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Alt 16.09.2010, 11:21
Lydia K. Lydia K. ist offline
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Standard AW: Eierstockkrebs mit Metastasen in anderen Organen

Liebe Sonja,

es ist immer ungerecht! Sooft geht mir das Wort UNFAIR durch den Kopf und ich bin so wütend, dass es ausgerechnet auch meine Mama erwischt hat... meine Mutter hatte vor vier Jahren die Diagnose EK bekommen (obschon sie immer zur Vorsorgeuntersuchung war). Damals sagten uns die Ärzte, dass sie nur noch ganz begrenzt Zeit hätte. Mittlerweile hat sie die zweite Hirnmetastase und liegt nun im Hospiz. Tatsächlich ist ihre Kraft nun aufgebraucht, obschon sie immer noch kämpft und nicht loslassen kann. es ist ganz schlimm, das mit anzusehen. Aber weißt Du Sonja, meine Mutter war zwischendurch auch auf einer Palliativstation, allein um sie wieder "aufzupäppeln" und danach ist sie wieder nach Hause gekommen. Und hat dort durch aus noch Zeit in Ruhe verbracht. Das kann bei Deiner Mama genauso sein. Und oft ist ein wenig Stillstand bei dem Tumorwachstum, so dass auch noch Zeit bleibt.
Diese Zeit muss man nutzen. Da sein und mit ihr reden, sie reden lassen, was wünscht sich deine Mama usw. Wir hatten die Zeit, um herauszufinden, wie sie z.B. beerdigt werden möchte und auch wo. Ok, das kann man erst nach langer zeit akzeptieren. Die Zeit hatten wir tatsächlich. Am Anfang bricht nur die Welt zusammen und irgendwann "gewöhnt" man sich an die Krankheit und kommt aus der Schockstarre heraus, bis zur nächsten schlimmen nachricht. Es ist eine schlimme Zeit und gleichzeitig gibt es viele Dinge, über die ich mir sonst nie Gedanken gemacht hätte. Ich bin dankbar, das meine Mama noch da ist. Allzu lange dürfte es jetzt nicht mehr dauern, denn sie ist kaum noch ansprechbar und liegt seit drei Monaten in diesem Hospiz. Aber die letzten Jahre.. ich habe mich sooft von ihr verabschiedet, geweint und zwischendurch bin ich immer mal wieder sehr böse und neidisch auf all die gesunden Mütter... Alles hat Raum und ich versuche damit klar zu kommen. Liebe Sonja, ich kann Dir nur den Tipp geben, so oft wie möglich mi deiner mama zusammen zu sein. Ihr zu zuhören, bring sie zum Lachen, muntere sie auf, bring ihr nette Dinge mit, sei einfach da für sie. Mehr geht leider nicht.
Und noch etwas: Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass Ärzte immer die schlimmsten Befürchtungen haben, und alles ist dann doch ganz anders, nicht besser, aber irgendwie lebbar. Wir schaffen das. Für unsere tapferen Mütter!
Liebe Grüße von Lydia
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