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Alt 17.08.2012, 15:57
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Glioblastom, diverse Nebenerkrankungen und nun?

Hallo Tina,

"In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist". Dass das nicht stimmt, das haben wir in jüngster Geschichte zur Genüge erlebt.

"In einem kranken Körper steckt ein kranker Geist". Das wäre das Gegenteil davon und auch das ist grundsätzlich genau so falsch.

Niemand will einfach so sterben oder Aufgeben und Beides hat nichts mit einem kranken Geist zu tun. So, wie ich dich lese, möchtest du dich durchaus gegen deine Krankheit wehren, weißt nur nicht wo und wie. Du weißt es nicht, weil du an vielen Fronten kämpfst und das kostet dich eine Menge Kraft, welche du dir besser einteilen könntest.

"Freunde", "Familie", dein Beruf mit seinen für dich beängstigenden Eindrücken, dein engstes Umfeld in der Klinik mit Ärzten und Pflegern und nicht zuletzt deine Krankheit. Keine Ahnung, ob meine Aufstellung komplett ist. Das weißt nur du alleine. Du solltest dir über die einzelnen Punkte zunächst klar werden und sie dann auch einzeln bekämpfen. Ich würde mit dem einfachsten beginnen: "Freunde und Familie". Hab ich dir schon mal geschrieben. Mit jedem Punkt, den du abhaken kannst, wird deine Kraft wachsen, dich gegen den Tumor zu wehren. Vielleicht reicht es auch schon, wenn du dir sagst: OK, das mach ich hinterher, wenn ich mehr Zeit dazu habe. Du schiebst ihn dabei nicht nur nach hinten (er ist ja nicht gelöst), sondern du verschiebst ihn in eine Aufgabenliste, welche du dann in eine Schublade versenkst, Schlüssel rum und fertig. Fürs Erste ist er abgehakt dadurch. Dein primäres Ziel sollte sein, den Tumor zu bekämpfen und wegen dessen Gefährlichkeit ist alles andere nicht nur drittrangig sondern tendiert nach "ferner liefen".

Der Geist spielt also durchaus eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Krankheit und seine Wechselwirkung mit dem Körper ist nicht zu unterschätzen. Doch wie sollen Geist und Körper gemeinsam kämpfen, wenn man nicht weiss wo beginnen? In deiner Klinik gibt es sicherlich einen Psychologen. Vielleicht sogar einen Psycho-Onkologen. Such dir Hilfe, wenn du es nicht alleine schaffst!

Aufgeben ist nicht so einfach, wie man denkt und die Folgen für sich selbst, für die eigene Seele, kann man nicht abschätzen. Was du brauchst ist dein innerer Friede mit dir selber, Mut und eine gute Portion Selbstvertrauen. Dann wird vieles einfacher. Egal, wie es ausgeht.

Übrigens: ein zu sehen, dass man verloren hat, hat nichts mit Aufgeben zu tun. Aufgeben tut man bereits vor dieser Einsicht. Und: Angst ist etwas positives. Wir brauchen sie zum Überleben. Erst sie verleiht uns die Möglichkeit, uns zu wehren. Ohne die Angst liefen wir ohne Bedenken in jedes sogenannte offene Messer.


Alles Liebe,

Helmut
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