhaltend. Mein Krebs reagiert gut auf Hormone, aber G2 und nicht "verkapselt" ( habe die Unterlagen gerade in der Klinik, schreibe aber dazu nachher gern mehr ). Knochen usw. alles sauber. Wächterlymphe sauber.
Mir wird Chemo 6 "Sitzungen" empfohlen. Danach Bestrahlung.

Wenn ich hier aber lese, wie oft der Krebs nach/trotz Chemo zurückgekehrt ist, wie schrecklich die Nebenwirkungen sind ( z.B. Krebs ) und dass es Folgeschäden gibt ... da frage ich mich ernsthaft, ob ich die Chemo nicht ablehnen soll und stattdessen auf Hormon und Strahlentherapie bestehen soll. Natürlich, niemand kann mir diese Entscheidung abnehmen. Aber auch scheinen mich Ärzte nicht zu verstehen. Ich habe wahnsinnige Angst vor der Chemo, ich kann nicht mit Erschöpfungfolgeschäden leben, meine Kinder sind doch noch so klein. Was ist mit meinen Zukunftsplänen, meinen Zielen ( Studium )? D.h. ich hänge mom. beruflich völlig in der Luft - ich bin nicht angestellt, da ich zum Zeitpkt. der Diagnose ein Praktikum gemacht habe ...

Meine Ärztin meint, die Nebenwirkungen der Chemo seien heute sehr gut mit anderen Medikamenten zu behandeln. Ich könnte höchstens ein paar Schwierigkeiten mit der Verdauung und mit den Schleimhäuten bekommen. Naja, und heutzutage gäbe es super Perücken. Das wars.

Ich will aber keine Perücken. Man sieht immer, dass es ne Perücke ist. Ich will auch kein Tuch. Ich will meine Haare behalten - damit mich keiner mitleidig ansieht. Mitleid von Fremden ist sowas von erniedrigend.
Ich will auch nicht benebelt und antriebslos, mit Schmerzen, meinen Kindern entgegentreten. Ja ... ich will hoffen, dass meine Kinder stark genug sind, mit Bemerkungen zu meiner Erkrankung umzugehen - will ich ihnen das aber zumuten? Nein, ich will und ich kann auch nicht. Ich kann nicht benebelt bleiben - weil ich doch studieren möchte. Das klingt undankbar und ich schäme mich für meine Gedanken, den Frauen gegenüber die keine Wahl haben. Die gerne diese Strapatzen auf sich nehmen - um zu überleben.

Ich kann die Chemo bestimmt unter diesen Umständen aber nicht gut verkraften, weil ich ganz einfach nicht davon überzeugt bin. Ich werde wahrscheinlich die kleinste Nebenwirkung nicht ertragen können. Und traurig und wütend sein.

Also ... ich dachte an eine Zweitmeinung. Habe dann das "Krebstelefon" auf "www.krebsinformationsdienst" angerufen. Dort wurde mir eine Zweitmeinung empfohlen. Die Dame hatte viele Studienergebnisse in peto ... schon "pro-Chemo". 98% der Frauen, die Chemo bekommen haben, hatten kein Rezidiv. Was aber wenn ich zu den 2% gehöre? Natürlich ... die Chance ist gering, aber wenn man betroffen ist, dann fragt man sich schon, was ist wenn...? Das klingt kleinlich und paranoid ... bitte entschuldigt, falls ich euch auf die Füsse trete...

Habe dann mal in Heidelberg angerufen. Und .. woooow: habe Anfang Februar 2015 einen Termin bekommen. Das ging mir dann aber doch zu schnell ( ja... normalerweise bin ich ironisch unterwegs. Hat wohl der Krebs gefressen ...).
Habe jetzt woanders einen Termin bekommen. Auch gut.

Vielleicht ... gehts gut. Wenn nicht - und das habe ich mich versprochen - dann eben doch Chemo. Dann bin ich bereit. Aber jetzt noch nicht

Ich hoffe, dass ich nicht ganz unsympatisch rüber gekommen bin. Ich bin aber sowas von Matsch in der Birne... fühle mich total matschig in der Birne, so konfus.

Ich hoffe auf ein wenig Kraft. Danke euch dafür. Ich hoffe, dass ich eines Tagen auch wieder Kraft geben kann.

Herzliche Grüße
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