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Alt 22.12.2008, 14:45
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caitlin caitlin ist offline
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Registriert seit: 11.04.2008
Ort: am Rande des Ruhrpotts
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Standard AW: Für Lymphis und Angehörige

Hallo an alle!
Ich habe mich in letzter Zeit etwas rar gemacht (machen müssen), aber soweit es ging, mitgelesen. Grund war, dass mein Schatz nicht möchte, dass ich mich so mit der Sch..krankheit auseinandersetze - er verdrängt lieber. Der andere Grund kommt später.
Zunächst einmal finde ich, ist es an der Zeit, Euch allen zu danken, dass es Euch gibt. Ich nenne jetzt extra keine Namen, weil ich wirklich jeder von Euch zu Dank verpflichtet bin. Zu Dank dafür, dass immer jemand da ist, der ein offenes Ohr hat, immer jemand, der mich versteht, im Gegensatz zu den weggelaufenen Freunden hier draußen. Ich bin dankbar für den liebevollen Ton, der hier herrscht, für das Verständnis. Viele von Euch haben mir gezeigt, wie man mit dem Tod umgeht, der bei diesem Sch...krebs ja immer hinter der Türschwelle lauert und wie mit denen, die uns verlassen müssen. Durch Euch konnte ich jetzt meine Oma ganz ruhig auf dem Weg ins Regenbogenland begleiten. Nein Krebs hat sie nicht gehabt, aber seit ca. 10 Jahren Alzheimer. Sie ist Stück für Stück den Tod durch das Vergessen gestorben. Erst konnte sie sich nichts mehr merken, dann hat sie so langsam alles vergessen, vergessen, wie man spricht, wie man läuft, wer sie ist und ganz zum Schluß wie man ißt. In letzter Zeit nur noch im Bett gedämmert, bis vorige Woche hat sie sich aber auch noch füttern lassen. Am Freitag war ich noch dort, immer wenn ich mit der Hand dem Mund zu nahe kam, hat sie ganz fest den Mund zugekniffen, das hat sie bei jedem gemacht, sie wollte einfach nicht mehr. So extrem, dass der ganze Mund blutig zerbissen war. Ich habe ihr dann gesagt, dass sie niemand zum Essen zwingt, niemand mehr sie zu irgendwas zwingt und das sie endlich loslassen kann, dass sie gehen kann. Da hat sich ihr Gesicht entspannt, sie hat noch mal die Augen aufgemacht.... Samstag morgen um 10.30 Uhr hat sie es dann geschafft. Ich war dann noch mal da, habe meine Eltern getröstet, meinen Mann mit zum Bestatter geschickt. Dann habe ich eine Stunde bei ihr auf meinen Bruder aus Chemnitz gewartet, der es nicht mehr rechtzeitig geschafft hat. Wir haben beide dann noch mehr als eine Stunde bei ihr gewacht und uns über sie unterhalten. Ein sehr sehr gutes Gespräch! Was soll ich Euch sagen, es war alles ok so, alles kam ganz natürlich und war auf seine Weise beruhigend und friedlich und überhaupt nicht unheimlich. Das hätte ich vor ein paar Jahren nicht gekonnt, dass ich es heute konnte, verdanke ich zu einem großen Teil Euch. Das Wort danke ist nicht genug dafür.
Übrigens, meine Oma war 90, aber das machts für meinen Vater auch nicht leichter...
Ich wünsche Euch nun allen ein möglichst schönes uns ruhiges Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr, ohne Schmerzen und mit der Kraft, weiterhin Euren Weg zu gehen.
Alles Liebe
Caitlin
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Alles Liebe
Caitlin

Geändert von caitlin (22.12.2008 um 14:58 Uhr)
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