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Alt 12.09.2009, 19:02
Benita Benita ist offline
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Beiträge: 573
Standard AW: Angst um meine junge Freundin ( 20 Jahre)

Hallo Clemens,

es tut mir weh zu lesen, dass wieder jemand von dieser Erkrankung betroffen ist und dazu noch ein so junger Mensch. Ich finde es super, dass du dich hier im Forum eingefunden hast. Du wirst es erleben, dass du hier mit deinen vielen Fragen und auch deinen Ängsten und Sorgen nicht allein bist. Ich hoffe, dass sich dir Panik in dir bald legt, damit du deiner Freundin ein guter Begleiter in der Bekämpfung ihrer Krankheit sein kannst. Nach einer solchen Diagnosestellung ist man erstmal „durch den Wind“, das ist normal und so fühlt jeder Betroffene und jeder Angehörige.

Ich habe meinen Mann und meinen Sohn durch diese Erkrankung verloren und beide über lange Zeit begleitet. So kann ich dir sicherlich einige Fragen beantworten.

Um einen Tumor bildet sich ein Ödem, das ist eine kühlende Wasseransammlung.
Oft verursachen diese Ödeme mehr Ausfälle und Probleme als der Tumor selbst, da sie im Gegensatz zum Tumor sehr schnell wachsen. Da ein Gehirn durch den Schädelknochen nur einen bestimmten Raum hat, drückt das Ödem auf Hirnzellen und es kommt zu den Problemen wie Sehstörungen, Schwindel usw.

Erste Hilfe ist also die Gabe von Cortison, um die Ödeme zum Abschwellen zu bringen.

Zur Kontrolle welche Hirnzellen im Hirnwasser sind, wird Hirnwasser aus dem Lumbalkanal im Rücken entnommen und untersucht.

Bevor der Infekt nicht behandelt ist, kann nicht operiert werden, das Risiko ist zu groß. Also muss zunächst der Infekt behandelt werden. Keine Angst, der Tumor wird sicher in der Zwischenzeit nicht so groß weiter wachsen.

Wenn nach der OP eine Chemo erforderlich ist, kannst du jederzeit deine Freundin besuchen. Mein Mann hat z.B. seine Chemo zu Hause in Tablettenform eingenommen. Er hat sie supergut vertragen und als einzige Nebenwirkung Müdigkeit gehabt.

Was die Aussagen von Ärzten anbelangt, möchte ich dich warnen, zuviel an dich ran zu lassen. Leider gibt es auch unter den Medizinern Blindgänger (vor allen Dingen die, die vorschnell und ungefragt Prognosen äußern). Wir haben in all den Jahren so viele Fehlprognosen ertragen müssen, dass ich nur noch glaube, was ich selbst sehe.(Meinem Mann wurden 10 Monate Überlebenszeit prognostiziert, es waren dann über 50 Monate!)

Wenn ihr euch wegen der OP unsicher seid, dann wendet euch noch an eine andere Klinik. Mittlerweile gibt es neue Operationstechniken (mit Einfärben des Tumorgewebes) die ein genaueres Entfernen zulassen. Eine gute Adresse für Rückfragen ist die Deutsche Hirntumorhilfe. Die können euch entsprechende Spezialisten nennen.

Lieber Clemens, ich wünsche dir und deiner Freundin, dass ihr es schafft einen guten Weg zu finden, um mit dieser schweren Erkrankung trotzdem ein lebenswertes Leben zu führen.

Jeder Tag zählt und jede Stunde, auch die schweren.

Fühl dich mütterlich gedrückt

Benita
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