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Alt 19.10.2011, 23:58
oioi oioi ist offline
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Standard AW: Interferon-Therapie

Hoi Stefan (steve68),

dasselbe wie dir ging mir im Kopf um. Ich bin seit 17 Monaten "auf" Interferon alpha 2a (Roferon A von Roche), wie du 3x3 Mio int. Einheiten/Woche.
Aber schon mal vorweg: es ist deine Entscheidung, die dir niemand nehmen kann und wozu du dann auch stehst.

Du hast schon recht damit, dass die Wirkung des Interferons anscheinend nur die progressionsfreie Zeit der Erkrankung etwas verlängern kann und auch die Nebenwirkungen nicht Ohne sein können. Das ganze ist auch eine psychische Erwägung wert: ich habe 2 kleine Kinder zu Hause und schon deshalb möchte ich nichts unversucht lassen, zumindest eine geringe Chance zum Kampf gegen das Böse zu unternehmen, auch einfach darum, um sich nicht später, beim hoffentlich nicht eintretenden "worst case", Vorwürfe zu machen und zu spekulieren was wenn. Jede besiegte Tumorzelle kann in unserem Stadium bedeuten: ein Tumor weniger.

Ich bin Naturwissenschaftler und habe diverse medizinische Fachpublikationen zur Wirkung des Interferons gelesen. Ehrlich gesagt: Ohne die Familie hätte ich die Therapie nicht begonnen.

Meine Nebenwirkungen - und die Nebenwirkungen sind sehr wohl gewichtige Gründe, die dagegen sprechen - bisher:
öfter Mal Kopfschmerzen, die mit Paracetamol aber in den Griff zu bekommen sind, anfangs auch Übelkeit und Durchfall, in der ersten Woche (Klinikaufenthalt) auch Fieber, Gliederschmerzen und Schüttelfrost. 2 Mal bisher Schwindel (nur ganz kurz). Bisher durchgehend: Müdigkeit und Abgeschlagenheit, starkes Schwitzen bei körperlicher Aktivität. Emotionaler (cholerischer) wurde ich auch. Letzteres und die Müdigkeit stören mich am meisten.

Werden die Nebenwirkungen so stark, dass du dich in deiner Lebensqualität eingeschränkt fühlst, dann kann die Therapie auch jederzeit abgebrochen werden - allerdings sollten dann die Blutwerte noch ein Weilchen nachkontrolliert werden. Ich gehe derzeit alle 8 Wochen zum Arzt um Leber- und allgemeine Blutwerte kontrollieren zu lassen.

Wichtig: viel trinken (Faustregel: Körpergewicht in kg dividiert durch 30; bei 90 kg macht das 3 Liter an Flüssigkeit die du dann auch trinken sollst - gar nicht so leicht einzuhalten), viel Bewegung (Sport nicht einschränken), zu Hause über deine Beschwerden reden und regelmäßige Blutkontrollen. Stress meiden.

Ad Arbeit einschränken: ich tat es um meinen Kindern näher zu sein. Allerdings: Lebe dein Leben weiter, noch bist du nicht in einer Phase, in der du dich einschränken musst. Lebe bewusst und genieße das jetzt und hier.
Und noch was: Wenn du Familie hast, dann leidet diese mit, auch wenn keiner das zugeben möchte - und, wie in meinem Fall, Kindern kann und darf man nichts vormachen.

... und ich therapiere mich gerade selbst mit diesen Zeilen und dem Lesen dieses Forums. Ich bin nicht allein mit meinen Ängsten.

Du bist ein Kämpfer, du hast Ziele - na dann mal los!

Bis demnächst, pfiati
oioi
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