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Alt 25.09.2007, 00:16
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Linnea Linnea ist offline
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Registriert seit: 18.07.2007
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Standard AW: Hodgkin - mein neuestes Sammlerstück

Ihr lieben, treuen Schreiberinnen

ja, ich noch mal... kann wie üblich vor dem Chemo-Tag nicht einschlafen...

Im Prinzip ist mir klar, daß es bei malignen Lymphomen und Leukämien nicht so günstig ist, mit Mistelpräparaten das Immunsystem noch zusätzlich anzukurbeln. Die Idee mit einer Misteltherapie hatte sich nur schon so in meinem Kopf festgesetzt, nachdem viele Frauen aus dem EK-Forum sehr positive Erfahrungen damit gemacht haben...

Was mein "prä-chemotherapeutisches Doping" betrifft, so muß ich Euch - falls Ihr auf irgendeinen Geheimtip gehofft habt - leider enttäuschen. Erst durch Eure Nachfragen ist mir klar geworden, daß ich mit dieser Formulierung so allerlei zusammenfassen wollte, ohne etwas außergewöhnliches zu meinen Also:

In erster Linie habe ich an die Antiemetika gedacht. Ich bin so ein Reiherweibchen und brauche immer eine Menge von dem Zeug (in meinem geplagten Hirn funktioniert ja nicht mehr alles so reibungslos, aber die Verbindungen zum Brechzentrum laufen einwandfrei und lassen sich auch nicht so schnell beeindrucken

Leider hatte ich nach der letzten Chemo Probleme mit extremen Augeninnendrücken, was die Ärzte auf die hohen Dosen dieser Medikamente zurückgeführt haben. Deshalb wird diesmal das Verhältnis von Emend, Fortecortin &Co verändert. Außerdem wurde mein Prä-Chemo-Programm um eine Augentropfen-Prophylaxe ergänzt. Das Dumme an diesen so hilfreichen Tropfen ist, daß ich schon vorab etwas verschwommen sehe (beim Computer gibt es ja so schöne Einstellungsmöglichkeiten für Sehbehinderte , aber beim Kinderbücher-Vorlesen ist das wirklich hinderlich)

Und wenn ich mal ganz ehrlich bin, "dope" ich mich vor den Klinikstagen auch immer noch auf andere Weise: ich hole mir ganz viele Kuscheleinheiten bei meiner Familie, trinke literweise von meinen Lieblingstee, dusche seeeehr ausführlich und gönne mir auch sonst so allerlei... Außerdem versuche ich natürlich, viel Zeit mit meinen Kinderchen zu verbringen (kann Dich da gut verstehen, liebe Ulli).

Für den Großen ist es allerdings zur Zeit ganz und gar nicht leicht, daß ich so oft "ausfalle". Er ist so ein ganz sensibler und nachdenklicher Junge, der seine Sicherheit aus einem regelmäßigen Alltag und feststehenden Regeln schöpft. Alles, was den Tagesablauf mit seinen eingespielten Ritualen durcheinanderbringt, verunsichert ihn ein Stück weit. Es tut mir so leid für ihn, daß ich seine Kindheit so aufwirbele, aber was soll ich machen? Ich kann nur hoffen, daß ihm die ganze Situation nicht dauerhaft schadet...

Die Kleine kennt es ja nicht anders und nimmt es dementsprechend gelassen. Nur ist sie gerade mit sich selbst unzufrieden, weil ihr das Robben als Fortbewegungsart nicht mehr genügt. Neulich war sie noch stolz und glücklich, daß sie auf diese Weise überall hinkam. Jetzt geht sie richtig auf die Knie, wackelt mit dem Po vor und zurück und ärgert sich, daß sie noch nicht herausgefunden hat, wie das mit dem Krabbeln funktioniert.

So, jetzt muß ich aber wirklich ins Bett!
Viele liebe Grüße an alle hier
von Eurer Linnea
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Einen Menschen zu lieben heißt:
Ihn zu sehen wie Gott ihn gemeint hat.
Liebe ist das Geheimnis der Brotvermehrung.
- Christine Busta -
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