Einzelnen Beitrag anzeigen
  #26  
Alt 17.01.2007, 19:49
Benutzerbild von Conny44
Conny44 Conny44 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.12.2006
Beiträge: 1.273
Standard AW: BSDK inoperabel m. Lebermetastasen

Hallo Ihr Lieben,

will nun wieder mal was etwas eher Unschönes berichten.

Mein Paps wurde gestern 16.15 Uhr !! aus der Uniklinik entlassen. Er sollte ja gestern seine Chemo erhalten. Da aber das Gespräch mit dem Chemoonkel so lange dauerte bzw. es von Mittag bis 16.15 Uhr dauerte, bis die endlich den Entlassungsbericht ausgedruckt! hatten, weil das Personal ja völlig überfordert sei, wurde die Chemo auf heute 8.30 Uhr verschoben. Habe mit Paps gestern noch telefoniert, er hätte Bäume rausreißen können. Das erste Mal nach der Diagnose. Hunger hatte er schon seit Tagen, er hätte nur essen können.

Heute dann an seinem 66. Geburtstag gings los. Meine letzte Info war 1000 mg/m² Gemcitabine, Applikation 500 ml Ncl??? Einmal die Woche, drei Wochen lang, dann eine Woche Pause. (Das hat mein Paps mir mal so gesagt).
Ihm gings schon heut morgen nicht so gut, wollte nichts essen. Am späten Nachmittag dann, als wir zu ihm gefahren sind, lag er im Bett und schlief. Die Chemo hat ihn voll umgehauen. Er wollte niemanden sehen und nichts hören. Mussten wir also respektieren, kein Problem. Hab nur mal leise ins Zimmer geschaut, aber er schlief. Meine Ma völlig am Boden.
Sie ist so unsicher, weiß nicht, wie sie sich verhalten soll. Mein Paps hat auch nichts gegen Übelkeit oder sonstiges erhalten, nur die reine Chemo. Alles was ihm gesagt wird, die Erfahrungen von Betroffenen aus dem Forum mit bestimmten Medikamenten, wird abgelehnt.

Er meint, er will nichts davon hören. Der Arzt wüsste schon, was er macht. Habe ihm einiges aufgeschrieben, was er mit dem Arzt besprechen solle, Medikamente gegen Übelkeit, Aufbaupräparate und dergleichen. Er meinte meiner Ma gegenüber: Nein, soweit kommt es noch, dass ich denen sage, was die mir aufschreiben sollen, solche Patienten können die gar nicht leiden.

Jetzt frag ich euch, ist das nicht schlimm???? Mein Paps möchte ein braver „Musterpatient“ sein, egal, was er für Schmerzen hat oder wie es ihm geht, selbst wenn es seinen Tod bedeutet.

Ich bin mit meinem Latein am Ende. Wie soll ich kämpfen, wenn er einfach nicht mitmacht und es uns sogar verbietet?! Ich kann momentan wohl nicht mehr tun, als ihm das Gefühl geben, dass ich für ihn da bin, aber seine Entscheidungen respektiere.
Dass mir dabei die Angst im Nacken sitzt und ich machtlos bin, ist wohl verständlich. Mir kommt es so vor, als kämpfe ich nicht nur gegen seine Krankheit, sondern auch gegen ihn. Aber das kann es ja wohl auch nicht sein.

Hat jemand noch eine Idee? Und ist es normal, dass es ihn gleich bei der ersten Chemo (90 min.) schon so umhaut? Vielleicht hatte er auch bereits vorher solche Gedanken, dass es eh sein letzter Geburtstag sein könnte? Ich weiß es nicht. Keiner weiß es, weil er total verstockt ist und nicht redet.

Danke fürs Lesen, musste mir das mal von der Seele schreiben.

LG Conny
Mit Zitat antworten