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Alt 11.02.2005, 13:10
Gast
 
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Standard unfreiwillig mitrauchen - lungenkrebs

Liebe Manuela,

Du sagst: "weisst Du, Menschen werden immer etwas finden, um andren die Schuld an manchen Krankheiten zu geben...."

Schuld ist eine moralische Kategorie. Hier geht es um Ursache und Wirkung und darum, niemanden einer einfach vermeidbaren Gefährdung auszusetzen.

In den 60er und 70er Jahren sind viele Schulen in Deutschland mit Asbest als Feuerschutzmittel gebaut worden. Wie gefährlich Asbestverseuchung ist, haben die meisten erst später erfahren. Aber seit die Gefahr bekannt ist, werden asbestverseuchte Gebäude abgerissen oder aufwändig saniert. Ob nun den entscheidenden Menschen, die einen Schulbau mit Asbest genehmigt haben, eine Schuld vorgworfen werden kann oder nicht, ist für die heutige Situation ganz unerheblich. JETZT weiß man, wie gefährlich Asbest ist, also tut man etwas dagegen.

Früher hat man nicht gewusst, wie gefährlich Mitrauchen ist. Heute weiß man es. Auch hier geht es nicht um Schuld früherer Generationen, sondern darum, eine nun erkannte Gefahr zu beseitigen.

Du sagst: "Auch ich mag es nicht besonderst, wenn mich ein Raucher bequalmt, aber dann setze oder stelle ich mich eben woanderst hin."

Wenn man am öffentlichen sozialen, politischen und kulturellen Leben Teilnehmen will, hat man diese Wahl oft nicht. Wenn sich Freunde, Bekannte, Menschen, mit denen man etwas zu tun hat (zum Beispiel im großen ehrenamtlichen Bereich wie Elternbeirats-Arbeit für Kindertagesstätten oder Schule in bekannten und ansonsten sehr geeigneten Gaststätten und Vereinslokalen treffen, in denen geraucht wird, kann man nicht einfach weg bleiben – oder man kann nicht an den sozialen Arbeiten teilnehmen. Wenn eine politische Versammlung in Raucher-Räumen stattfindet, ist man in seiner politischen Informations- und Mitwirkungsmöglichkeit beeinträchtigt. Auch wer gerne Jazz in einem Jazzkeller hören möchte, der voller Rauch ist, kann nur auf den Jazzabend verzichten – oder mitrauchen.

Der Verzicht auf Mitrauchen ist also oft ein Verzicht an Teilnahme am sozialen, politischen und am kulturellen Leben.

Ein wenig merkwürdig finde ich Deine Reaktion: Wenn wir den Menschen, die rauchen möchten, die Gelegenheit dazu dort lassen, wo sie andere nicht beeinträchtigen oder gefährden (zum Beispiel in besonderen Raucherräumen), dann müssen die Nichtraucher, die sich schützen wollen, doch nicht weg gehen – weg gehen oder "woanders hinsetzen" müssen sich doch die, die gefährden und beeinträchtigen.

Wie gesagt: Es geht um Rauchen und Mitrauchen, nicht um die Raucher.

Liebe Grüße,

Christian H.
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