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Alt 17.07.2004, 23:12
Gast
 
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Standard Folgen der Bestrahlung

Hallo Charly,
ich bin auch noch ziemlich neu in diesem Thema (mein Vater bekam seine Diagnose Zungenkrebs im April und kämpft sich gerade durch die letzten Bestahlungstermine). Deine Verunsicherung kann ich sehr gut verstehen, mich hat das auch alles sehr erschreckt und tut es auch jetzt immer wieder. Aber ich habe auch schon ein paar wichtige Dinge gelernt. Z.B., dass es sehr unterschiedlich sein kann, wie jemand die Bestrahlung erlebt. Das hängt sicher mit dem Krankheitsbild und Dosis und Dauer zusammen, ist aber auch einfach von Mensch zu Mensch verschieden, ohne dass man das genau erklären kann. Was ich damit sagen will: es muss nicht sein, dass dein Vater alle hier beschriebenen Nebenwirkungen auch spürt . Wahrscheinlich wird er mit einigen ganz gut zurecht kommen und mit anderen nicht. Auch die Mittel zur Linderung helfen offensichtlich unterschiedlich gut. Ich will hier nichts schön reden, ich glaube, man muss nicht erwähnen, dass das alles kein Spaß ist, aber man kann das wirklich überstehen. Hier gibt es ganz viele Beispiele dafür, an denen ich mich auch immer festhalte. Hier ein paar Hinweise aus meinem noch recht spärlichen Erfahrungsschatz: 1. meistens ist es so, dass die Wirkung der Bestrahlung erst 1-2 Wochen nach Beginn einsetzt, d.h. man hat so etwas wie eine "Eingewöhnungsphase". Die Symptome kommen auch nicht alle auf einmal. Bei meinem Vater war es so, dass er sich bis zur dritten Woche mehr oder weniger normal gefühlt hat. 2. Sein Hauptproblem wurde dann (und ist es auch noch), dass er nicht mehr schlucken kann. Seit ein paar Tagen wissen wir, dass der Arzt im Fall von starken Schwellungen Cortison geben darf - seit dem geht es ihm wieder deutlich besser und er kann wieder eine paar Schluck Wasser oder Tee runter kriegen! (warum uns das in den Wochen vorher keiner gesagt bzw. gleich gegeben hat ist mir vollkommen unbegreiflich!). Also, 3. : Geht den Ärzten ruhige richtig auf die Nerven mit Fragen nach Linderung. Man kann nicht damit rechnen, dass das alles von selbst läuft. Und das ist dann vielleicht auch dein Job in der nächsten zeit, weil es sicher Momente geben wird, in denen Dein Vater keine Kraft mehr hat sich durchzusetzen und hartnäckig zu bleiben. 4. Unbedingt solltet ihr vorher über eine PEG-Magensonde (durch die Bauchdecke) nachdenken. Diese wurde meinem Vater vor der Bestrahlung (während kann man solch einen Eingriff nicht machen) gelegt und hat ihn echt gerettet. Er kommt damit übrigens sehr gut klar. Ein Mitpatient hatte keine bekommen oder gewollt und mußte dann unterbrechen, weil er nichts mehr essen konnte.
Auch wenn das bescheuert klingt, aber man wächst da offensichtlich ein bißchen hinein oder findet seinen eigenen Weg da durch. Und Euch wird es auch so gehen.
Wahrscheinlich wirst du oft verzweifelt sein, weil Du Deinen Vater leiden siehst und ihm nichts davon abnehmen kannst. So geht es mir jedenfalls oft. Trotzdem merke ich, manchmal nur an ganz kleinen Dingen (z.B. ein blöder Witz, den ich mache), dass es gut ist, dass ich da bin und in dieser Zeit DABEI bin. So ist es in mancher Hinsicht eben nicht nur seine Sache, sondern auch unsere. Und vielleicht ist das fast genauso wichtig, wie die Behandlung. Ich hoffe es jedenfalls.
Ich wünsche Dir und Deinem Vater ganz viel Kraft und Glück für die nächste Zeit!
Beste Grüße
Nelli
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