Thema: Bestrahlungen
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Alt 07.02.2003, 12:47
Gast
 
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Standard Bestrahlungen

Liebe Forumlinge!

So wie jeder Mensch anders geartet ist, so reagiert er auch. Nämlich vollkommen verschieden. Es geht nicht alles so nebenbei und links, wie wir hier salopp sagen. Wir wollen tapfer sein, schnellstens wieder funktionieren, das klappt auch in vielen Bereichen, aber eben nicht in allen. So auch die Bestrahlungen. Ich habe sie zwar angstvoll vordurchlebt und als es so weit war, dieses Ungeheuer, das da vor und hinter mir vollautomatisch seinen Dienst tat, akzeptiert. Alleine mit mir, wie Ihr alle. Es half mir, einen lieben Menschen in Gedanken mit in den Bestrahlungsraum zu nehmen. Und es half mir, beim ersten Summen des Apparates eine Art Gebet bei geschlossenen Augen zu sprechen. Ich empfing das Strahlengerät als meine tägliche Heil-Sonne, die mich wärmt und mir Gutes tut und versuchte, mich ganz zu entspannen. Es gab ja keinen Ausweg. Entweder ich sage JA oder ich lasse es.

Mittlerweile ist ein halbes Jahr vergangenn. Immer noch weiß ich nicht, was da wirklich mit mir passiert ist, obwohl ich zig Berichte, Bücher las, das Internet durchleuchtete, Gespräche führte. Doch was genau mit mir, nur mit mir geschah, das kann mir niemand sagen. Und es ist vorbei, ist nicht mehr zu ändern.

Die oft angesprochene Müdigkeit erwischte mich erst ab der 25. Bestrahlung, als das Tumorzentrum direkt bestrahlt wurde, danach ging es mir ziemlich normal. Und nach 2 Monaten erwischte sie mich, diese totale Erschöpfung jeden Morgen. Mal schwerer, mal leichter. Oft nicht unterscheidbar, ob depressiv oder müde. Inzwischen habe ich sie angenommen, diese Schlappheit, auch die Knochenschmerzen an den Rippen. Gehe an die frische Luft, arbeite viel und frühstücke einfach im Bett, bis ich einigermaßen "frisch" bin. Die Belastbarkeit ist anders als früher, nämlich verdammt niedrig, ich habe sogar Schwächeanfälle in Geschäften erlebt, glücklicher Weise einmal bei IKEA, wo ich mich in der Fundgrube in ein weißes Sofa fallen ließ :-), an der Kasse wäre ich glatt umgekippt.

Andere wiederum spüren absolut nichts von der Bestrahlung, dann kenne ich eine Frau, die erst nach vielen Monaten in das Schlafloch fiel. Es ist wirklich bei jedem anders. Aber es geht vorbei, wenn auch langsam. Und es ist mehr als unangenehm und für die Umwelt natürlich unverständlich. War es ja für uns selbst auch.

Wir werden das schaffen. Jeder zu seiner Zeit und jeder auf seine Art. Nicht ignorieren und übergehen, annehmen und aushalten im positiven Sinn. Ich habe festgestellt, dass ich auch trotz der Erschöpfung durchaus Dinge tun kann, die dann zu kleinen Erfolgserlebnissen werden. Kleine Pflichten gegenüber dem Körper und sei es nur einmal um den Block. Irgendwas Gutes bewirkt es, auch wenn man es nicht sofort spürt. Tief atmen, den Luftstrom durch den Körper fließen lassen, sich vorstellen, dass er alles Böse wegpustet.

Auch ich kenne dieses "Schwindelgefühl", bekomme auch Herzrasen, vermute aber, dass dies auch mit unbewussten Ängsten zusammenhängt.

Allen ein gutes Wochenende mit Sonne drinnen wie draußen! Auch die Sonne ist noch schwach und müde, ich freue mich so sehr auf den Frühling - wir werden aufblühen. Alle gemeinsam. Das wünsche ich uns allen!

Herzlichst
Konstanze

P.S. Ich habe einen Grund zur Freude. War gestern bei meinem Frauenarzt und er war sehr zufrieden. Er ging liebevoll mit mir um, das Gespräch war ausgesprochen gut und wohltuend, klärend und informativ. Meine operierte Brust ist viel weicher geworden, ich massiere sie 3x tgl. mit Johanniskrautrotöl, auch die Narbe in der Achsel und die Innenseite des Oberarmes. Tut sehr gut.
Meine Gürtelrose quält mich noch ab und zu ganz gemein, aber auch das wird vergehen. Bammel habe ich vor etlichen Zahnarztterminen, komisch, dass man nie zur Ruhe kommt...
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