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Alt 15.08.2008, 21:59
teich1 teich1 ist offline
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Standard AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV

Ihr Lieben,

es bricht mir ein erneutes Mal das Herz, wenn ich lese, dass es so viel Kummer gibt und wir alle nicht wissen, warum ein Mensch - speziell jemand den wir lieben - auf diese Art und Weise leiden und sterben muss. Ich verstehe Dich so gut, dass Du mal raus mußt, ich mußte manchmal im Büro auf Toilette gehen, weil ich nachdem ich bei meinem Papa war, wieder einen Kloß im Hals hatte und die Tränen nicht unterdrücken konnte.

Gestern habe ich mit meiner Patentante telefoniert und sie betonte nochmals, wie leid ihr das alles tut. Sie meint es gut, aber sie weiß nicht, wovon sie spricht... Kein anderer außer wir hier im Forum weiß das wirklich. Es tut mir so leid ist für mich nur ein Satz, aber keiner der "Nicht Betroffenen" verspürt wahrscheinlich diesen Stich ins Herz, den dumpfen Schlag in der Magengrube, die zugeschnürte Kehle und das Herzklopfen wie wir, wenn wir davon sprechen.

Ich habe heute nacht viel Schlimmes von meinem Papa geträumt, und wie wir ihm bei allen Sachen helfen mußten. Soetwas ist immer noch so realistisch, dass es mich dann fix und fertig macht und ich lange brauche, um zu realisieren das es nur ein Traum war. Die Zeit der Hilfe ist vorbei.

Wenn meine Mama mal jemand Neues kennen lernen würde, wäre ich für sie sehr glücklich. Natürlich ist das alles viel zu frisch aber ich wüßte, dass der Neue ja immer nur der Zweite wäre. Die Nummer eins wäre bei uns allen mein Papa und kein anderer Mann könnte diesen Platz bei Mama und mir einnehmen. Aber sie einfach nach all dem Kummer und den Sorgen irgendwann wieder glücklich zu sehen, dass fände ich schön. Es macht mich schon traurig, wenn ich Arm in Arm mit meinem Mann dastehe und meine Mama alleine daneben.

Sie soll gerne nochmal einen Höhenflug haben und auch noch
wieder eine glückliche Zeit in ihrem Leben nach dieser Niederlage. Ob es so kommt, wird sich zeigen. Ich wünsche es ihr von ganzem Herzen. Denn wir Kinder können das Bedürfnis nach Nähe und Zärtlichkeit ja nicht in dem Sinne erfüllen, wie es ein Partner tut. Es ist etwas anderes, auch wenn wir meinen, sie haben ja uns.... So sehe ich das jedenfalls.

Mit unseren Geschwistern haben wir es nicht leicht, vielleicht sind wir auch nur äußerlich emotionaler als die anderen. Wir sprechen darüber, wir weinen darüber, wir freuen uns miteinander - wahrscheinlich müssen wir dankbar sein, dass wir in der Lage sind, diese Gefühle rauslassen können. Vielleicht beneiden uns unsere Geschwister um diese Fähigkeiten... Natürlich trägt die gesamte Situation dazu bei, dass man in den Momenten die Geschwister -ja regelrecht hasst - wenn man immer alleine vor den Problemen steht, aber denkt daran, es gibt -wie wir alle wissen - viel viel schlimmere Sachen. Ich weiß es ist schwer, aber man belastet sich mit diesen Zorn nur noch zusätzlich und es ändert nichts.
Man kann das Verhalten nur akzeptieren - dass kann ich jetzt gut sagen, damals schäumte ich auch vor Wut.

Aber wie unwichtig ist das alles mit Papas Tod geworden. Vieles sehe ich nun anders, manche sprechen von Problemen, wo ich dann nur den Kopf schüttel und sage:" Du weißt gar nicht, was wirkliche Probleme sind."...

Liebe Mirjam, liebe Ela, liebe Daggi, seid alle herzlich gegrüßt, gedrückt und haltet die Ohren steif.

Petra

P.S. Ist das nicht ein Zufall, dass ich auch eine Katze habe?
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