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Alt 18.05.2017, 10:46
Tobi1974 Tobi1974 ist offline
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Standard das Krankenhaus und ich

Viele Menschen kommen nicht klar, wenn sie plötzlich ihre eigene Hilflosigkeit fühlen. Sie erleben dann, dass sie einem Krebspatienten keine Hilfe anbieten können bzw. keine Lösung für das Problem. Das liegt aber auch daran, dass wir alle den Tod verdrängen.
Manche Menschen reagieren dann mit Mitleid, soweit, dass ich sie dann noch selbst trösten muss. Manche Menschen denken, dass alternative Medizin heilen kann, und äußern die irrwitzigsten Vorschläge, welche mit normalen Menschenverstand nicht mehr ergründbar sind. Es hilft ihnen jedenfalls ihre eigene Hilflosigkeit nicht mehr zu spüren, aber hilfreich für den Krebspatienten ist es natürlich nicht, eher eine Last.

Durfte dann im KH eine Stations-Ärztin kennenlernen, welcher ihr eigenes Mitleid im Wege steht. Auch diese Ärzte gibt es.

Ich bin am 07.05.17 in die Notaufnahme, weil ich mich den ganzen Tag schon sehr schwach fühlte. Eigentlich wollte ich nur die Blutentnahme und den HB-Wert, dass ich am 09.05.17 in der NK-Sprechstunde eine Bluttransfusion bekomme. Dann stieg im Verlauf von 2h mein Fieber von 37,8°C auf 38,7°C, was bei Leukozytenzahl unter 2000 lebensgefährlich ist. Der diensthabende Arzt sagte er sei kein Onkologe, aber ordnete ein Röntgen an. Ich sagte ihm, dass jetzt ein Notfall eingetreten ist, und wir erstmal das Fieber behandeln müssen. Daraufhin gab er mir 2 Paracetamol 500mg
Naja geplant war mein Aufenthalt für 1,5h .. und so wurden doch 6,5h daraus. Und es wären 8,5h geworden, wenn ich noch auf Röntgenbefund und Arztbrief gewartet hätte.

Am 08.05.17 rief mich dann meine behandelnde Ärztin an, und sagte mir, dass sie mich gern auf ihre neue (Onkologie-)Station zur Beobachtung aufnehmen möchte. Dort ist sie seit 4 Wochen Oberärztin.
Auf Station passierte dann die Tage 08.05.17, 09.05.17, 10.05.17 am WE (13.05./14.05.17) und am 16.05.17 gar nichts. Der Unterschied zum ambulanten Patienten ist halt, dass ein statonärer liegend wartend ist
Das Fieber kam das letzte mal am 08.05.17 abends. Am 09.05.17 war ich für 6h fit, und dann kamen aus heiterem Himmel Rippenschmerzen, von meinem Sturz im Februar.

Am 11.05.17 bekam ich ein Verlaufs-CT mit KM und ein Thorax-Röntgen, letzteres wg. Rippenschmerzen; am 12.05.17 ein Kopf-MRT mit KM und am 15.05.17 eine Bluttransfusion. Ihr seht schon viel Diagnostik, tlw. auch doppelt (sh. Röngten-Thorax am 07.05.17 und am 11.05.17 bzw. CT der gleichen Region am 11.05.17)
Es wurden Röntgen angeordnet, ohne sich den Befund des vorrigen anzusehen. Es wurde CT angeordnet, bevor der Röngten-Befund Thorax fertig war.

Dann hatte ich das 1. Gespräch mit der Stationsärztin. Ich fragte sie zu NWs von Cortison. Sie sagte, dass es Langzeit-NWs gibt. Und falls ich die erlebe, würde sie mir gratulieren, weil ich schon so viele Jahre geschafft hätte. Ich dachte nur: "Ach so eine ist das."
Sie forderte auch das Verlaufs-CT an, ohne mir den Zweck mitzuteilen. Als ich sie darüber beredete, sagte sie, dass sie vermutet, dass ich eine aktuell fortschreitende Erkrankung habe, was sie an Knochenschmerzen und Gewichtsverlust festmachen wollte. Ich fragte sie, warum sie mir das nicht vor dem CT gesagt hat. Sie meinte, sie hätte mir 24h lang soviel belastende Dinge an den Kopf gehauen, dass sie mich einmal schonen wollte. Da merkte ich, dass sie ihre eigene Befindlichkeit in mich projiziert. Oder kurz: Dass, ihr ihr Mitleid im Wege steht.
Ich sagte ihr, dass ich erst letzten Monat ein Verlaufs-CT hatte, und mir ihre Oberärztin mitteilte, dass die Erkrankung seit 6 Monaten stabil ist.

Tja nun weiß ich, dass die Erkrankung seit 7 Monaten stabil ist.

Dann ging sie mir vom 09.05.17 bis zum 14.05.17 aus dem Weg. Ich versuchte es nocheinmal mit einer sehr freundlichen Kontaktaufnahme. Es ging um Verordnungen wie Pflegebett bzw. Pflegestufe. Sie meinte zu mir, dass ich mit der Diagnose "met. NCC" jede Verordnung und jede Pflegestufe bekomme. Und, dass sie mir wünscht, dass es umgekehrt wäre. Also kein Nierenkrebs und keine Verordnungen. - Ich hab mir dann gesagt, schnell weg - Abstand!!

Bei meinem Bettnachbar war sie aber noch krasser drauf. Er hatte gerade seine Erstdiagnose. Sie sagte ihm, dass sie noch mehr Hirnmetasten entdeckt hat als der Radiologe, dass der Krebs bösartig ist, und dass sie ihm keine Hoffnung machen kann.

In einem letzten Gespräch, sagte sie mir dann, dass sie weggehen möchte, sich als Oberärztin in einer anderen Klinik beworben hat.

Ich dachte nur, hab ich ein Glück, dass ich hier nur zur Beobachtung liege, und daher nicht so abhängig von den Stationsärzten bin.

Geändert von Tobi1974 (18.05.2017 um 11:11 Uhr)