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Alt 21.06.2004, 12:49
Gast
 
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Standard Noch unter Schock...

Hallo Nina,

dass euer Freund "abblockt" kenne ich von mir selber. Ich habe ca. ein halbes Jahr geblockt und habe so gut, wie nimanden an mich heran gelassen.
Vielleicht liegt es einfach daran, dass ihm zu viele Gedanken, Ängste und Fragen im Kopf herum schwirren, die er für sich selber noch gar nicht sotiert hat.
Manchmal ist es schwer Dinge in Worte zu fassen. Dinge , die für einen selber eine solche Unsicherheit und Angst auslöst, dass man erst mal für sich selbst einen Weg finden muss, damit zurecht zukommen.
Ich selber hatte oft zusätzlich noch die großen Fragezeichen: Wenn ich jetzt anfange zu reden,wie wird mein Gegenüber damit umgehen? Vielleicht ist dein Freund ohne hin nicht der große Redner vor dem Herrn, was persönliche Dinge angeht. Wie soll das dann mit solch einer emotionalen Stiuation erst gehen?
Ich habe oft die Hilflosigkeit meiner Angehörigen erleben müssen. Mein Mann war anfangs der Ansicht, er kommt von der Arbeit und ich stürze erleichtert in seine Arme und breite ihm mein Seelenleben über die Krankheit aus. Nur so lief das am Anfang überhaupt nicht. Ich wollte und konnte nicht reden. Mitleidsvollen, ängstlichen und mit tausend Fragezeichen behafteten Blicken bin ich kommentarlos aus dem Wege gegangen.
Ich wußte einfach nicht ,was ich sagen sollte. Es ist einfacher über körperliche Beschwerden, Blutwerte und Therapien zu reden, als seine Ängste zu offenbaren.
Mir hat es sehr geholfen, dass mein Mann hinterher ganz klar sagte: Du redst nicht mit mir und ich weiß überhaupt nicht, wie ich dein Verhalten manchmal deuten soll. Auch andere haben irgendwann angefangen und haben mir gesagt, sie hätten so viele Fragen, aber sie trauen sich nicht sie zu äussern.
Vielleicht lasst ihr ihm noch ein bischen Zeit und in dem richtigem Moment redet ihr mit ihm. Er wird viellleicht dadurch lernen, zu begreifen, da sind Menschen, die sind wirklich daran interessiert wie es mir geht und wird sich öffnen.
Lasst euch nicht beirren in der Freundschaft, wie sie vorher war.Hartnäckigkeit zahlt sich oftmals besser aus, als den Rückzug zu akzeptieren . Ich glaube einfach daran, dass euer Freund eigentlich gar nicht allein sein möchte und froh ist , dass er euch hat.
Wenn ich im nachhinein meine Situation beurteile, habe ich oft ziemlich paradox gehandelt. Und ihr dürft eins nicht vergessen: er wird körperlich auch sehr eingeschränkt sein und oftmals deshalb die Ruhe und Zurückgezogenheit vorziehen.
Ich weiß, als Angehöriger ist es oft schwer. Man muss die Dinge hin nehmen , die der Kranke sie einem gibt, obwohl man vielleicht es anders haben möchte. Ich hätte trotz allem nicht mit Angehörigen tauschen wollen und dies sage ich als Betroffene.
Alles Liebe Petra
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