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Alt 09.09.2016, 03:50
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Non-Hodgkin-Lymphom ("böse" bösartig) , Therapie an über 71-Jährigem

Hallo,

vor etwas über 1 Monat erfolgte die 6. Chemo.
Am 11.9. "monatet" sich mein "zweiter Geburtstag".
Kontrolle der Therapie am 11.8. ergab den gewünschten/erhofften Erfolg:
Mein Lymphomkrebs wurde vollumfänglich plattgemacht - nichts mehr von ihm irgendwo feststellbar.

Die Therapie selbst "verkraftete" mein Körper mehr oder weniger "unbeeindruckt".
Aber nur, was die Reaktionen auf die ungewohnte Zufuhr der eingesetzten Therapie-Mittel anbelangt.
Auf die AK- und Chemo-Zufuhr erfolgte keinerlei unerwünschte Reaktion.
Ich merkte davon in den Zyklen jeweils überhaupt nichts.
Kein Kribbeln irgendwo oder sonstwas.

Auch die Auto-Fahrtüchtigkeit oder Reaktionsfähigkeit unterlag keinerlei merklichen Beeinträchtigungen.

Aber zweierlei Nennenswertes war feststellbar:
1) während der gesamten Zyklen ging es in meinem Körper "drunter und drüber".
Erkennbar daran, daß die Verdauung alles andere als gewohnt ablief:
Von wegen regelmäßig nach dem Frühstück.

Mal täglich gar nicht oder mehrmals Stuhlgang.
Konsistenz des Stuhlgangs permanent indifferent.
Erforderte ständiges "Gegensteuern" durch Essen von "Durchsatz"-Lebensmitteln (Bohnen-, Linsen-, Zwiebel-, Knoblauch-Gerichten usw.) oder "Blockier"-Lebensmitteln (Zartbitter-Schokolade oder solche mit noch höherem Kakao-Gehalt).

Äußerst lästig war auch das völlig unkalkulierbare Entstehen von Blähungen beim Essen.
Bei gemeinsamen Essen klinkte ich mich aus und aß alleine in der Küche, um meine Blähungen jederzeit abbauen zu können.

Ist alles nichts, was sich nicht "in den Griff" bekommen ließe.

2) Weniger in den Griff läßt sich der rapide Leistungsabfall während einer Therapie bekommen.
Denke auch, daß dies wohl generell der Fall sein dürfte.
Wir können uns diesbzgl. vorstellen, daß unsere Körper mit allem, das ihnen zur Verfügung steht, gegen den Krebs "ankämpfen".

Subjektiv bin ich mir nicht einmal sicher darin, ob unser Immunsystem dabei
fähig und in der Lage dazu ist, auch Prioritäten setzen zu können.
So nach dem Motto:
Konzentrieren wir "Abwehrzellen" uns auf das Wichtigste.
Eine nicht ganz uninteressante Frage.
Muß dazu mal meine Onkologin befragen.
Die "alte Füchsin" (wie ich sie innerlich benenne).
Hat nichts mit ihrem objektiven Alter zu tun, sondern mit ihrer Erfahrung und den meinigen.
Ich vertraue ihr.

Kurzum:
Der Leistungsabfall ist höchstwahrscheinlich bei einer Therapie als unabänderlich "in Kauf zu nehmen".

Bei mir setzte er merkbar ca. ab dem 3. Zyklus ein.
Woraufhin ich sämtliche körperliche Aktivitäten gegen Null gehend reduzierte.
Dementspr. war auch mein körperlicher Zustand nach dem 6. Zyklus.
Mehr oder weniger "auf dem Hund".


Inzwischen fordere ich meinen Körper allmählich mehr und mehr.
Macht er auch mit.
Sein Gewicht ist i.O. - ca. 71,5 kg mit "Kuchengürtel" um seinen Bauch.
Tendenziell steigend.
Derzeit bin ich täglich permanent ca. 6 bis 8 Stunden "auf den Beinen".
Bewege mich dabei überwiegend in einer Ebene und verrichte leichtere Arbeiten.
Nichts besonders Anstrengendes:
Bringe das gekaufte Auto auf "Vordermann".
Türen "sanieren", Radlager erneuern, marode Heckklappe auswechseln, unten Reparatur-Schweißungen usw. usw. - das übliche "Programm" halt.
Aber erheblich weniger als meinen baugleichen Diesel "aufzumotzen".
Kann ich ja später (besser bei Kräften) auch noch tun.

Nur beim "Überwinden" von Geschoßhöhen (Treppensteigen) merke ich noch eine Pulserhöhung.
Bei Bewegungen in einer Ebene kaum mehr.

Habe zwar dabei etwas "Muskelkater", aber das wird sich schon legen.
Insgesamt geht es wohl wieder "aufwärts".

Die Haare wachsen vehement nach.
So, als wäre ein "Wachstums-Stau" abzubauen.
Sie kommen alle wieder nach und nach heraus.
In umgekehrter Reihenfolge wie bei ihrem Ausfall.

Wird alles wieder wie vorher auch.
Die Körperkraft ist auch wieder "hochpäppelbar".
Dauert halt etwas länger.
Die "Umgewöhnungszeit" müssen wir ihm schon "einräumen".

Als "Überbleibsel" der Chemo konnte ich bisher neben der Taubheit in den Fingern nur die immer noch andersartige Reaktion der Haut feststellen:
Bei Stoß- oder Schlageinwirkung auf sie verfärbt sie sich sofort rötlich.
Vergeht aber auch wieder und "kratzt" mich an sich nicht.

Die Verdauung normalisiert sich.
Alles scheint sich wieder auf die gewohnte Normalität "einzupendeln".

Erstaunlich, was unsere Körper alles "mitmachen" können.
Wenn wir das Glück haben, daß sie das alles auch "aushalten" können.

Wünsche allen ebenfalls von einem Lymphomkrebs Betroffenen dieses Glück beim "Überstehen" des Krebses.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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