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Alt 08.02.2010, 09:04
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McBabbel McBabbel ist offline
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Standard AW: Heaven can wait...

Die erste strahlentherapeutische Nachsorgeuntersuchung am 12.10.2009:

In Begleitung meiner Frau strömte ich zu dieser Untersuchung. Bis zu diesem Zeitpunkt herrschte große Ungewissheit. Wir hatten in vielen Gesprächen alle Eventualitäten und die dadurch entstehenden Folgen geistig durchgespielt, aber die Unruhe ließ sich nie ganz verbergen. Dank meiner Schmerzfreiheit und den stetig besser werdenden Blutwerten war ich in bezug auf den anstehenden ersten Befund sehr optimistisch. Leider konnte mir bis dato niemand sagen, ob die Therapie erfolgreich war, wie der Tumor aussieht und inwieweit er sich verändert hat.. Meinem ungeduldigen Nachfragen, warum erst nach sechs Wochen eine Untersuchung stattfinden kann, wurde sowohl vom Radiologen als auch vom Onkologen übereinstimmend und nachvollziehbar vermittelt: Es macht keinen Sinn, vorher ein MRT durchzuführen, da die Tumorumgebung aufgrund der Bestrahlungen keine aussagekräftigen Befunde zuließ.
Die MRT-Untersuchung dauerte etwas über eine Stunde. Es gibt angenehmere Dinge als über 60 Minuten möglichst regungslos in einer Röhre zu liegen und andauernd „behämmert“ zu werden. Die Musik über den Kopfhörer überbrückte die langweilige und anstrengende Prozedur. Aufgrund der Enge in der Röhre entstand ein Hitzestau, sodass ich nach Beendigung der Untersuchung nassgeschwitzt im eigenen Saft lag. Nachdem ich meine steifen Glieder durchgeschüttelt und sortiert hatte, wollte ich sofort Antwort auf meine gestellten Fragen. Doch nix da. „Bitte haben sie Geduld. Wir können noch nichts sagen. Die Untersuchung muss erst richtig ausgewertet werden. Das genaue Ergebnis erfahren Sie von Ihrem Radiologen in einem ausführlichen Nachsorgegespräch. Das kann noch ein bis zwei Stunden dauern.“
Na prima! Ich als Mister Ungeduld in Person wurde auf eine harte Probe gestellt. Was tun in der Zwischenzeit? Mein Magen meldete sich vehement knurrend und ich schlug meiner Frau vor, ein Mittagessen einzunehmen. „Wie kannst Du noch vor der Besprechung etwas essen, ich habe keinen Appetit“, war die lapidare Antwort der besten Ehefrau von allen. Man muss jedoch vorausschicken, dass die Uniklinik Heidelberg nicht nur in bezug auf die ärztliche Versorgung einen guten Ruf besitzt, sondern auch gastronomisch eine vielfältige Auswahl bietet. Neben der Mensa gibt es Cafeterias, Restaurants und kleinere Bistros. Also Herz, was begehrst Du! Während meine Frau vor Aufregung lediglich einen Latte Macchiato trank, verputzte ich genüsslich ein Rumpsteak mit Pommes und Salat. Mahlzeit! Kurz darauf klingelte das Handy und wir wurden zum Nachsorgegespräch beim Radiologen gerufen.
An zwei Computerbildschirmen wurde die Vorher/Nachher-Aufnahmen Bild für Bild gezeigt und bestens erklärt. Kurz und bündig bringe ich es mal auf einen Nenner: Gefahr erkannt – Tumor verbrannt. Ich höre heute noch das Getöse, welches die Felsbrocken verursachten, die meiner Frau und mir vom Herzen fielen. Tränen der Freude und Erleichterung standen uns in den Augen. Der Radiologe war selbst über das bestmögliche Ergebnis überrascht. Mehrmals scrollte er die Aufnahmen hin und her, der Tumor war tatsächlich verschwunden. Besser geht’s nicht!

Der ausführliche Bericht des Radiologen:

Der Patient präsentiert sich insgesamt in gutem AZ und EZ , aktuelles Gewicht im Vergleich zum Beginn der Therapie ist unverändert. Die gegen Ende der Radiotherapie aufgetretene ausgeprägten Nebenwirkungen hinsichtlich der Haut sowie der Schleimhaut haben sich weitgehend zurückgebildet, aktuell zeigt sich noch eine mäßige Hyperpigmentierung der bestrahlten Hautareale. Epitheliolysen bestehen nicht mehr. Bis auf ein gelegentliches peranales Ziehen ist der Patient weitgehend schmerzfrei. Es besteht weiterhin ein erhöhter Harndrang, Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen werden verneint. Die gegen Ende der Radiotherapie aufgetretene ausgeprägte Hodenschwellung hat sich weitgehend zurückgebildet, ebenso die Schleimhautveränderung im Bereich der Vorhaut. Diese ist weitgehend retrahierbar, von Seiten des Urologen wurde diesbezüglich weiterhin abwartendes Verhalten empfohlen. Der Patient berichtet außerdem über eine mäßige bis ausgeprägte Müdigkeit und Abgeschlagenheit, hier empfehlen wir eine vorsichtige Steigerung der täglichen physischen Belastungen.

MRT des Beckens (KM-i.V.) vom 12.10.2009 – Befund:

Zum Befundvergleich liegen prätherapeutische Voraufnahmen vom 15.07.2009 (BPL-MRT) vor. Sowohl in der KM-Dynamik als auch in der Hochauflösung T2-Bildgebung kein eindeutiger Nachweis von Raumforderungen im Analkanal. Leichte T2w-hypointense Veränderungen des vorderen Anteils des M. sphinkter ani, am ehesten posttherapeutische Veränderungen entsprechend. Inguinal beidseits vereinzelte Lymphknoten mit Fetthiluszeichen, primär nicht suspekt. Parailiacal beidseits vereinzelte Lymphknoten größenrückläufig bis 1,8 cm (VU: 2,3 cm) aktuell mit Fetthiluszeichen. Größenrückläufige perirektale Lymphknoten mit einer aktuellen Ausdehnung von 0,7 cm (VU: 1,2 cm).
NB: Tendenziell größenprogrediente Hydrocele testis. Prostata T2w inhomogen hyopintens mit erschwerter Differenzierung zwischen Peripher- und Zentralzone. Samenblase beidseits T2w nicht hyperintens.

Beurteilung:

- Sehr gutes Therapieansprechen. Aktuell kein eindeutiger Raumnachweis im Analkanal.
- Deutlich größenrückläufiger Lymphknoten parailiacal sowie im perirektalen Fettgewebe
- Signalveränderungen der Prostata, im Wesentlichen unverändert zur Voruntersuchung, am ehesten postentzündlich. Adipositas per magna.


Somit besteht zusammenfassend ein regelhafter posttherapeutischer Verlauf mit bildmorphologisch sehr gutem Therapieansprechen. Wir empfehlen die Durchführung einer erneuten strahlentherapeutischen Nachsorgeuntersuchung einschließlich MRT-Kontrolle am 26.11.2009. Im Anschluss an die nächste strahlentherapeutische Kontrolluntersuchung sollte zusätzlich die Einleitung einer regelmäßigen proktologischen Nachsorge einschließlich Endosonographie, erstmals am 08.12.2009, erfolgen.

Für mich war das Erfreulichste, dass keine Operation notwendig war.

...Fortsetzung folgt...