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Alt 07.03.2007, 20:30
susi333 susi333 ist offline
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Standard AW: nodales marginalzonenlymphom

Hallo ihr Lieben,

nachdem ich nun schon eine ganze Weile hier im Forum herumgelesen habe und auch begonnen habe mich wohlzufühlen ist das Bedürfnis da, etwas mehr von mir und dem NHL zu erzählen. Da seit Erstdiagnose schon etwas Zeit verstrichen ist, ist's wohl mittlerweile schon etwas weniger das "von der Seele schreiben" als vielmehr die Geschichte für andere aufzuschreiben (kann man interpretieren wie man will ).

Begonnen hat alles im Sommer. So wie viele andere Lymphies habe ich einen Knoten (Leiste) ertastet, der dann halt nicht mehr weg gegangen ist. Bin auf Drängen meines Mannes irgendwann mal zum Arzt und zu noch einem und nocheinem, und alle waren sich einig, dass das wohl vom Darm kommt - und ich auch (habe eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, die allerdings zu der Zeit absolut Ruhe gegeben hat). Bis ich dann bei meiner Gastroenerologin war, die meinte :"Mädel, der Knoten ist nicht wg. des Darms vergrößert". Einen Tag später war ich bei einer niedergelassenen Hämatologin, eine Woche später ist der Knoten rausgeschnitten worden. Wieder eine Woche später dann der Befund "NHL, möglicherweise diffus großzelliges B-Zell-Lymphom". Irgendwie war ich verwundert, dass der Schock nicht größer war. Bin zur Arbeit gefahren und habe mir einiges an Fachliteratur besorgt, viel gelesen, und mir gedacht "eh nicht so schlecht behandelbar, glücklicherweise B-Zell und hochmaligne, gute Heilungschancen".

Der Schock ist dann 2 Wochen später mit dem Befund aus dem Lymphknotenreferenzzentrum gekommen: niedrigmaligne (oder besser gesagt irgendwo zwischen hoch- und niedrigmaligne), nodales Marginalzonenlymphom (b-zell). Die Hämatologin hat am Telefon nur gemeint: Knochenmarksbiopsie wäre fällig, damit man weiß ob Stadium 1 oder 4 - "bei Stadium 1 bestrahlen wir, bei 4 machen wir gar nix". Worauf ich gemeint habe, sie kann mir erzählen was sie mag, ich glaube ihr ohnehin nix mehr. Meine Arbeitskollegen haben mich Heulende dann aufgefangen und wieder ein bisschen geradegebogen. Tja, der im Affekt gesagte Satz "glaube Ihnen nix mehr" hat sich dann gehalten (habe z. b. in meiner Verzweiflung ein Klötzchen meines Knotens noch von einem anderen Pathologen begutachten lassen, ebenso ein bisschen Knochenmark). Es war aber gar nicht so schlecht, dass ich ein bisschen skeptischer geworden bin (wahrscheinlich spürt man auch, wann Skepsis angebracht ist und wann nicht). Auf Fragen wie "wie häufig kommt so ein Marginalzonenlymphom vor" etc. hat die Hämatologin mir nur Halbwahrheiten erzählt, das Staging war auch eher ungenau. Bin beispielsweise bei meinen "Recherchen" draufgekommen, dass die Pathologen das "nodale Marginalzonenlymphom" vom "MALT" anhand der Biopsie nicht unterscheiden können, Klinik ist gefragt, zusätzliche Untersuchungen wie Gastro- und Koloskopie unbedingt notwendig. Irgenwann dann bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich wohl in einer Uniklinik besser aufgehoben wäre und habe in meiner Verzweiflung in einer Berliner Uniklinik angerufen, diemich dann zur Diagnostik 2,5 Wochen stationär aufgenommen haben. Kurz vor Weihnachten, nach vielem Nachdenken und Beteiligung von Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen haben wir uns auf eine Therapie geeinigt. Die Darmerkrankung stellte sich als Kontraindikation zur Bestrahlung heraus (auch wenn's die niedergelassene Hämatologin nicht so sieht, sie ist sich auch keinerlei Versäumnisse, etc. bewusst). Davon abgesehen, dass es ohnehin keine Empfehlungen, Richtlinien hinsichtlich Therapieform in der Literatur gibt. Von Knotenentfernung bis Therapieplan hat's 3 Monate gedauert - für mich o. K., für meine Familie der blanke Horror. Bei meinen jetzigen Ärzten fühle ich mich übrigens sehr gut aufgehoben, betreut und auch das Bedürfnis irgendwelche Aussagen der Ärzte zu überprüfen ist komplett verschwunden.

Anfang Jänner habe ich dann mit der Therapie begonnen: R-Ifo (Rituximab, Ifosfamid), vorerst einmal 4 Zyklen. 3 habe ich schon, der 4. wird Ende nächster Woche angegangen. Die Therapie vertrage ich sehr gut. Nur mein Hirn spielt mir immer wieder mal Streiche. Habe z. B. gemerkt, dass ich wie der Pawlowsche Hund funktioniere: Chemo rein in den Körper - Körper schreit "Giftalarm - kotze was das Zeugs hält" - Antiemetika geben den Befehl nicht zu kotzen; Resultat: vieles was ans Krankenhaus erinnert verursacht Übelkeit.

Aber heute war ich wieder radeln: um den Griebnitzsee und den Wannsee entlang und es war einfach nur genial. Super Wetter, die Sträucher treiben schon aus, viel frische Luft, trotz weniger Leukozyten recht fit,... Also: kein Grund zum jammern! Wäre ja bei meinem Zustand eh vermessen, wenn ich's täte!

Liebe Grüße
susi333
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