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Alt 13.02.2008, 12:19
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Cosmic Cosmic ist offline
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Standard AW: Ein Kampf beginnt...

Hallo Ralf,

zunächst einmal viel Kraft für Euch. Und ein glückliches Händchen bei den vielen Entscheidungen, die nun in Kürze anstehen werden. Ihr könnt nur versuchen, möglichst viele richtige Entscheidungen zu treffen. Eine Garantie dafür, dass es die richtigen sind, kann Euch niemand geben. Aber Ihr allesamt seid ebensowenig in der Pflicht, alles richtig machen zu müssen, denn das könnt Ihr schlichtweg nicht.

Ich habe das Post von e.k. gelesen. Vieles darin könnte ich glatt so unterschreiben. Mein Vater war 72, als im Sommer 2005 BSDK diagnostiziert wurde. Er/wir haben alles versucht, was medizinisch möglich war, zumal der Tumor als operabel eingeschätzt wurde, was er aber letztlich nicht war, wie man feststellte, als mein Vater aufgeschnitten auf dem OP-Tisch lag.

Nach dem üblich Stent, der den Abfluss der Gallenflüssigkeit wieder ermöglichte, begann mein Vater auf Anraten der Ärzte eine Chemotherapie, die er alles in allem ganz gut vertrug. Trotzdem reichte es nicht für länger, als für die fast obligatorischen 4 bis 5 Monate. Er verstarb Mitte November 2005. Bis Anfang November ging es ihm recht gut, erst die letzten Tage waren auch körperlich für ihn eine große Belastung.

Keine Ahnung, ob es ohne OP-Versuch doch noch ein Monat länger gewesen wäre, den er gehabt hätte. Ebensowenig weiß man, ob die Chemo, die ja dem Körper auch viel Kraft kostet, trotzdem lebensverlängernd war. Trotzdem sind alle diese Behandlungen schwerer Natur, belasten den sowieso geschwächten und zudem alternden Körper.

Versuche viel Zeit mit Deinem Vater zu verbringen. Wenn es etwas gibt, was ich Dir wünsche, dann dass Du Dir diese Zeit nehmen kannst. Bei mir war genau das schwierig. Ich wohne 500 km von meinen Eltern entfernt, bin voll berufstätig und habe von Ende 2004 bis Anfang 2007 berufsbegleitend (Schule jeweils Freitags nachmittags und an den Samstagen) meinen Betriebswirt gemacht. Damit, meinen Vater zu selten besucht zu haben (weil auch er wollte, dass ich diesen Abschluss mache), hadere ich noch heute.

Noch ein letzter Tipp: Man sollte trotz der Schwere der Erkrankung versuchen zu verhindern, dass sich für Euch, aber auch für Deinen Vater, das Leben nun nur noch um die Erkrankung dreht. Das Leben, die zeit, die Deinem Vater in jedem Falle noch verbleibt, ist einfach zu kostbar dafür.

Schönen Gruß von der Ostseeküste

Dirk
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