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Alt 13.04.2010, 05:19
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Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: Was kann ich tun???

Hallo Tanja,

als Angehörige möchte man so viel tun, alles dem Betroffenen erleichtern, schauen, dass er wieder auf die Beine kommt, es ihm gut geht usw usf.
Doch dann macht der Betroffene einen Strich durch all die Bemühungen, denn sein Wesen hat sich komplett verändert....

Tanja, bitte nehmt kein einzig unschönes Wort persönlich. Dein Vater ist in einer Art Ausnahmezustand, er muß seine Erkrankung zuerst einmal "verdauen". Heraus gerissen aus einem Alltag, wo er seinen Mann stand, er gesund war, nicht den Tod vor Augen hatte, er für seine Familie sorgte.
Und nun? Nichts mehr, alles was kommt/geschieht den Anderen zu überlassen, eigentlich momentan nur "Zuschauer" zu sein, das ist verdammt hart.

Tanja, man wird ungerecht, man sagt Worte, die nicht gesagt werden sollten. Aber all dies geschieht aus einer Verzweiflung heraus, die einen innerlich im grunde gefangen hält.

Er ist noch nicht soweit, dass er sich mit seinen Ängsten und Sorgen öffnen kann (fällt sehr vielen Männer sehr sehr schwer). Ist nicht zu vergleichen mit vorher, wenn etwas anstand und besprochen werden mußte. Da war die Basis eine andere. Gebt ihm die Zeit, die er braucht, wenn er möchte, wird er auf dich zukommen. Überlege einmal, wenn du ganz plötzlich aus deinem Arbeitsleben/dem Versorgen heraus gerissen wirst, nichts mehr tun kannst, du für alles irgendwo nur auf andere Menschen angewiesen sein würdest. Wie würde es dir damit gehen??

Mit dem Essen ist das oft leider so, dass sich die Gelüste auf etwas innerhalb kürzester Zeit verändern können. Da wird vieles unangetastet stehen bleiben. Versucht es mit einer Tasse guter Brühe, leckeren Suppen (ohne viel Gewürze) oder frischen Cremes/Pudding oder Quark-Joghurtspeisen.

Das Umfeld wird so lange Gerüchte verbreiten, so lange sie nicht die Wahrheit wissen. Jeder Erzählende weiß noch ein bißchen mehr, bis alles nicht mehr stimmt. So ist das Leben.
Ihr könntet das etwas abfangen, indem ihr klar sagt, was mit deinem Vater los ist. Es nimmt gleichzeitig so manchem die Angst, oder das noch bestehende Tabu über Krebs offen zu reden. Warum nicht offen darüber reden? Die Angestellten bekommen mehr mit als ihr denkt! Hier würde ein offenes Mitarbeitergespräch zudem einige Gerüchte im Keim ersticken. Ich denke, so mancher würde sich danach erst richtig ins Zeug legen, um euch etwas die Situation zu erleichtern.
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Jutta
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