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Alt 15.08.2016, 10:26
BOB the builder BOB the builder ist offline
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Standard AW: Man sieht sich immer zweimal im Leben....

Guten Morgen Forum,

nun sitze ich also nach bald 2,5 Monaten Chemotherapie wieder mal im Krankenhaus, diesmal um mir mein letztes Bleo abzuholen.
Also auch etwas Zeit um ein Fazit zur Chemotherapie zu ziehen und die Erwartungen mit der Wirklichkeit abzugleichen:

1. Nebenwirkungen:

Erwartet habe ich eigentlich so alles mögliche. Körperlich ist wenig davon tatsächlich eingetreten:

- Überlkeit war ein latentes Thema trotz Medikation
- Essensaversion hat von Zyklus zu Zyklus zugenommen (Am Ende deutlich)
- Wassereinlagerungen (Abnehmend von Zyklus zu Zyklus)
- Starker Speichelfluss (tw. wirklich absurd viel) an den Tagen 6-10 jedes Zyklus
- Braune Flecken an Oberkörper und Händen
- Polyneuropathie rechte Hand (nach Zyklus 4 sehr ausgeprägt)

2. Was alles nicht eintrat:

- Probleme mit dem Blutbild (Keine Leukopenie, kein Infekt, kein Fieber, keine Isolation)
- Erbrechen (abgesehen von einem Tag, da aber selbst schuld)
- Körperliche Hinfälligkeit beschränkte sich immer auf Tag 6. Danach normale
Teilnahme am Alltag (abgesehen von Arbeit) möglich
- Lungenprobleme durch Bleomycin (komme auch jetzt noch fast problemlos in meine Wohnung im 5. Stock (zu Fuß natürlich)
- Thrombosen jedweder Art
- Tinitus durch Cisplatin (nur nach Zyklus 1 danach nicht mehr vorhanden)

3. Was mit geholfen hat:

- Bewegung und nochmal Bewegung.
Im Krankenhaus selber bin ich mindestens 3500 Schritte am Tag gegangen zusammen mit dem Infusomaten. Das mag langweilig klingen, verhindert aber dass man durch das ewige Rumliegen noch schlapper wird als ohnehin.
Zwischen den Zyklen bin ich mindestens 6 km am Tag gewalkt, meistens mehr. Hier ein spezieller Dank an den Hund meiner Eltern😀

- Ganz normale Ernährung zwischen den KH Aufenthalten:
Ich habe nach Möglichkeit ganz normal gegessen wenn ich nicht im KH war. Also Obst, Fleisch, Nudeln, Kartoffeln und Gemüse aber auch mal nen Burger😀 Abgesehen davon, dass mir empfohlen wurde keinerlei Nahrungsveränderungen vorzunehmen, gab mir das auch das Gefühl der Normalität zwischen den KH Aufenthalten.

- Informiert sein:
Auch wenn viele Freunde mir gesagt haben: Lies nicht so viel im Internet, dass macht dirch nur verrückt, so haben mir viele Informationen geholfen die Therapie besser zu verstehen und damit auch zu akzeptieren. Außerdem schadet es nix, wenn man den Ärzten auch kritischere Fragen stellen kann. So geschehen mit der bei mir völlig unnötigen Lücke von 2 Wochen zwischen Zyklus 2 und 3 auf Grund eines Zählfehlers.

Abschliessend war die ganze Prozedur für mich vor allem für den Kopf sehr anstrengend, denn es ist der Psyche einfach schwer zu vermitteln, dass man 4 mal körperlich augenscheinlich in gutem Zustand ins Krankenhaus geht um 6 Tage später geschwächt und koddrig wieder entlassen zu werden. Und das Ganze soll einem Helfen? Tut es natürlich, aber es widerspricht dem vom Kopf erwarteten Plan eines Krankenhausbesuchs.

Was man glaube ich als Betroffener auch unterschätzt ist, dass die Angehörigen auch sehr stark betroffen sind. Mir war wichtig den ein oder anderen auch mal zu seinem privaten Freizeitvergnügen statt zu einem Besuch bei mir zu überreden, damit auch dort nal ein Ausgleich zu meiner Krankheit stattfand.

Nächste Woche gehts in die AHB. Danach CT und Endstaging.... Melde mich wieder.

Viele Grüße

BoB
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