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Alt 04.04.2013, 09:35
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Juliaaa Juliaaa ist offline
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Standard AW: Große Sorge um meinen Papa

Hallo Ihr Lieben,

ich bin Euch ja noch was schuldig, es ist einfach immer noch sehr schwer für mich, da ich einfach auch Schuldgefühle habe, hätte man noch was machen können usw. dazu will ich aber gar nix schreiben und eigentlich auch nichts hören...

Ich hatte schon mal alles geschrieben, zack war der PC aus...sollte wohl so sein...

Die letzten Tage von meinen Papa waren einfach nur schwer. Er war bis zum 22.10. zuhause, als am morgen die Blutung einsetzte.
Er war Zuhause, trotz mehrere multiresistenter Keime, die ganzen spare ich uns einfach. Er unten mit den Keimen, Leyla (zu dem Zeitpunkt 5 Monate) oben und ich mittendrin. Ich war halt immer bei Papa mit Schutzanzug, Maske, dass volle Programm halt. Er konnte kaum noch etwas alleine machen, meine Mama hat alleine körperlich nicht die Kraft um in zu pflegen, deshalb habe ich das wirklich gerne übernommen, ich muss sagen, ich bin froh das ich es gemacht habe. Nachts nach dem stillen bin ich runter um abzusaugen, wie gesagt es war eine harte schwere Zeit und im bin trotzdem Dankbar für diese Zeit, er war zuhause bei uns, ich hätte das alles gerne noch viel länger gemacht.
Jedoch wie gesagt kam am 22.10. eine Blutung dazwischen.
Mein Mann war auf Dienstreise als meine Mama durchs Haus schrie (ich habe das auch oft gehört als nix war, da wir das ja schon mal hatten) Papa blutet, Julia komm.
Es war morgens um halb sieben, ich habe Sie dann zu Leyla geschickt, sie hat mit mir im Bett gelegen (ist auch heute noch so, wenn ihr Papa auf Dienstreise ist, nutzen wir Mädels das aus... ) ich habe dann den Sanker gerufen, die Blutung war zum Glück nicht so stark wie im April, sie hörte auch wieder auf. Papa fuhr mit, ich stille meine Kleine wieder und fuhr hinterher, das Krankenhaus ist 2 minunten von uns weg....

Als ich ankam, war Papas HNO da, er überwies uns nach Regensburg, es wurde ein Transport bestellt, da er ja isoliert war.
Ich nachhause, Mama und Leyla eingepackt und ab nach Regensburg.
Dort angekommen, war Papa wieder isoliert in der HNO Aufnahme, er war stabil und ganz gut gelaunt. Dann gingen wir schnell was essen, Leyli wieder fütter etc.
Ich kam dann wieder bei ihn an als er auf seinem Zimmer lag, nur ich , da Leyla ja nicht mehr zu Ihn durfte, Mama ließ mir den Vortritt da es noch einiges wegen seiner Medizin etc. zuklären gab, auch war es so, dass er ja eine geblockte Kanüle hatte, falls es nochmal bluten würde, ich habe ihn aber auch mit Händen und Füssen verstanden, meine Mama nicht, sie ist eine kleine nervöse Person und Papa wurde dann irgendwann grantig wenn sie es nicht verstand.
Ich war also bei Ihn und er sagte auf einmal er hat strake Schmerzen, also ich verstand das mit den Zeichen so, es war dann auch so, weil er es noch aufgeschrieben hat, ich habe dann geklingelt und es der Schwester zum 10. mal, inzwischen nicht mehr so nett, gesagt, das er noch KEINE Mittel heute bekommen hat (normal hatte er, es war da Nachmittag 15 Uhr derweile bestimmt 20 Tabletten verpasst,. darunter auch Morphium etc.).
Sie sagte wieder, ja der Arzt hat es noch nicht freigegeben.
Ich wollte mich dann gerade ausziehen, also die Schutzkleidung, da kam sie wieder und hatte alles dabei.

Sie spritzte es über die PEJ und auf einmal langte Papa an seinen Hals, es kam überall Blut, soviel, ich hatte sowas noch nicht erlebt und die April Tumorblutung war schon heftig, aber das war das schlimmste was ich je sah, er öffnete seine Mund und durch die gebockte Kanüle spritze es bis an die Wand, aus Nase, Mund und Kanüle, alles war voll. Sie schrie wie verrückt, nach einen Arzt, die musste sich aber erst umziehen, wegen der Isolation.

Ich wurde nicht einmal panisch, habe nur Papa gestreichelt und gesagt, ganz ruhig bleiben (so ein Schmarn) aber es klappte irgendwie.
Sie haben dann ein gelbes Tuch über Ihn geworfen und sind über den ganz mit dem Bett gerasst und in den OP. Sie sagte mir ich solle bitte gehen, was ich auch tat (wieder ein Teil meines schlechten Gewissens) aber ich tat es nur kurz ich rannte hinterher bis zum Aufzug und habe auf ihn gewunken, er hat es gesehen, ich bin mir sicher.

Dann kam ein Arzt zu uns uns sagte, es kann sein das sie es noch einmal stoppen können aber es kann auch sein, dass er hier verstirbt.
Wir haben dann zwei Stunden gewartet, alle war so nett zu uns und haben sich gekümmert, dann kam der Arzt und sagte es ist wie ein Wunder er atmet selbständig und die Blutung konnte gestoppt werden, er wird jedoch wieder zwei Tage im künstlichen Koma sein, da er eine Tamponade im Hals und 'Mund hat.
Gut es war dann 21 Uhr und wir musste heimfahren.
Früh am 23.10. rief in an, es sieht ganz gut aus, heisst es...ich sagte ich rufe Mittag nochmal und wir werden dann kommen.
Um 13 Uhr rufe ich an, die Ärtzin sagt, sie wollte mich gerade anrufen, Papa wird in den nächsten Tagen sterben, er verblutet langsam. Ich war starr, ich sagte dann heute kann ich nicht kommen, ich habe ein kleines Baby ich komme morgen.
Die Blutung hat einfach nicht aufgehört, sie ist dann doch immer wieder ausgebrochen.
Ich habe dann meinen Bruder und meine Schwester angerufen.
Mein Mann machte sich mit der Bahn sofort auf dem Heimweg um uns zu Papa zufahren.
Mein Bruder wolle erst Abends fahren, da er auch zwei kleine Kinder hat.
Mein Mann steckte dann in der Bahn fest, da sich eine Dame davorgeworfen hatte.
Also bin ich mit Mama, Leyla und meiner Schwester einfach die Stunde nach Regensburg gefahren, ich weiss heute noch nicht wie.
Wir kamen an und ich ging mit Iris zuerst zu Papa, er lag da, und war total angespannt hatte tränen auf seinem gesicht, trotz koma, ich sagte ihn, dann es ist ok, wenn er nicht mehr kann, kann er gehen, wir sind bei Ihm und werden es immer sein. Und aufeinmal war er ganz locker, ich kann es nicht erklären. Ich bin dann raus zu Leyla damit Mama rein kann, sie kam dann wieder uns sagte ich kann nun zu Papa und bei Ihm bleiben.
Der Arzt meinte es wird nun nicht mehr lange dauern, ich rief dann meinen Bruder noch einmal, an, er fuhr sofort los, kam jedoch zuspsät, er hatte Papas Schwester dabei...

Papas Blutdruck ging ganz langsam runter, er war ganz enspannt und hatte keine Angst mehr, ich habe seine Hand bis zur letzten Sekunde gehalten, darüber bin ich froh und dankbar. Es kam einfach immer wieder Blut und er konnte nicht mehr, man konnte nichts mehr tun, er kämpfte bis zum letzten Zug, jedoch kann man nichts tun, das Blut war zustark er verblutete.

Wir konnten dann alle noch solange wir wollten einzeln Abschied nehmen, ich habe ihn noch einmal geküsst, zwar mit Maske und Handschuhen und ihn die Haare richtig gelegt, da legte er immer sooooviel wert drauf, es war nämlich falsch gemacht...

Ich denke täglich an all das und habe nun bestimmt total viel falsch und drucheinander geschrieben und viel ausgelassen.

Aber wie gesagt ich tu mir schwer, ich hoffe man kann es irgendwie verstehen was ich hier schreibe und ich hoffe ich habe zum Schluss nicht zuviel ausgelassen bzw. durcheinader geschrieben, aber der 23.10. war zuschlimm und ich bin jetzt auch total durcheinander.

Ich wollt es jedoch einfach mal schreiben.

Eure
Julia
__________________
Unser Herz will Dich halten
Unsere Liebe Dich umfangen
Unser Verstand muss Dich gehen lassen
Denn Deine Kraft war zu Ende.

Ich werde Dich immer lieben - Papa
24.07.1947 - 23.10.2012

Er ist und bleibt mein Superheld, der beste Papa auf der Welt!

Geändert von Juliaaa (04.04.2013 um 09:57 Uhr)
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