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Alt 28.09.2008, 21:40
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Rafiki Rafiki ist offline
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Standard AW: Blut im Urin- Krebshinweis?

Antwort auf pers. Nachrricht von M.Daniel:

Die ungeklärte Hämaturie
Und wenn man keine Ursache für das Blut im Harn findet?
Bei etwa 10% aller Hämaturien findet man keine Ursache. Das hat auch damit zu tun, dass es nicht immer Sinn macht, weitere Untersuchungen durchzuführen. So lassen sich manche leichte Nierenerkrankungen, die die Ursache einer glomerulären Hämaturie sein könnten, nur nach einer Entnahme von Nierengewebe eindeutig nachweisen. Wenn aber ansonsten keine Beschwerden (z.B. erhöhter Blutdruck, Lidschwellungen) auftreten, das Eiweiß im Harn nicht wesentlich erhöht ist und auch die Nierenwerte (Kreatinin, Kreatininclearance) im Blut normal sind, dann wird man sich nur schwer zur Entnahme einer Probe aus der Niere entschließen können.
Es ist also durchaus nicht außergewöhnlich, wenn die Ursache einer Hämaturie nicht gefunden wird. Was den Patienten aber dabei belastet, ist die Frage, ob dahinter eine schwere, nicht erkannte Erkrankung, z.B. Harnblasenkrebs steckt.
Dazu kann man sagen: das kann man nicht 100%ig ausschließen, die Gefahr ist aber gering.
Bei einer Studie von 146 Patienten mit Makrohämaturie ohne erkennbare Ursache hörten bei 98 Patienten die Blutungen von selbst auf. Und nur bei einem einzigen Patienten (bei dem die Hämaturie nicht aufhörte) fand sich bei einer Kontrolluntersuchung ein Tumor.
(H. Sells, British Journal of Urology International, 2001).




Erkrankungen der Niere mit glomerulärer Hämaturie
(d.h. die roten Blutkörperchen sind überwiegend dysmorph [die Form ist in charakteristischer Weise verändert])
Zu glomerulären Hämaturien kommt es vor allem bei Entzündungen oder anderen Erkrankungen der Glomeruli der Niere, also der Nierenfilter. Die Entzündungen nennt man Glomerulonephritis.
 IgA-Nephropathie (=IgA-Glomerulonephritis, Berger's Disease)
Die IgA-Nephropathie ist die häufigste Form der Glomerulonephritis. Kommt besonders bei Jugendlichen und jüngeren Männern 1 bis 2 Tage nach einer Infektion der oberen Atemwege vor. Neben der Hämaturie können auch eine Eiweißvermehrung im Harn und ein hoher Blutdruck auftreten. Verläuft lange Zeit gutartig, aber etwa 25% der Fälle gehen nach 1-2 Jahrzehnten in ein Nierenversagen über. Ursache unbekannt.
Zur Diagnose braucht man eine Gewebsentnahme aus der Niere und eine mikroskopische Untersuchung.
 Erkrankung mit dünner Basalmembran
(früher "benigne familiäre Hämaturie" genannt)
Eine relativ häufige, meist erbliche Besonderheit lässt die Basalmembran der Nierenfilter (der Glomeruli) auffällig dünn werden. Die Hämaturie beginnt meist schon in der Kindheit. Die Krankheit zeigt meist einen gutartigen Verlauf.
Zur Diagnose braucht man eine Gewebsentnahme aus der Niere und eine Untersuchung mit dem Elektronenmikroskop. Dazu wird man sich aber wegen der meist harmlosen Befunde (Eiweiß im Harn normal oder nur minimal erhöht) nur selten entschließen. Daher sind wahrscheinlich nicht wenige Fälle "ungeklärter Hämaturie" auf diese Erkrankung zurückzuführen.
 Alport-Syndrom (erbliche Glomerulonephritis)
Häufigste erbliche Glomerulonephritis. Betrifft vorwiegend Knaben. Zeichen: Glomerulonephritis mit Hämaturie, Schwerhörigkeit, Sehstörungen wegen Deformierungen der Linse des Auges und Schädigungen der Hornhaut. Führt häufig zum Nierenversagen.
 Verschiedene andere Formen der Glomerulonephritis
Herausgegriffen sei nur die sog. poststreptokokken Glomerulonephritis, die typischerweise 1 bis 3 Wochen nach einer Infektion mit bestimmten Bakterien, den hämolysierenden Streptokokken, auftritt. Diese können z.B. eine Halsentzündung (Angina), Nebenhöhlenentzündung, Hautinfektion oder eine Mittelohrentzündung verursachen. In der Folge kann dann eine Glomerulonephritis entstehen. Meist sind Kinder zwischen 2 und 10 Jahren betroffen. Die Aussichten auf komplette Heilung sind bei Kindern sehr gut.
 Mitbeteiligung der Niere bei verschiedenen Systemerkrankungen
Die Ursachen all dieser Erkrankungen sind letztlich unbekannt.
 Lupus Erythematodes
(Autoimmunerkrankung mit typischerweise Schmetterlings-Rötung im Gesicht, Gelenksbeschwerden, Nierenschäden)
 Polyangiitis - mikroskopische Polyarteriitis
(Autoimmunerkrankung mit Befall der kleinen Blutgefäße an den verschiedensten Stellen im Körper, so auch in den Nierenglomeruli)
 Wegenersche Granulomatose
(Entzündungen im Nasen-Rachenraum und der Lunge, Glomerulonephritis)
 Schönlein-Henochsche Purpura
(vor allem bei Kindern auftretende, vielleicht allergisch bedingte Entzündung der kleinen Blutgefäße mit blau-violetten Flecken an der Haut, Schwellungen der Gelenke, Bauchschmerzen, Erbrechen und Glomerulonephritis)
 Rheumatoide Vaskulitis
(Blutgefäßentzündungen als Begleiterkrankung bei schwerer Rheumatoider Arthritis["Rheuma"])
 Goodpasture Syndrom
(Autoimmunerkrankung mit Schädigung der Lunge und der Niere)
 Infektionen mit Nierenbeteiligung
Bei Infektionen kann eine Glomerulonephritis auftreten.
Beispiele: Bakterielle Lungenentzündung, Virus-Hepatitis, Infektiöse Herzklappenentzündung, HIV, Malaria, Lepra, Syphilis u.a.
 Seltenere Ursachen
Sie seien hier nur kurz aufgezählt: Nail Patella Syndrom (erblich, Fehlbildungen der Knochen, der Nägel und der Glomeruli der Niere), Fabry'sche Erkrankung (erbliche Lipidspeicherkrankheit), Maligner Bluthochdruck, Nierenschädigung bei Zuckerkrankheit (verursacht manchmal eine glomeruläre Hämaturie, häufiger eine nicht-glomeruläre), Loin-Pain-Hämaturie Syndrom.
Erkrankungen der Niere oder der ableitenden Harnwege (Harnleiter, Harnblase, Harnröhre) mit nicht-glomerulärer Hämaturie
(d.h. die roten Blutkörperchen sehen überwiegend normal aus, Mischformen kommen allerdings vor)
 Infektionen
Bakterielle Infektionen, Pilzinfektionen ev. auch Virusinfektionen der Harnwege. Z.B. Pyelonephritis (bakterielle Infektion der oberen Harnwege mit Beteiligung des Nierenbeckens, der Nierenkelche und der Niere), Blasenentzündung (Zystitis), Tuberkulose der Harnwege.
Schistosomiasis der Harnblase (Bilharziose, Parasitenerkrankung in Tropen und Subtropen).
Entzündung der Vorsteherdrüse (Prostatitis).
 Tumorerkrankungen
Nierentumor, Wilms Tumor, Tumoren des Nierenbeckens, der Harnleiter, der Harnblase.
Tumoren der Prostata (Vorsteherdrüse), auch gutartige.
Bis auf den Wilms-Tumor, der in der Kindheit auftritt, sind diese Tumoren unter dem 40 Lebensjahr selten.
Gelegentlich können auch Tochterabsiedelungen von Tumoren (Metastasen) oder der Befall der Niere oder der Harnwege im Rahmen einer Leukämie (Blutkrebs) Ursachen einer Hämaturie sein.
 Nierenzysten, Zystenniere, Markschwammniere
Einzelne Hohlräume (Zysten oder Pseudozysten) in der Niere können Folgezustände anderer Erkrankungen (z.B. von Infektionen) sein. Die Zystenniere (Vielzahl von größeren Hohlräumen) ist meist erblich. Die Markschwammniere ist eine angeborene Fehlbildung mit vielen kleineren Hohlräumen, die sich aber erst mit 30-50 Jahren auswirkt.
 Steine im Bereich der Harnwege
 Verengungen des Harnleiters mit Harnrückstau
Verengungen können z.B. Folgen einer abgelaufenen Entzündung sein.
 Entzündung der Niere (interstitielle Nephritis)
Überempfindlichkeitsreaktionen auf Medikamente (Hypersensitivitätsnephritis; kann mit Hautausschlägen und Eosinophilie einhergehen), Gifte (Umweltgifte bei der sog. Balkannephropathie), Entzündung nach Bestrahlungen, Infektion als Ursache (Bakterien, Viren).
 Blutmangel der Niere bei Blutgefäßverschlüssen
Führt zu Sauerstoffmangel und zum Absterben von Nierengewebe. Verschluss der Blutzufuhr (Nierenarterienverschluss) oder des Blutabflusses (Nierenvenenverschluss) kann die Ursache sein.
 Blutgefäßfehlbildungen
Krampfadern im Bereich der Harnwege, andere Fehlbildungen.
 Verletzungen
Unfall, Katheterisierung der Harnwege (Schlauch in Harnwege; meist zum Ableiten des Harns), Fremdkörper im Bereich der Harnröhre oder Blase, Nierengewebsentnahme.
 Transplantatabstoßung nach Nierentransplantation
 Missbrauch von Schmerzmitteln
Kann zu Nierenschäden führen.
 Alkoholismus
 Zuckerkrankheit
Kann zu Nierenschäden führen.
 Erhöhte Ausscheidung von Kalzium oder Harnsäure im Harn
Kann wahrscheinlich auch ohne nachweisbare Steinbildung wegen der Entstehung von kleinen Kristallen, die kleinste Verletzungen verursachen, zur Hämaturie führen. Ursachen siehe unter Kalzium und Harnsäure.
 Erbliche Bluterkrankungen mit abnormem roten Blutfarbstoff (Sichelzellerkrankung: sichelige rote Blutkörperchen; fast ausschließlich schwarze Bevölkerung betroffen. Thalassämie: vorwiegend im Mittelmeerraum vorkommend)
 Amyloidose der Harnblase
Abnorme Eiweißablagerungen in der Harnblase. Ursache meist langandauernde Entzündungen (z.B. "Rheuma", Knochenentzündungen, Colitis ulcerosa) oder bösartige Erkrankungen mit Produktion von bestimmten Eiweißstoffen (Plasmozytom, Immunozytom).
 Endometriose im Bereich des Harntraktes
Schleimhaut der Gebärmutter (das Endometrium) kann auch außerhalb der Gebärmutter vorkommen. Z.B. in der Harnblase. Das kann zu Schmerzen und Hämaturie führen, die meist gemeinsam mit der Regelblutung auftauchen.
 Blutungsneigung wegen Störungen der Blutgerinnung
Einnahme von Medikamenten, die die Blutgerinnung hemmen sollen ("Marcoumar", "Heparin"), Mangel an Blutplättchen (Thrombopenie), Krankheiten mit Funktionsstörungen der Blutplättchen.
 Vitamin C Mangel - Skorbut
In Mitteleuropa kommt schwerer Vitamin C Mangel kaum mehr vor.

http://www.med4you.at/laborbefunde/l...ut_im_harn.htm (Quelle)

weitere interssante Seiten : bei google - isolierte Hämaturie - eingeben
http://www.primary-care.ch/pdf/2004/...004-43-223.PDF
http://www.medix.ch/guidelines/mikroh%C3%A4maturie.pdf
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39 Jahre, BET 01/08 , T2.G3,No,Her2+++
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