Einzelnen Beitrag anzeigen
  #47  
Alt 10.03.2010, 14:26
Benutzerbild von Tiamii
Tiamii Tiamii ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 10.03.2010
Ort: Kiel
Beiträge: 2
Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo!

Am Samstag den 6.03.10 um 20:40 Uhr ist meine Omi verstorben. Sie starb zu Hause, wie sie wollte.

Im Juli 2007, kurz vor meiner Hochzeit, stellte man einen großen Tumor im Bauch fest. Nach einer OP stellte man jedoch fest, das der Tumor so sehr mit der Bauchdecke und Organen verwachsen war, das er nicht entfernt werden konnte. Die Ärtze gaben ihr ca. ein halbes Jahr. Meine Oma war ein Mensch der nie zum Arzt ging. Nur dann wenn es wirklich nicht anders ging. Sie bekam dann Chemo, brach diese aber ab, da es keinerlei Wirkung zeigte. Im Gegenteil: Der Tumor im Bauch wuchs zwar langsamer, aber dennoch stetig. Ausserdem hatte sie nun auch Metastasen im Gehirn. Sie entschied sich zum Abbruch um die wenige Zeit die sie noch hatte möglichst zu geniessen.

Sie nahm stark ab und sah dabei aus (wie sie selber immer scherzte) wie eine Hochschwangere. Sie hatte immer starke Schmerzen, nahm Schmerzmittel. Irgendwann ging es dann rapide Bergab. Ein toller Pflegedienst kam zum Schluss 8 (!!) mal am Tag, auch öfter, wenn es sein musste. Sie riefen sogar an, um sich zu erkundigen.

Mein Vater und mein Opa pflegten sie mit Hilfe des PD zu Hause. Kümmerten sich aber nebenbei um einen evtl. Hospizplatz. Davor hatte sie Angst und ich bin froh, das sie dort nicht mehr hin musste.

Am Donnerstag (04.03.10) war sie kaum noch ansprechbar. Sie fantasierte und rief nach ihrer Mutter und Schwester (beide sind schon verstorben). Nun bekam sie dann auch Valium zum Entspannen. Sie hat gekämpft. Sie wollte nicht sterben und hatte Angst.

Am Freitag stellte man fest, dass sie nun auch Wasser in der Lunge hat. Samstagabend dann, rief die Pflegerin an und sagte uns, dass meine Oma für die Nacht vorbereitet sei, Spritzen ging gut. Gegen die Spritzen wehrte sie sich mit aller Kraft. Es ist der Wahnsinn, was für Kräfte sie entwickelte, obwohl sie so schwach war.

Ca. eine Halbe Stunde später rief mein Opa an und sagte, dass sie atemaussetzer hätte und mein Vater sofort kommen sollte. Er ist sofort los. Wir waren gerade zu Besuch bei ihm. Ich konnte nicht mitfahren. ICh hätte mit dieser Situation nicht umgehen können und mache mir deswegen große Vorwürfe. Vielleicht hätte sie gewollt, das wir da sind. Wir wohnen ca. 10 Minuten von meinem Vater weg. Wir waren kaum daheim, da rief er auch schon an und sagte uns das sie nun gestorben sei.

Ich wusste die ganze Zeit, das dieser Augenblick kommen würde. Habe aber immer gedacht "nein, nicht meine Omi, das passiert uns nicht", wahrscheinlich zum Schutz. Ich bin unendlich traurig, das sie nicht mehr bei uns ist. Ich kann kaum aufhören an sie zu denken, nicht mal bei der Arbeit.

Ich denke immer, es ist doch noch gar nicht so lange her, als wir als Kinder mit ihr durch den Garten getobt sind und jetzt ist sie weg.

Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll und ich weine viel. Es macht mich wahnsinnig, das sie nicht friedlich gestorben ist, sondern es nie wollte und sich nie damit abgefunden hat.

Ich habe seit Samstag eine Menge abgenommen, weil ich kaum essen kann. Ich hab ihr einen Brief geschrieben, der in ihren Sarg kommt. Dort sind auch einige Fotos drin. Das ist meine Art der Trauer.

Allen hier möchte ich mein tiefstes Mitgefühl und Beileid ausdrücken. Ich hoffe, der Schmerz hört irgendwann auf.

Eure Tiamii

Geändert von Tiamii (10.03.2010 um 14:33 Uhr)
Mit Zitat antworten