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Alt 06.08.2016, 15:34
zarah zarah ist offline
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Standard AW: Auge wird entnommen

Waldiba, man schreibt so etwas. Und fragt sich hinterher: Wollte er das wissen? Hat man zuviel geschrieben? Oder zu wenig? Insofern vielen Dank für die Rückmeldung. Es freut mich, wenn ich ein wenig helfen konnte.

Die Einstellung Deiner Frau gefällt mir übrigens sehr. Wissen beschaffen. Aber auch auf's Bauchgefühl hören. Die eigenen Grenzen wahren. Das macht sie völlig richtig, das ist eine tolle Begleiterin. Du machst das ebenfalls ganz richtig, wenn Du wissen willst, was auf Dich zukommt. Aber nun wartet erstmal den Sonntag ab. Vielleicht hat man euch ja auch deshalb zu einem Wochenendtermin einbestellt, um sich extra viel Zeit für das Gespräch nehmen zu können.

Für den Schritt, sich von einem Auge zu trennen, braucht man jedenfalls Vertrauen in die behandelnden Ärzte. Das müssen sich die Ärzte erarbeiten. Indem sie gründlich informieren, auf Fragen eingehen. Und, wo erforderlich, Bedenkzeit einräumen.

Du bekommst als Fliesenleger einen Auftrag ja auch erst, wenn Du mit Deinem Kunden gesprochen und ein vollständiges Angebot abgegeben hast. Wenn's ein wichtiger Auftrag ist sicher auch erst, nachdem der Kunde Vergleichsangebote eingeholt hat. Und darüber geschlafen hat.

Falls die Vertrauensbasis am Sonntag nicht da ist: Ein Melanom der Bindehaut (Konjunktiva = Bindehaut) ist eine Krankheit, vor der man sicher Respekt haben sollte. Diese Krankheit sollte a) schnell und b) gut behandelt werden. A) und b) sind gleich wichtig.

Negativ ausgedrückt: Ihr müßtet dann bald eine andere Klinik finden. Positiv ausgedrückt: Wenn man direkt bei Terminvereinbarung die Diagnose und die OP-Empfehlung nennt, dann sollte man man in kompetenten Kliniken zeitnah einen Termin, auch außer der Reihe, bekommen.

Vielleicht nennst Du ja hier noch einmal den Namen der Augenklinik, in der Du jetzt bist (es gibt offenbar mehrere Augenkliniken in München)? Vielleicht hat ja ein anderer Forenteilnehmer Erfahrungen mit der Klinik? Oder mit anderen Kliniken in der Nähe?

Es gibt auch ein anderes Forum, in dem es nicht um Krebs, sondern um eine andere Augenerkrankung geht. Dort ist eine Menge Wissen über Augenentfernungen, Klinikempfehlungen und Kunstaugen-Versorgung versammelt:

http://www.glaukom-forum.net/wbb3for...ugenprothetik/

Wegen der Kosten für ein Glasauge / Kunstauge braucht ihr euch übrigens keine Gedanken machen: Das übernehmen die Krankenkassen. Wenn man gesetzlich versichert ist, dann zahlt man pro Augenprothese 10€ Eigenanteil, wie bei einem Medikament in der Apotheke. Bei einer privaten Versicherung braucht's wohl öfter mal erst einen Kostenvoranschlag. Aber die Kosten sollten auch da übernommen werden. Für eine Epithese gilt dasselbe. Da helfen einem aber auch die Spezialisten, die Kunstaugen oder Epithesen anfertigen.

Für Informationen und Fragen ist außerdem der Krebsinformationsdienst in Heidelberg eine gute Anlaufstelle:

https://www.krebsinformationsdienst.de/kontakt.php

Zwei Tipps ansonsten noch:

Als meinem Bruder das Auge entfernt wurde kam eine junge Assistenzärztin in der Klinik auf die gute Idee, kurz nach der Operation ein Foto von seinem Gesicht zu machen. Das hat sie dann in die Akte gelegt. Und ihm die Wahl des Zeitpunkts überlassen, wann er sich das Foto ansehen möchte. Er hat es sich schon bald darauf angesehen. Wir Angehörige, ebenfalls zum selbstgewählten Zeitpunkt, auch. Ich weiß eigentlich nicht, warum: Aber der Zwischenschritt über das Foto hat es uns allen viel leichter gemacht, mit der veränderten Situation umzugehen.

Ansonsten gibt es heutzutage in fast allen Kliniken die sogenannte "Psycho-Onkologische Beratung". Das sind speziell für die Begleitung von Krebserkrankten ausgebildete Psychologen, die Gespräche für Patienten (und bisweilen auch für Angehörige) anbieten. Mit denen kann man über ganz vieles reden. Wie die Krankheit das Leben verändert. Worüber man sich Sorgen macht. Wovor man Angst hat. Worüber man sich freut. Was einem hilft und trägt. Solche Gespräche können sehr gut tun. Das sollte man ruhig mal ausprobieren.

Ich drücke euch allen die Daumen für morgen. Und für die kommenden Tage. Ich werde diesen Thread auf jeden Fall weiter beobachten. Bin allerdings derzeit selbst krank (kein Krebs, nur so'ne blöde Schilddrüsensache) und habe 87jährige Eltern, um die ich mich kümmern muss. Insofern werde ich nicht immer gleich antworten können.

Nochmal alles Gute, zarah
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