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Alt 31.01.2009, 17:58
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Bessie Bessie ist offline
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Registriert seit: 24.02.2007
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Standard AW: Allgemeiner Tränen-Kübel mit Taschentücherbox

Liebe Ellen!

Ich kann deine Situation so gut verstehen, mir geht es momentan selbst gar nicht gut. Versuche mich aber nach jedem noch so herben Rückschlag so rasch als möglich wieder aufzurappeln und möglichst normal weiterzuleben.

Vielleicht fühlst du dich wenigstens nicht so sehr alleine wenn ich dir mein Sorgenprogramm schildere. Hab mir lange überlegt, ob ich das einfach so ins Forum schreiben möchte/kann, da die Geschichte fast schon wie aus einem schlechten Roman erscheint.

Ich bin etwa ein Monat nach Chemoende und nach meiner ersten Narbenbruchop wieder arbeiten gegangen und habe versucht beste Arbeit zu leisten, da ich aufgrund der Erkrankung und meinen ganzen Komplikationen körperlich nicht mehr so fit war, versuchte ich dies durch früheren Dienstantritt und bestmögliche Organisation auszugleichen, was an sich gut gelungen wäre. Jedoch begann ziemlich bald nach meine Rückkehr an meine Arbeitsstelle massivstes Mobbing. Ich hab versucht mich über Gewerkschaft, Behindertenvertretung und Mobbingberatung mich in meiner Stelle weiter zu behaupten. Mir wurden jedoch ständig Fehler vorgeworfen und mir wurde unterstellt, dass ich mit meiner Erkrankung nicht zurecht käme. Im Herbst bekam ich dann außerhalb meiner Dienstzeit (in einem Gasthaus) von meiner Chefin mitgeteilt, dass sie meinen Job um etwa
50 % kürzen müsse. Da ich jedoch weit zur Arbeitstelle hatte wäre mein Benzinverbrauch etwa gleich hoch wie das neue Gehalt. Ich bin sofort zur Gewerkschaft, hier fühlte sich jedoch niemand für mich zuständig. Ich versuchte bei verschiedenen Ämtern Hilfestellung zu bekommen. Lediglich ein Behindertenvertreter sah sich für mich zuständig und verhandelte mit meinem Ex-Dienstgeber die mir gesetzlich zustehende Abfertigung aus. Bis heute habe ich jedoch noch keinen Euro davon gesehen, ich fürchte die Angelegenheit wird demnächst ans Arbeitsgericht übergeben werden müssen.

Mein Mann hat während meiner Primärtherapien wegen des EK sein Studium abgebrochen, seitdem nie richtig einen Job gefunden hat begonnen zu trinken um sich der traurigen Realität nicht stellen zu müssen. Bisher hab ich besser verdient und durch Unterstützung von meinen Eltern ging es so einigermaßen. Da ich aber meinen Job aufgeben musste und jetzt Erwerbsunfähigkeitsrentnerin bin wurde das Geld immer knapper, ich habe meinen Mann ersucht mir zu sagen wieviel Geld er eigentlich verdient, habe aber nie klare Aussagen von ihm diesbezüglich erhalten. Jetzt warte ich seit 1.12. auf meine erste Rentenzahlung, die aber erst erfolgen kann, wenn ich Auskünfte über die finanzielle Situation meines Mannes erteilen kann, Alternativ hierzu steht eine endgültige Trennung und getrennte Haushalte. Gestern habe ich ihn dann gebeten, mich in Zukunft in Ruhe zu lassen, damit ich zumindest keine Existensorgen mehr haben muss. Seit 24.12. lebt er bereits bei einem Freund von ihm, ich hoffe dass er bald seine Sachen aus unserer Wohnung holt.

Ich bin Anfang Januar ja einmal wieder wegen meiner Narbenproblematik operiert worden, es wurde eine 7x10 cm große Zyste aus dem Oberbauch entfernt. Seitdem die Drainagen weg sind, füllt sich dieser Bereich leider wieder mit Flüssigkeit und ich kann abends im Sitzen schlecht atmen, weil das ganze schon auf die Lunge zu drücken scheint. Am Montag habe ich Termin bei meinem Chirurgen, mal sehen was er zu der Sache sagt.

Ihr seht also, ich stehe gerade vor einem riesen Scherbenhaufen und hoffe, dass es endlich auch mal wieder ein Stück bergauf geht.

Wer meine ganzen Operationen der letzten Jahre nicht so genau im Kopf hat kann ja im Profil nachsehen, da habe ich sie alle chronologisch aufgelistet.

Danke fürs Zuhören/Lesen, mir ist jetzt leichter.

Liebe Grüße von einer sehr traurigen

Bessie
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Glücklich, wer alles zum Guten wendet und auch das Widrige sich zum Gewinn macht.
(Thomas von Kempen)


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