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Alt 07.10.2008, 21:08
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hope38 hope38 ist offline
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Registriert seit: 14.05.2006
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Standard AW: Übers Sterben sprechen

Hallo Ihr Lieben!
Nun lese ich schon seit Beginn mit und mich berühren Eure Berichte sehr...

Ich bin 2006 an Darmkrebs erkrankt, zur Zeit ist aber alles ruhig. Trotzdem kann ich sagen, daß dieser September der erste Monat war, in dem ich diese Todesangst nicht mehr so gespürt habe.

Für mich ist es mit dem Gedanken an den Tod so: Als ich erkrankte, wurde mit dieser Ohrfeige mir auch gleich die Gewißheit der eigenen Endlichkeit um die Ohren gehauen. Natürlich habe ich immer gewußt, daß das Leben nicht ewig geht, aber ich habe es nicht gefühlt. Natürlich spukten diese Sprüche wie "Morgen kannst Du vom Auto überfahren werden" auch in meinem Kopf, aber ich habe daran nicht geglaubt...
Und mit dem Krebs habe ich erfahren, daß der Tod niemals so weit ist, wie man ihn gern hätte. Im Gegenteil, er ist immer ganz nah, nur im Moment der Diagnose sieht er Dir direkt ins Gesicht, durch die Augen, erschüttert mit dieser Kälte Deine Seele und Dein Herz((
Das war schwer!
Mit meiner Familie konnte und kann ich nicht über die Angst sprechen, was passiert, wenn ich ein Rezidiv bekomme und es nicht schaffe. Sie wollen es nicht hören, weil es ihre Vorstellungskraft sprengt.
Ich aber lebe mit diesen Gedanken, sie hat der Krebs verteilt in mir. Ich kann es nicht mehr verscheuchen, dieses Gespenst, das so weh tut. Ich kann allenfalls lernen, es abzudecken und das habe ich getan. Bin mir aber bewußt, daß dieses Schutztuch jederzeit abzuziehen ist und mir dann mit aller brutaler Roheit das entgegensteht, was ich am meisten fürchte: Mein Sterben.
Ich habe auch keine Angst vor dem Tod, aber vor dem Sterben. Habe Angst, meine Kinder zurückzulassen, meinen Mann, meine Familie. Sie haben schon jetzt so viel ertragen müssen, es reicht eigentlich...

Ich finde, eine Plattform für den Austausch dieser so wichtigen Gedanken ist sehr gut. Denn gerade der Tod läßt sich nicht totschweigen, nicht wahr?

Liebe Grüße,

Leena
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am 02.05.2006 Rektum-Ca-Diagnose, Chemo+Bestrahlung, OP im August 2006, danach von 11/06 bis 02/07 adjuvante Chemo, Anlage eines Ileostomas, Rückverlegung in 01/09

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