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Alt 11.12.2002, 15:22
Gast
 
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Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo Lillebror,

darf ich auch nochmal? Zwei Sachen, die Du da schreibst find ich sehr interessant, ich "zieh" sie mal zusammen auch wenn Du das nicht so gemeint hast:

>> Bei einem "Hinterbliebenen" spielt es jedoch keine Rolle, was er tut. Ist ja niemand mehr, für den es wichtig wäre außer er selbst. >>

und

>> Damals war ich entsetzt über soviel, wie mir schien, abgebrühte Kaltblütigkeit. Wegen dem Haus und wegen der kurzen Zeit und überhaupt ...
Heute seh ich zumindest das mit der "Zeit" völlig anders. Denn ich weiß, dass Zeit keine Rolle mehr spielt. >>

Was ist mit dem Hinterbliebenen, wenn es noch andere direkt Betroffene Hinterbliebene gibt, also zB Kinder. Spielt es dann auch keine Rolle mehr was der Einzelne tut, oder meinst Du es muß auf die Gefühle und auf die Trauer, der anderen Rücksicht genommen werden? Denn Zeit ist ja relativ, also steckt jeder in seiner eigenen "zeit". Würde mich sehr interessieren.

Kann es nicht sein, dass "ich-kann-es-noch-gar-nicht- wirklich-glauben" bei Dir (und bei mir im übrigen auch nicht) nicht eingesetzt hat weil Du dabei warst, als sie starb (warst Du doch?). Ich meine selbst das Unterbewustsein kann nicht leugnen, was es gerade selbst gesehen hat. Ich glaube das tritt eher ein, wenn jemand plötzlich und völlig unerwartet stirbt und es jemand anderem dann mitgeteilt wird: "Wir haben uns heute morgen noch gesprochen, wie kann er/sie jetzt tot sein?" Gerade weil der Tod so abstrakt ist kann man es nicht "fassen", nicht "begreifen". Und das muß dann erstmal begriffen werden, bevor man sich überhaubt mit Fragen wie "mach ich weiter" beschäftigen kann. Ich glaube schon, das es Menschen gibt die erstmal ein ganzes Stück "Trauer"arbeit leisten müssen, weil vielleicht sehr viel in sehr kurzer Zeit passiert ist oder weil vieles "falsch" gelaufen ist oder oder oder. Das Erlebte zu sortieren und Erinnerungen zu sammeln, das hat schon was mit Arbeit zu tun. Zumindest kann man sich solange mit nichts anderem Beschäftigen. Verarbeiten muß man ja nicht nur den Tod an sich, sondern vielleicht vielles was vorher noch so passiert ist, die Umstände, die Rolle die man selbst gespielt hat. Das hängt doch sehr vom Einzelnen ab.

Zum Thema "der Tod gehört zum Leben" wollte ich nur mal anmerken, das sich mit dem eigenen "Nicht-sein" beschäftigen nur ein Teilaspekt des Themas ist. Ich glaube es geht vielmehr darum zu überlegen, was passiert mit mir, wenn jemand anders stirbt. Wie gehe ich mit Verlust um, und das kann auch Verlust eines Gegenstandes oder des Arbeitsplatzes sein, die Trennung vom Partner und schließlich der endgültige Verlust eines geliebten Menschen. Verlust gehört zum Leben. Jeder "kleine" Verlust bereitet uns ein Stückchen mehr auf einen "großen" Verlust vor. Deswegen, kann es nicht schaden sich damit zu beschäftigen und sinnlos kann ich das auch nicht finden.

Gruß Tanja
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