Thema: Beerdigung
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Alt 03.05.2005, 22:10
Gast
 
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Standard Beerdigung

Liebe Katja,

du schreibst sehr richtig, dass sich höchst wahrscheinlich für deine Lieben die Frage stellen wird, ob denn auch wirklich alles so ist, wie du es gewollt hättest.

Mein Mann und ich haben zwar in der Phase, in der es eigentlich ein Thema hätte sein können nicht darüber gesprochen, aber zum Glück wusste ich aus früheren Gesprächen in etwa, was er nicht wollte. Dieses Wissen war mir eine große Hilfe, denn ich wollte ihm mit diesem letzten Ritual noch ein letztes mal all unsere Liebe und unseren Respekt ausdrücken.

So war mir eines besonders wichtig: Ich wollte ihn nicht "verraten" Keine faulen Kompromisse, weil "man es so macht oder anders" Wir hatten auch großes Glück mit der Pfarrerin, der ich offen und ehrlich sagen konnte, dass wir mit Gott in den letzten Monaten unsere Probleme hatten und mit der Kirche selbst nicht unbedingt einig sind. Die Pfarrerin ist eine sehr aufgeschlossene und verständnisvolle Frau und sie ist auf all unsere Wünsche eingegangen. Wir hatten zwei Lieder ausgesucht, die von CD abgespielt wurden und unsere Tochter hat einen Text vorgetragen. Die Worte der Pfarrerin waren tröstlich und insgesamt hat es sich "richtig" angefühlt, so, dass ich denke, mein Mann hat zu allem sein ok gegeben.

Wir haben alles in so kleinem Kreis gestaltet, wie es möglich war, geringe Kompromisse wegen seiner Mama, aber auch das war ok., das hätte er gewollt. Auch wir sind abends in seine Lieblingspizzeria mit unseren Freunden essen gegangen und es wurde ein schöner und teilweise sogar lustiger Abend, auch hier wieder so, wie er es auch zu Lebzeiten gemocht hat.

Auch die Anzeige in der Zeitung haben wir so formuliert,dass es an meinen Mann gerichtet war und nicht als "Buschtrommel" für die Nachbarn zu verstehen war.

Ich finde es gut und wichtig über seine Wünsche und Vorstellungen offen zu reden. Die Beerdigung ist für jeden,der einen geliebten Menschen hergeben muss, der schlimmste Tag überhaupt. Und wie oft wird dieser Tag noch schlimmer, weil er sich aufgrund äußerer Zwänge noch nicht einmal "richtig" anfühlen kann. Und ich glaube "richtig anfühlen" kann sich der Abschied nur, wenn man weiß, demjenigen, um den es eigentlich geht, hätte dieser Tag gefallen...

Es wird deinen Angehörigen eine riesen Hilfe sein, wenn sie wissen,was du dir für diesen Tag vorgestellt und gewünscht hast.

Hier und heute wünsche ich dir jedoch, dass du dir zwar Gedanken machen kannst, aber dieser Tag noch in ferner Zukunft liegen möge. Ich drücke dir ganz fest die Daumen und wünsche dir alle Kraft und Zuversicht, die du brauchst.

LG
Andrea
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