Einzelnen Beitrag anzeigen
  #32  
Alt 18.07.2006, 21:02
susaloh susaloh ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 22.01.2006
Ort: Kiel
Beiträge: 944
Standard AW: Jetzt Metas - was mach ich nur???

Liebe Gigi, liebe Bettina, liebe Gloria

Ich fühl mich auch ganz hilflos, wenn ich lese, was euch so passiert. Zum einen würde ich euch persönlich, als liebe Menschen natürlich gern trösten können, weil ich euch hier vom Forum her "kenne" und finde doch nicht die richtigen Worte, was kann man schon sagen, wenn man selber sowas noch nicht erlebt hat?!?!?.

Ich schäme mich auch beinah dafür, denn zum andern packt mich als Mitbetroffene natürlich auch diese lähmende Angst, wie werde ich diese Schicksalschläge verkraften, wenn es bei mir soweit kommt???

Ich wünsche euch ganz ganz doll, dass ihr die Kurve kriegt zu einer Lebenseinstellung, mit der ihr es schafft, die Fakten zu verarbeiten, trotzdem Hoffnung zu haben aber vor allem das Leben
zu genießen. Das ist es was ich MIR wünsche, wenn ich in die Situation komme. Es scheint irgendwie so falsch zu sein, so eine Vergeudung, dass man, weil man nun zu wissen meint, dass man sterben muss, von diesem Wissen erdrückt, den Moment, wo man doch eigentlich noch voll lebendig ist, nicht mehr genießen kann. Aber wie schafft man das???? Es scheint mir eine ganz große und schwere Aufgabe zu sein, vielleicht DIE Lebensaufgabe. Ich glaube, kämpfen ist natürlich wichtig aber nicht alles: man muss irgendwie so "reifen", dass man auch mit schlechten Ergebnissen (mittelfristig) den Lebensmut nicht verliert. Ich selber, mitten in der Erstbehandlung, leiste mir erstmal noch den Luxus mir einzubilden, dass ich "geheilt" sein werde, der Krebs bestimmt niemals wieder kommen wird und fertig ist die heile Welt.

So kann ich diese Reifungsarbeit, oder wie ich es nennen soll, erstmal noch auf die lange Bank schieben. Aber ich habe den Verdacht, drumrum kommen wir alle nicht, selbst wenn der Krebs nicht wiederkommt. Es kann nicht immer nur bergauf gehen. Es werden Dinge geschehen, unausweichliche (wie das z.B. die Eltern irgendwann erkranken und sterben), die uns irgendwann zwingen werden, an unserer Einstellung, an unserem (Selbst-)verständnis über Leben und Tod zu arbeiten. Wie weiß ich auch nicht. Manchmal bewundere ich meine Eltern. Die sind 75 und 73 und haben ein wunderschönes Leben in Portugal, mit ganz viel Natur, mit ihren Pflanzen, Hunden, Katzen, und vor allem miteinander. Ein Leben, das sie fröhlich und vor Energie und Optimismus sprühend geniessen. Wie machen die das, wo sie doch wissen müssen, dass es womöglich schon in ein zwei Jahren, schon sicherer in 5 Jahren, etc, alles anders sein kann, alles bergab gehen wird, vorbei sein wird? Wird es leichter, wenn man alt ist, weil man alt ist? Ich würde sie gern fragen diesen Sommer, wenn ich hin fahre.

Seht ihr, ich sach ja, ich kann auch nicht trösten. Ich hab mal ganz frei versucht zu schreiben, was ich tief innen mehr fühle als denke. Versteht ihr mich?!? Ich weiß nicht mal ob ich mich selber verstehe.

Ganz liebe Grüße
Eure Susanne