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Alt 31.10.2004, 14:17
Gast
 
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Standard kennt ihr jemand, der sich gegen chemo entschied?

Danke, es freut mich so sehr, wenn meine Erfahrungen ermutigen!
Ja, die Entscheidung ist wirklich schwer, da kann ich Dir nur zustimmen,liebe Sibylle. Keine von uns sollte auf d i e Behandlung verzichten, in der sie Chancen für sich sieht, wieviele POrozent auch immer. Aber siehst Du, je nach Entscheidung, kann es eben auch die ganz andere Position zu diesem "ach hätte ich nur..." geben. Ein Beispiel: Ich war jüngst zur Mammographie, genau drei Jahre nach der Erstdiagnose. Sie war völllig in Ordnung. Aber: Ein neuer Arzt war da und fragte mich, noch bevor er mir das Ergebnis der Mammo mitteilt, was ich derzeit einnähme, was ich direkt nach der Diagnose gemacht habe etc. Keine Bestrahlung, keine Chemo, keine Hormontherapie, Lymphknoten noch drin???? Ja, ob ich denn keine Angst hätte und was ich sagen würde, wenn in einem Jahr plötzlich Metastasen oder ein Rezidiv da wären und ob ich schon was von Mikrometastasen gehört hätte? Ich habe ihn beruhigt, dass meiner Entscheidung auf keinen Fall Informationsmangel zugrunde liegt. Dann habe ich ihn aber gefragt, ob er nicht hauptsächlich Frauen sieht, die alles dies gemacht und doch ein Rezidiv oder Metastasen bekommen haben? (Übrigens immer mehr nach Brustaufbau im Narbenbereich)Ich sehe mich nicht "auf der sicheren Seite", ich werde niemanden verantwortlich machen, wenn Tumorzellen sich erneut durchsetzen. "Ach hätte ich doch...." würde ICH sagen, wenn sie wiederkommen und ich hätte vorher das ganze Arsenal auf sie abgeschossen.
Ich halte insbesondere Brustkrebs für ein so hochindividuelles Geschehen, dass eine vorgefertige Standardtherapie einfach nicht passgenau sein KANN und sich jede Therapie aus ganz unterschiedlichen Elementen zusammensetzen müsste. Aber dafür haben die Krankenhäuser und die Ärzte keine Zeit. Wir aber, die Erkrankten MÜSSEN ZEIT und den individuellen Ansatz ERZWINGEN, wenn wir überleben wollen.

Gerade in der individuellen Entscheidung, zu der frau dann voll stehen, die sie aber ggf. auch korrigieren oder ergänzen kann, wenn sie Anstöße dafür erhält und es sich richtig anfühlt, liegt nach meiner Erfahrung Heilkraft.
Ich habe meine "Methoden" nie grundsätzlich und für alle Zeiten gewählt. Das, wofür ich mich nach gründlicher Prüfung entschieden habe, führe ich für eine bestimmte längere Zeit (sagen wir mindestens 1/2 Jahr oder ein Jahr) auch durch ohne nach rechts und links zu schauen, denn mein Körper, meine Seele und mein Geist brauchen eindeutige Signale zur Unterstützung eines Heilungsprozesses. In dieser Zeit hole ich auch keine anderen Meinungen mehr ein, lese wenig zu dem Thema Brustkrebs und widme mich völlig mir und meinen Signalen. Abgesehen davon natürlich, dass ich meinem äußeren Leben Tribut zollen muss, anspruchsvoller Vollzeit-Job, Familie etc. Aber auch viel, viel mehr Rückzug als früher....
Vielleicht liegt es wirklich an der Art des Krebses, an seiner "inneren" Beschaffenheit, was er uns signalisiert: Annehmen, erkunden, ausforschen, langsam rangehen oder mit dem ganzen heftige Bombardement der Schulmedizin. DAs Problem beginnt aber eben dort, wo uns bei der Diagnose nur ein einziger mögliche Behandlungsweg geöffnet wird und uns suggeriert wird, dass wir unheilbar seien, wenn wir ihn nicht gehen.
Dann hängt es sicher auch von unserem Alter ab, von dem Maß und den Erfahrungen des schon gelebten Lebens, ob die gesamte Krebsdiagnose und die Behandlungsschritte vor allem im Licht oder besser gesagt, im Schatten der Todesangst stehen und wie wir mit unserer Angst umgehen können. Ich habe es früher schon einmal geschrieben, es ist eine etwas schwierige Frage für die öffentliche Kommunikation, aber für mich war sie essentiell: Ich (ein immer äußerst lebensfroher, optimistischer Mensch...) musste herausfinden, ob ich wirklich leben will....
Liebe Lea, den wichtigsten Schritt zu Deinem Heilsein hast Du schon getan.
Dir und allen eine innige schwesterliche Umarmung
Amazone
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