Thema: Stammtisch
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Alt 25.04.2006, 08:49
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Guten Morgen @ all!


Liebe Misa,

ich hatte deinen Beitrag gestern schon gelesen und seither überlege ich WAS für mich den Unterschied macht.
Ich war eine von denen, die sich über solche Aussagen geärgert hatte, allerdings hauptsächlich weil ich den Zeitpunkt (eine Woche nach Claus Tod) mehr als taktlos empfunden habe. Zu hören „du weißt wenigstens, wo er ist...“ nach toll....

Ich stand und stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, dass der Schmerz sich durchaus ähnelt, wohlmöglich sogar identisch ist, schließlich handelt es sich sowohl auf der einen wie auf der anderen Seite um den Schmerz eines Verlustes. Im Fall des Verlassenwerdens durch einen Lebenden habe ich aber immer gesehen, dass man irgendwie zumindest eine kleine reelle Chance hat, diesen Kampf z.B. gegen eine andere Frau zu gewinnen. Wenn dem nicht so ist, wenn es tatsächlich so ist, wie du beschreibst, dass dein Partner dich nicht mehr WILL ist das schrecklich, tut unglaublich weh. Ist auch bestimmt nicht gut für das Ego. Man leidet, ohne Frage. ABER und nun kommt für mich wieder der große Unterschied: Irgendwann kann sich das Leid in eine gesunde Wut wandeln, Ärger darüber, dass man abgewiesen wird. Man kann sich selbst befreien und hat die Chance, neu anzufangen. Und so ist es dir ja letztlich auch gegangen, sonst wäre dir Micha nicht über den Weg gelaufen, hättest du nicht erfahren, wie es denn sein kann, wenn da jemand ist, der deine Liebe erwidert.

Womit du absolut Recht hast, ist dieses wunderbare Gefühl der Gewissheit, geliebt worden zu sein. Ja, unsere Männer wollten nicht weg von uns, wir wollten nicht weg von ihnen. Wir tragen diese Gewissheit in uns wie einen Schatz, wissen, dass sie noch an unserer Seite wären, wenn das Schicksal nicht so seltsame Ideen hätte.

Nun gibt es wie immer zwei Seiten, was z.B. ein künftiges „neues“ Leben betrifft. Während auf der einen Seite (gewolltes Verlassen werden) durch die Änderung der Gefühle in Wut o.ä. der Weg offen ist, eventuell eine neue Partnerschaft einzugehen, eine, die einen glücklich macht, fühlen wir uns wie du es ja auch genau beschreibst, weiterhin gebunden, empfinden es als Verrat am geliebten Partner, wenn es uns wieder gut geht. Wir wollten die Trennung nicht, im einen wie im anderen Fall, aber im Fall des Todes wollte auch der Partner nicht, hat jedoch keine Chance mehr, er ist nicht mehr an unserer Seite. Wie kann es weitergehen? WANN fängt das Vergessen an? Was bedeutet vergessen? Ist es schon der Versuch, seinem Leben wieder ein wenig Glück abzuverlangen, alleine? Oder der Gedanke, auf Dauer nicht alleine bleiben zu wollen? Wie kann eine mögliche neue Beziehung aussehen, in der Gewissheit z.B. auch für einen möglichen neuen Partner, dass da eigentlich ein anderer ist in deinem Herzen, dass dieser Platz auch für immer besetzt bleiben wird. Dass man nur da ist, weil der andere nicht mehr lebt? Ich denke nach wie vor, es ist ein verdammt großer Unterschied, zwischen lebend verlassen werden und dem Tod. Der Tod macht alles, wirklich alles sehr viel schwieriger.

Hallo Andrea. Lachen ist für mich das beste gegen das Trauertier. Gebt mir einen Grund herzhaft zu lachen und ich kann die Bestie zumindest stundenweise verscheuchen...

Habt alle einen guten Tag heute. Viel Sonne, am Himmel aber vor allem im Herzen.
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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