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Alt 01.09.2008, 11:39
Fahrradklingel Fahrradklingel ist offline
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Standard AW: Glioblastom Stufe IV - Operation und Bestrahlung nicht möglich

Liebe Renate,

ich muss daran denken, wie Ende 2006 die Zeit für mich verlief, als wir mit der Diagnose meines Vaters umgehen lernen mussten. Er hat auch ein Glioblastom, und die Monate seither waren von dem Auf und Ab zwischen Hoffnung und Verzweiflung bestimmt. Zuerst war ich wie gelähmt und gleichzeitig ganz ruhelos, hab einige Wochen lang nur noch 3-4 Stunden geschlafen...
Meine Mutter und mein Vater haben viel miteinander geredet über ihr gemeinsames Leben, über all das was glücklich verlaufen ist, und natürlich auch über das,was danach kommt. Gerade letzteres ist für meinen Vater sehr schwer, weil er als Naturwissenschaftler sehr damit ringt, ob es irgendein höheres Wesen geben kann oder nicht, ob man Trost darin finden kann, dass wir alle nicht durch den Tod verloren gehen, oder ob das allzu menschliche Wunschvorstellungen sind. Ich habe mit meinem Vater nicht ganz diese nahe Ebene, aber auch wir beide haben z.B. Fotos angeschaut, über unseren gemeinsamen Lebensweg gesprochen. Ich finde, Fotos können so eine Art "Katalysator" sein, können helfen, miteinander auch über Gefühle ins Gespräch zu kommen, wenn das sonst nicht so einfach ist. Was sich zwischen uns dreien mit der Zeit entwickelt hat, ist schon so ein Gefühl von Gelassenheit und Klarheit ... auch wenn das an den Tagen, an denen es schlecht aussieht, so wie gerade eben, in den Hintergrund tritt. ich würde vor allem sagen, dass wir uns in diesen beinahe 2 Jahren näher gekommen sind, dass wir mit dem Schicksal umgehen, so weit wie es eben möglich ist. Froh bin ich auch darüber, dass wir immer ehrlich miteinander waren.

Liebe Renate, ich denke an euch und wünsche euch viel Gelassenheit und Zuversicht!

Franziska
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