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Alt 20.05.2010, 23:17
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Hallo ihr Lieben!

Ein paar Tage sind vergangen - hier im Thread und auch bei uns hat sich ordentlich was getan, danke für eure Worte und Gedanken.

Ich denke, körperliche Schmerzen sind bei Heike nicht das große Thema, Glioblastome machen ja - außer Kopfschmerzen, die man in den Griff bekommen kann - nicht noch weitere Schmerzen ... das ist das Positive, wenn man es denn als solches sehen kann und will. Und auch, dass Glioblastome keine Metastasen streuen, ist ja positiv für die, die daran erkrankt sind.

Bei uns ist es eher der Seelenschmerz, der beinahe unaushaltbar scheint ... die vielen großen und kleinen Abschiede ... vom Leben, von den Kindern, von Träumen, Wünschen, Erinnerungen. Dazu die Einschänkungen, die die Erkrankung bei ihr mit sich bringt ... so schnell fortschreitend erst die Halbseitenlähmung, dann innerhalb von wenigen Tagen keine Artikulationsfähigkeit mehr, jetzt Inkontinenz usw ... Das macht ihr alles sehr zu schaffen.

@Bärin
Ich weiß dass kein Kampf lohnt, die das Fortschreiten der Erkrankung beeinflussen könnte (hab selbst eine med Ausbildung und auch in dem Hospiz gearbeitet in dem Heike nun ist) - aber mir wird auch der Unterschied sehr klar, den man in der Theorie ja weiß. Der Unterschied der anderen Seite - vom Pfleger zum "Angehörigen".

Von meinem letzten Beitrag zu diesem ist ihre Erkrankung sichtlich fortgeschritten - sie versucht aus ihrem "Cocon" zu schlüpfen, will Freiheit - frei sein.
Das läßt sich aus ihrem Verhalten ablesen ... alles was "beschwert" fliegt mehrfach aus dem Bett - von Decke bis Kissen, sie nestelt unentwegt an allem herum, entkleidet sich so wie sie es noch schafft in somnolentem Zustand.
Ich habe schon viele sterbende Menschen begleitet und weiß meistens, wie welches Verhalten einzuschätzen ist.

Zeitweise ist sie schon gar nicht mehr hier, manchmal hat sie noch Momente, in denen sie wach und hier ist.

Bisher habe ich sie selbst im Hospiz tagsüber bis abends versorgt - inzwischen ziehe ich mich nach und nach dort raus, bin aber da, damit sie sich auch von mir lösen kann - ich bin immer ihr Rettungsanker gewesen und ihre ganze Hoffnung. Aber sie muss ja auch von mir einen Abschied in sich finden können.

Habe heute mit den Ärzten und dem Team nochmal gesprochen und hoffe, dass sie sie dahingehend medikamentös einstellen, dass sie "Dauerdämmert", damit
sie nicht mehr so bewußt ihren eigenen Verfall (entschuldigt wenn ich das so ausdrücke) mitbekommt.
Sie werden das in einem ihrer wachen Phasen mit ihr besprechen - sie ist ja noch total "Herr" ihrer Entscheidung.

Vielleicht wünscht sie sich ja mehr zu schlafen - das täte ihr sicher gut.

@ Birgit
Danke ... und JA, es ist das erste Mal im Leben dass sie erfährt was wirkliche Freundschaft und Verläßlichkeit bedeutet und was es heißt
wenn einen jemand bedingungslos lieb hat. Ich bin froh, dass sie durch mich dieses Gefühl in sich endlich spüren kann
und dass ich es ihr schenken darf...

Euch allen auch viel viel Kraft
und danke dass ich hier sein darf!

Herzliche Grüße,A.

Geändert von HeikesFreundin (20.05.2010 um 23:24 Uhr)
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