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Alt 27.12.2006, 13:23
Benutzerbild von marjana
marjana marjana ist offline
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Registriert seit: 10.07.2006
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Standard AW: Endphase beim Vater, grosse Hilflosigkeit, Trauer, Entsetzen, suche Rat...

Hallo Stef

Es ist schwer, Dir zu antworten. Vielleicht geht es ja wirklich zu Ende mit Deinem Vater und dann wäre ein Hospiz wirklich das Beste. Ich sage das nicht leichthin. Ich weiß, wie schwer das zu akzeptieren ist, Hospiz – der Geruch von Tod, von Abschieben und so weiter. Ich war an meiner Leistungsgrenze als es mit meinem Mann bergab ging. Falsche Vorstellungen von einem Hospiz hielten mich davon ab, diesen Schritt zu tun. Ich wollte ihn davor bewahren, jedoch ich kam an meine Belastungsgrenze. Irgendwann mußte ich akzeptieren, daß ich es allein nicht kann, ich konnte nicht 24 Stunden, und das jeden Tag für ihn da sein. Ein Unfall im Schlafzimmer brachte mich endlich zur Raison. Ich war so tief eingeschlafen, endlich einmal für eine kurze Zeit, zu viel für ihn. Er hatte sich aufgerafft, wollte zur Toilette und hatte einen schweren Unfall. Ich konnte nicht allein für seine Sicherheit garantieren. Ich konnte nicht genug für ihn da sein, so viel wie er Bedarf hatte. Und selbst, wenn ihr mehrere seid, dort ist er in guten Händen und ihr könnt zu ihm gehen und ihm alle Eure Liebe und Zuwendung geben.

UND dann im Hospiz: dort war geschultes Personal. Ich konnte, wann immer ich Zeit hatte dort sein, sogar dort schlafen … Wir haben noch einige Monate gemeinsam erleben dürfen. Und ich konnte sicher sein, daß er während meiner Abwesenheit, die ich brauchte, um selber Kräfte zu sammeln, gut behütet war. Seine Tochter hat ihm vorgelesen, sein Sohn hat ihm Essen zubereitet und dafür gesorgt, daß er im Rollstuhl den Frühling erleben konnte … und ich war da, wenn immer ich konnte. Schlief bei ihm, d.h. neben ihm. Es war das Beste, was ich für ihn tun konnte. Dort war er gut aufgehoben und ich, seine Kinder konnten dennoch, wann immer unsere Kräfte es erlaubten bei ihm sein.
Wir hatten alle noch eine schöne, wenngleich schwere Zeit miteinander.

Vergiß alles, was Du an Negativem über Hospize gehört hast. Und kümmert Euch dennoch um das, was in dem einen Beitrag zu lesen war, ob es sich nicht um einen Darmverschluß handeln könnte. Wer weiß, vielleicht ist das Rettung, zumindest Aufschub ?

Ich wünsche Dir und den Deinen viel Kraft und Mut !
Marjana
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