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Alt 18.03.2011, 12:50
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SaharaStar SaharaStar ist offline
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Standard AW: erfahrungsbericht meiner prophylaktischen mastektomie

Hallo, Ihr Lieben!

Erst einmal @Holiday: Habe Deine Leidensgeschichte hier im Forum schon länger verfolgt und hoffe sehr, dass Du die gestrige OP gut überstanden hast! Das hättest Du mehr als verdient! Alles Gute für die kommenden Tage...

@alle:
Ich hatte gestern im Klinikum R. d. I. in München einen Informationstermin bei Dr. P., der für Brust-Ops zuständig ist. Ich dachte mir, ich gebe mal die Infos weiter, die ich von ihm erhalten habe - vielleicht hilft das der ein oder anderen Leserin weiter. Noch eine Anmerkung zu den Prozentzahlen: Nagelt mich da nicht genau fest, da ich erst im Nachhinein alles notiert habe.

Los geht's:
Erst einmal habe ich von meiner familiären Vorgeschichte (diverse Verwandte an BK erkrankt) erzählt und Dr. P. meinte, er würde mein Lebenszeitrisiko, BK zu bekommen, bei rund 60% ansehen. Uff! Ich muss dazu sagen, dass ich noch nicht in der Tumorrisikosprechstunde war (Termin im Mai). Mal sehen, zu welchen Ergebnissen die Herrschaften bei genauer Stammbaum-Analyse dort kommen.

So, nun die Infos zur OP:

- Wie oft wird operiert: Dieser prophylaktische Eingriff ohne BK-Vorgeschichte findet wohl etwa 25 x im Jahr statt, der Großteil sind natürlich Brust-OPs bei Krebs, ca. 150 x im Jahr.

- Wie lange müsste ich auf einen OP-Termin warten: Rund 14 Tage

- Wer würde die OP durchführen? Dr. P. zusammen mit der Klinikleiterin Prof. K. Das hat den Vorteil, dass sich die Zeit in der Vollnarkose halbiert - ein Arzt pro Brust.

- Welche Operationsmethode bietet sich an: Nach Inspektion meiner Busis und meines Bauchs meinte Dr. P., ich hätte definitiv zu wenig Bauch für ne Verwendung von Eigengewebe. Po würde wohl gehen, aber da rät er aus verschiedenen Gründen ab (starkes Strapazieren der Kehrseite, unterschiedliche Größe der Blutgefäße...). Er empfiehlt mir eher Silikon. Überrascht war ich, dass er keine Expander verwenden würde, sondern das Silikon sofort unter den Brustmuskel legen würde.

- Brustwarzen erhalten oder nicht: Er rät zur Erhaltung der Brustwarzen. Als ich ihn auf das höhere Risiko, BK zu bekommen, angesprochen habe, hat er gemeint, sie würden die Milchgänge unter den BW eben sehr gründlich entfernen - eine Angelegenheit, die sich andere Ärzte nicht so zutrauen würden bzw. die wohl ziemliches Können voraussetzt. Es könnte schon mal zu einer Nekrose an der BW-Spitze kommen, das sei aber nicht weiter schlimm, weil die schwarze Spitze dann abfällt und die Haut darunter wieder ziemlich normal aussieht.

- Thema Titannetz bzw. Schweinehaut: Anscheinend wird an der Klinik nur mit zusätzlichen Netzen bzw. Schweinehaut gearbeitet. Dr. P. verglich die Wirkung mit einem BH, der das Implantat zusätzlich in Form hält. Die Schweinehaut-Sache machen sie erst seit ein paar Monaten, Dr. P. scheint aber sehr zufrieden damit zu sein. Bei der Übernahme der Kosten der Schweinehaut lehnen anscheinend alle Krankenkassen erst einmal kategorisch ab. Viele knicken aber dann nach entsprechendem Druck und angemessener "Bearbeitung" durch die Ärzte schließlich doch ein. Im Falle meiner Brust würde die Schweinehaut pro Seite 2.350 Euro zzgl. Mehrwertsteuer kosten.

- Risiken: Wundheilungsstörungen kommen wohl bei 3 bis 5% der Fälle vor, Kapselfibrosen bei circa 5 bis 7% (Zahlen ohne Gewähr, siehe oben). Da ich sehr hellhäutig bin, tendiere ich laut Dr. P. wohl eher zu Wundheilungsstörungen als andere Hauttypen.

- Wo würden die Narben verlaufen: In der Falte unter der Brust, circa drei Männerfinger breit (ui, tolle Maßeinheit).

- Dauer des Krankenhausaufenthalts: Bei Verwendung des Titannetzes circa 6 Tage, bei Verwendung der Schweinehaut circa 14 Tage (da muss wohl genau beobachtet werden, ob die Haut gut anwächst).

- Genesungszeit: Nach sechs bis acht Wochen sollte man einigermaßen wiederhergestellt sein.

- Notwendigkeit von Folge-OPs: Sofern alles gut verläuft: gar nicht! Ich dachte immer, dass Silikon-Implantate automatisch nach zehn, fünfzehn Jahren ausgewechselt werden müssen. Laut Dr. P. ist dies bei der aktuellen "Generation" von Implantaten nicht nötig - es sei denn natürlich im Falle von ausgeprägteren Kapselfibrosen.

- Zufriedenheit der prophylaktisch mastektomierten Patientinnen ohne BK: Dr. P. meint, dass Zufriedenheit natürlich schwer zu messen sei, aber man von rund 70% zufriedenen Patientinnen ausgehe. Dr. P. hat darauf hingewiesen, dass einige Frauen halt mit nicht realistischen Erwartungen in die OP gehen.

- Brustkrebs-Früherkennung nach OP: Nach wie vor würden nach dem Eingriff intensive Früherkennungs-Maßnahmen stattfinden, also weiterhin beispielsweise MRTs.

Viele Infos, gell? Dr. P. hat sich echt viel Zeit genommen und ne Stunde lang meine Fragen und die meines Mannes beantwortet - mein Göttergatte fand's übrigens schon seltsam, zugucken zu müssen, wie mir ein anderer Mann am Busen und Hintern rumfummelt. Ich hab gesagt: Schatzi, was meinst du, was der Frauenarzt erst bei mir macht!
Weiteres - zum Beispiel meinen persönlichen Eindruck vom Arzt - gerne per PM. Ich werde in den nächsten Tagen auch noch Vorher-Nachher-Bilder von Dr. P. bekommen - die Worst-Case- und Best-Case-Szenarien. Bin schon gespannt.

Liebe Grüße!

Stefanie

P.S. Die Sache mit dem Direktaufbau hat mich total verblüfft - schließlich schreiben doch fast alle hier von Expandern, die dazu gebraucht werden, den Brustmuskel zu dehnen! Warum das bei mir anders gehandhabt werden würde, kann ich nicht ganz nachvollziehen... Weiß da jemand von Euch mehr?
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