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Alt 22.01.2002, 19:44
Gast
 
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Standard Ich lebe noch!

Liebe Hermine,
es tut mir sehr leid, daß Du betroffen bist, aber es ist doch durchaus positiv, daß Du operiert worden konntest und Dich gut fühlst. Von Negativnachrichten darfst Du Dich gar nicht 'runterziehen lassen, sondern solltest permanent an Deiner positiven Einstellung arbeiten.
Ich bin auch betroffen. Die Diagnose bekam ich nach vielen Untersuchungen und langem Warten im November. Seit der Diagnose geht es mir besser, weil ich eben auch sofort positive an die Krankheit herangegangen bin.
Ich habe ein nicht-kleinzelliges Adenokarzinom, daß sich über 2/3 des rechten Lungenflügels erstreckt und bereits Metastasen im linken angesiedelt hat, nicht operabel. Ich werde nur noch "palliativ" (daß heißt, schmerzlindernd, lebensverlängernd) behandelt. Als die Ärzte mir sagten, daß der Krebs nicht heilbar ist, habe ich ihnen nicht einmal die Frage gestellt: "Wie lange noch", denn das ist irrelevant für mich, sondern habe mir sofort gesagt: "Das ist mein Leben und mein Körper und egal, was "die" mir erzählen, ich werde gesund". Ich habe jetzt 3 Chemo-Zyklen hinter mir, die ich prima vertragen habe. Letzte Woche war ich zum CT. Der Tumor ist nicht gewachsen und die entzündlichen Infiltrate auf beiden Seiten sind zurückgegangen. Nächste Woche habe ich einen Besprechungstermin beim Onkologen. Mal sehen, was er sagt. Jedefalls habe ich nicht vor, mich "krankdiagnostizieren" zu lassen. <Je nachdem, was die Ärzte jetzt sagen, versuche ich dann auch, einen Termin in heidelberg zu bekommen. Ich habe gottseidank das große Glück, daß mein Hausarzt mich in Allem unterstützt und auch auf dem Standpunkt steht, daß bei solch einer Diagnose die Psyche die Wichtigste Rolle spielt. Ich habe außerdem eine ganz Familie, Freunde und Arbeitskollegen, mit denen ich immer reden kann und die immer für mich da sind. Seit dem 2. Januar arbeite ich auch wieder, im Moment halbe Tage, aber das werde ich kontinuierlich steigern.
Auch ich habe meine deprsessiven Phasen, natürlich, meine Zweifel und meine Ängste, aber ich versuche immer, da ganz schnell wieder rauszukommen und mich niemals hineinzusteigern. Du darfst die Hoffnung auf die Zukunft nicht aufgeben, Hermine. Mich bauen die positiven Nachrichten aus dem Forum immer ganz toll auf. Was andere schaffen, kann ich auch schaffen, und Du auch, Hermine. Lies die posiven Nachrichten immer wieder, tu ich auch. An Tagen, an denen es mir nicht so gut geht, halt ich mich dann auch nicht so lange im Forum auf, weil ich weiß, daß mir das dann nicht gutttut.
Ansonsten versuche ich, so normal zu leben, wie es eben geht mit Chemo- Labor- und sonstigen Arzt-Terminen. Gleich gehe ich tanzen. Das war eines meiner Lieblingshobbys, geht natürlich nicht, genaugenommen, aber dann tanze ich eben nur einen hlaben Cha-Cha-Cha, nur eine Runde Walzer und freue mich, wenn eine Rumba oder ein Tango gespielt wird. Dann kann ich nämlich einen Tanz zu Ende tanzen. Und zwischendurch ruhe ich aus. Mein PÜartner ist ganz glücklich, daß ich überhaupt noch gehe. Früher sind wir mindestens 2 mal die Woche gegangen. Freitag versuche ich auch Volleyball wieder. Bestimmt kann ich nur 5 Mintuen (wenn überhaupt) spielen und muß dann Pause machen. Aber besser als Nichts. Und natürlich freuen sich meine Teamkollegen, mich endlich wieder zu sehen, und das baut auch auf. Siehst Du, so geht es eben auch in kleinen Schritten. Nur aufgeben darf man sich nicht.
Wie alt bist Du denn, Hermine? Hast Du Kinder?
So, das war jetzt eine lange Mail. Bin auch zwischendurch immer geflogen. Ich hoffe, Du behälst Deine Zuversicht und nimmst weiter am Leben teil, wie Du sagtest, aber mit Zukunftsperspektive. Man muß die Ansprüche ein bißchen zurückschrauben, kann nur in kleinen Schritten planen und muß zwischdurch die "Tiefs" bewältigen, aber man kann, Hermine. Ich wünsche Dir alle Kraft der Welt. Du schaffst das ganz bestimmt. Alles Liebe. Kathi
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