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Alt 18.04.2015, 13:09
SmartM SmartM ist offline
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Standard Das Rennen läuft

Das Rennen läuft…

Den neuen Thread eröffne ich mal unter diesem Titel, weil es hier um die Bewältigung meines Restlebens geht, das ich unter das Motto gestellt habe: „Das Rennen ist erst vorbei, wenn die dicke Frau gesungen hat“.
Dies soll keine Diskriminierung von Frauen sein sondern ist ein Zitat des Rennfahrers Jochen Maas und hat für mich als Formel 1-Fan eine doppelte Bedeutung.

Nun mal kurz meine Geschichte für den Einstieg (auch nachzulesen unter. http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=64583 ):
Im Januar 2014 Diagnose „Speiseröhrenkrebs“, Feb. 2014 Bestätigung von Metastasen in der Lunge, Mai bis Juni 2014 Radio-Chemo-Therapie, Oktober 2014 zusätzlich Lebermetastase, Weichteilmetastase Oberarm und zusätzliche Metastasen in Lunge und Lymphknoten. Nov. 2014 bis Februar 2015 Chemotherapie anschließend Reha.

Nach der Verlaufsuntersuchung im Februar - alle Metastasen wurden (bis auf die Lungenmetastase) zurückgedrängt, die Lymphknoten auf normales Maß reduziert - fragte ich meine Onkologin erneut nach Ihrer Prognose, die sie mir bisher immer verweigerte. Ihre Antwort: „Dieses Jahr und mit viel Glück noch das Nächste“ . Eigentlich hätte es für mich keine Überraschung sein sollen, aber so persönlich und deutlich von der Ärztin, der ich mein volles Vertrauen entgegenbringe, hat das dann doch nochmal eine andere Qualität. Lange habe ich gebraucht, mich von diesem Schock zu erholen.

Anschließend ging es dann zur Reha. Leider war ich dort mit meiner Diagnose ziemlich allein. So habe ich mich physisch auf die Fitnessmöglichkeiten und psychisch auf Beratung durch eine Psychotherapeutin gestürzt. Nach anfänglichem Zweifel muss ich rückblickend feststellen, diese Zeit hat mit gut getan. Ich konnte mein Gewicht weiter deutlich steigern, die Fitness stark ausbauen und psychisch kann ich mich auf die Freude des Jetzt und Gleich konzentrieren.
Nach der Reha hatte ich meiner Frau versprochen eine Reise in ihr Heimatland zu machen. Es ist fantastisch, wie schön das Leben sein kann, wenn man mal die Gedanken an diese Krankheit verdrängen kann. Ich / wir habe/n diese Tage sehr genossen und werden Ähnliches uns bald wieder gönnen. So nach dem Motto: 'wir verprassen das Erbe unserer Kinder‘. :-))

Zwischendurch war ich an der Uniklinik in Würzburg, um abzuchecken, ob es mir einen Vorteil bringt, die Lebermetastase per Radiofrequenzablation (RFA) entfernen zu lassen. Dies wurde dort abgelehnt, weil die Chemotherapie über eine lange Zeit ausgesetzt werden muss und so dem Krebs die Möglichkeit, sich ungehindert auszubreiten, gegeben wird. Mir wurde aber auch gesagt, dass noch in diesem Jahr eine Studie mit neuen Medikamenten für genau mein Krankheitsbild beginnen wird. Das wäre doch eine Chance und die Fahrt dorthin war nicht umsonst.

Inzwischen bin ich zwei Kilo von dem Gewicht entfernt, dass ich vor der Erkrankung hatte und meine Fitness hat sich soweit gebessert, dass ich die drei Kilometer (einfache Entfernung) zum Bäcker jeden Morgen mit dem Fahrrad locker schaffe.

Vorgestern hatte ich, nach nun acht Wochen Chemopause, eine erneute CT. Bislang habe ich nur die Kurzeinschätzung des Röntgenarztes. Der sagte, die Lymphknoten seien normal groß, die Metastasen haben sich weder vermehrt noch vergrößert. Das klingt in meinen Ohren gut und ich bin auf den endgültigen Befund und auf die Reaktion und Planung meiner Onkologin Anfang nächster Woche gespannt.

Das Rennen ist noch nicht vorbei…

Geändert von SmartM (18.04.2015 um 13:15 Uhr)