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Alt 14.10.2016, 05:15
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Non-Hodgkin-Lymphom ("böse" bösartig) , Therapie an über 71-Jährigem

Hallo,

aus heutiger Sicht war/ist es auch für mich ganz nützlich, laufend von meiner Therapie zu berichten.
Denn dadurch kann ich nachlesen, was sich wann dabei ereignete.

Obwohl die letzte (6.) Chemo-Zufuhr ca. Anfang August erfolgte, kommt es mir heute, ca. 2,5 Monate später, so vor, als läge das viel länger hinter mir.

An Nebenwirkungen bzw. Folge-Erscheinungen der Therapie sind derzeit bei mir feststellbar (in der Rangreihenfolge: im Alltag beeinträchtigend bis nicht beeinträchtigend):
1) Beeinträchtigung des Gleichgewichts-Sinnes bei abrupten Körper- oder Kopf-Bewegungen (Drehungen oder Höhen-Veränderungen).
Das als Orientierungslosigkeit zu bezeichnen, wäre übertrieben.
Aber es ist merkbar, und ich muß das auch beim Arbeiten einkalkulieren.
Bisher war ich absolut schwindelfrei, was momentan zweifelhaft ist.
Das fiel mir bereits nach der 1. Chemo-Zufuhr ganz kraß auf.
Es hat sich inzwischen etwas gebessert, ist jedoch immer noch feststellbar.
Denke und hoffe, daß sich das weiterhin bessert.

2) Taubheit in den Fingerspitzen.
Wie sich allmählich zeigt, in der linken Hand mehr als in der rechten.
Was auch damit zusammenhängen mag, daß ich Rechtshänder bin; d.h. die rechten Finger erheblich mehr belaste/"wieder trainiere" als die linken.
Denke, auch das wird sich im Laufe der Zeit bessern.
Lästig ist es eigentlich nur dann, wenn ich mit kleinem "Fummelkram" zu tun habe.
Z.B. irgendeine kleine Mini-Schraube in ein Gewinde eindrehen will.
Der Tastsinn ist völlig unbeeinträchtigt.
Wie eh und je fühle ich die geringsten Unebenheiten, die mit bloßem Auge gar nicht mehr erkennbar sind.

3) Taubheit in den Fußspitzen.
Bis zu einem gewissen Grad war die auch schon vor der Therapie vorhanden.
Mag sein als Folge von Durchblutungs-Schwäche.
Bedingt durch das Rauchen und mein Alter.
Durch die Therapie hat sich das (nehme ich an) etwas verschlechtert.
Nach dem Aufstehen kommt es mir manchmal so vor, als würde ich meinen Körper auf einem "fremdem" rechten Fuß bewegen, während mir der linke Fuß "vertraut" ist.
Naja, links ist mein "Sprungbein", und "große Sprünge" muß ich ja nicht mehr unbedingt machen.
Wenn ich einige Zeit "auf den Beinen" war, legt sich die "Fremdheit" des rechten Fußes wieder.
Die höhere Taubheit in beiden Füßen bleibt aber bestehen.
Sie erstreckt sich leider wie bei den Fingern auch auf das Wärmeempfinden.
Sehe es schon kommen, daß ich im Winter Socken beim Schlafen anziehen muß.

4) Rote Verfärbungen unter den Fingernägeln.
Bei den Daumen keine, und bei den anderen Fingern am Ende der Nägel.
Nur beim linken Ringfinger ein durchgehender roter Streifen vom Nagelbett bis zum Nagelende.
Ca. in der Mitte und (geschätzt) ca. 1 mm breit.
(Hat nichts mit dem Tragen von Ringen zu tun - trage prinzipiell weder Ringe noch Armbänder.)

5) Ständiger Schnupfen.
Ist kein grippaler Infekt. Kein Fieber oder eine Erkältung.
Scheint mir eher noch eine Fortsetzung dessen zu sein, was während der Therapie ablief.
Da tropfte mir auch ständig die Nase. Einseitig links.
Jetzt doppelseitig.
Naja, wird sich schon mal irgendwann "ausgetropft" haben.


Ist alles nichts, womit man nicht weiterleben könnte, und ich führe das hier auch nur der Vollständigkeit halber an.
Sicher mag das individuell ggf. auch anders aussehen/gelagert sein.
Dennoch können die Nebenwirkungen bzw. Folge-Erscheinungen, wenn man Glück hat, geradezu vernachlässigbar sein.

Sicher läßt sich bei NHL-Therapien so gut wie gar nichts generalisieren.
Dennoch kann man sie so gut wie "ungeschoren" überstehen.
Eine Therapie ist schnell "vergessen".
Was dabei zählt, ist die Möglichkeit, weiterleben zu können.
Alles andere ist im Grunde genommen uninteressant.

Ansonsten normalisiert sich alles wieder wie gewohnt:
- Verdauung hat sich wieder "eingependelt"
- Appetit ist uneingeschränkt vorhanden. Keine Aversionen mehr feststellbar.
- Friere ständig "wie ein Hund" - kein Wunder bei den hundsmiserablen Oktober-Temperaturen
- Habe ständig Muskelkater - kein Wunder, da ich meinen Körper allmählich zunehmend wieder "fordere"
- Heilung bei Verletzungen völlig normal

Allen NHL-Betroffenen wünsche ich von ganzem Herzen einen analogen Verlauf ihrer Behandlung.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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