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Alt 20.12.2005, 09:44
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Jelly Jelly ist offline
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Registriert seit: 15.02.2005
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Standard AW: Leben zwischen Hoffnung und Angst

Hallo Ihr Lieben,

Tanja, Dui schreibst, Du kennst "nur" die Seite der Angehörigen, das ist doch nicht "NUR"! Gestern abend hatte ich auch wieder so eine Katastrophenstimmung: Ich liebe meinen Mann sehr und es bricht mir das Herz, daß ich ihn allein mit seiner Traurigkeit zurück lassen soll. Wäre ich früher, bei den ersten Anzeichen zum Arzt gegangen, könnten wir vielleicht zusammen steinalt werden, jetzt komme ich mir vor, wie eine Betrügerin, die sagt, daß sie liebt und trotzdem nicht alles getan hat, was ich aus Fürsorge und Liebe für ihn hätte tun können. Jetzt kann ich daran nichts mehr ändern, ich kann es nicht mehr gut machen, kann mich nur noch bemühen, unsere Situation so gut wie möglich zu meistern... er macht mir keine Vorwürfe, muß aber auch damit klar kommen, daß ich mich bezogen auf die Chemo nicht monatelangen niederschmetternden Behandlungen aussetze, er ist einfach dazu verdonnert, mich zu begleiten, kann aber eigentlich nichts tun. Daß er für mich da ist, ist ein großer Segen für mich, aber ich kann ihm nicht so helfen wie ich gern möchte. Ich kann ihn vor dem Unglück nicht bewahren. Das ist einfach nicht fair, ich möchte, daß er glücklich ist und bringe ihm nur Unglück.... Carpe diem, nutze den Tag und die Zeit, die uns noch geschenkt wurde, das ist das einzige, was ich als Betroffene für die Liebe meines Lebens tun kann und möchte, so gut es eben geht.

Ohne unsere Angehörigen und Lieben wären wir garnicht in der Lage, mit dieser Situation umzugehen, alle Angehörigen hier aus diesem Forum leisten eine phantastische Arbeit für ihre "Betroffenen" !

Liebe Grüße
Jelly
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Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)