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Alt 06.10.2011, 09:13
crocus crocus ist offline
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Standard AW: Inflammatorisches Mammakarzinom - zu groß für Brustentfernung

Guten Morgen,
das passt, habe ich im November 2009 gedacht, als mir die Ärztin mitteilte, dass man bei der Gewebeprobe bösartige Zellen gefunden hätte und ich an einer eher seltenen Brustkrebsart, dem inflammatorischen Karzinom, erkrankt sei.
Wie groß genau mein Tumor war weiß ich garnicht mehr. Ich hatte auch keine besonderen "Auffälligkeiten" wie eingezogene Brustwarze. Meine Brust war einfach nur hart und nachdem das 3 Wochen lang angehalten hatte und nicht besser wurde, da bin ich dann zum Frauenarzt gegangen und von da dann auch zur Biopsie.
Was dann folgte waren 8 Chemos, bei denen ich nur versucht habe durchzuhalten und im Rückblick war es zwar hart aber lange nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte und es gab immerwieder Phasen zwischen den einzelnen Zyklen (2. und 3. Woche) in denen ich arbeiten gehen konnte. Das hat mir auch ganz viel geholfen. Ich konnte mir so ein bisschen Normalität bewahren.

Ich stimme Dir zu Karin, dass der Gedanke, dass einem ein Körperteil amputiert wird, Angst macht. Mir gings so bis ca. 2 Woche vor der Ablation. Dann hat es irgendwo in meinem Gehirn "klick" gemacht und mir kam der Gedanke, dass man das auch anders sehen kann. Nämlich, dass einem der Krebs rausgeschnitten wird.
Und dann gings mir besser.
Die Tage vor der OP habe ich mich ganz oft ohne Kleidung angeschaut. Vielleicht um mir einzuprägen, wie meine Brust ausgesehen hat. Ich habe mich auch viel intensiver eingecremt.
Mein letzter Gedanke vor der OP war: wenn Du hier rauskommst, hast Du keinen Krebs mehr.
Genau mit diesem Gedanken bin ich aus der Narkose aufgewacht... ich habe keinen Krebs mehr. Ich darf leben.
Mir gings sehr gut danach und ich durfte schon 3 Tage nach der OP wieder nach Hause.
Komischerweise wars garnicht so schlimm, wie ich es mir vorher vorgestellt hatte, diese "fehlende Brust" anzusehen.
Auch bei mir konnte der Wiederaufbau nicht gleich mitgemacht werden, da ich noch 28 Bestrahlungen vor mir hatte.
Diese habe ich aber sehr gut überstanden.
Am 23.02.2011 habe ich mir eine neue Brust "basteln" lassen, aus meinem Bauchgewebe und in 2 Wochen werden Brustwarze und Warzenhof transplantiert.
In der Rückschau habe ich dann fast eine "Punktlandung" mit 2 Jahren Krebs hingelegt. Ich kanns kaum glauben, dass ich das alles geschafft habe.
Wobei ich dazu sagen muss, dass ich ganz viel Unterstützung von Freunden und Kollegen hatte. Und ich habe mir auch professionelle Hilfe gesucht und bin zu einer Psychoonkologin gegangen. Das war ein echter Glücksgriff. Sie hat mir dann, wenns grad nicht gut lief oder ich wieder mal "am Blau des Himmels" gezweifelt habe Mut gegeben.
Eins der Lieder, die ich in der Zeit ganz oft gehört habe war "Krieger des Lichts" von Silbermond. "...Und wenn dein Wille schläft dann weck ihn wieder
Denn in jedem von uns steckt dieser Krieger, dessen Mut ist wie ein Schwert
doch die größte Waffe ist sein Herz..."

Naja, diese statistischen Werte finde ich immer bisschen schwierig. Klar, will man wissen, wie die Chancen stehen aber sind wir doch mal ehrlich, wir machen das alles mit, weil wir hoffen, dass wir überleben und wir sind auch keine %-Zahlen.
Mir hat der Onkologe in der Reha gesagt: "Sie hatten doch den 6er im Lotto", als ich ihn dann fragend angesehen habe meinte er, na nach der Chemo eine Komplettremission...
Es liegt also an mir mich irgendwo "einzusortieren" und ich habe beschlossen zu den Survivorn zu gehören.

Das mit Deiner Partnerschaft hat mich gerade sehr betroffen gemacht. Wobei, mir gings ähnlich. Allerdings hat sich mein gerade frisch gefundener Partner zurück gezogen. Das war schon hart aber im Nachhinein auch gut so. Mit ihm hätte ich das nie durchstehen können.
Ich bin heute noch immer Single. Sicher wäre eine Partnerschaft schön aber ich habe den Kopf immernoch so voll mit meinem eigenen Krams, da ist irgendwie noch gar kein Platz für eine Beziehung.

Man möchte seine Erkrankung niemandem zumuten? Hey, Du denkst ja genauso komische Sachen wie ich
Das habe ich auch gedacht und mich mal mit Männern darüber unterhalten. Die haben mir alle bestätigt, kein Mann denkt soweit und der, der sich davon "abschrecken" lässt, den kann man eh in die Tonne kloppen.

Puh, das ist jetzt mächtig lang geworden.
ich drück Dir die Daumen
LG
Rita
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