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Alt 13.06.2007, 11:01
Benutzerbild von Anke LE
Anke LE Anke LE ist offline
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Registriert seit: 07.05.2007
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Standard AW: Der Kampf beginnt

mal nach langer zeit wieder ein kurzer "abriss" der vergangenen tage:
papa bekommt seit dem 11.6. eine ambulante chemo mit gemzar über den port gesetzt. er scheint es gut zu vertragen, aber seine psyche gefällt mir noch nicht allzu gut.
gleichzeitig bekommt er ein mittel gegen eventuelle übelkeit verabreicht. problem ist in meinen augen auch das wasser in seinen füssen, sie jucken und sind geschwollen.... sicher eine folge der chemo oder der krankheit an sich...
hab mir jetzt die blutwerte, die ab sofort jeden freitag genommen werden, sagen lassen, nur kann ich damit wenig anfangen: hb-wert, leukozythen, trombozythen.... in welchen steckt der tumormarker oder bekommt man den nicht in diesem heft mit, den papa bekommen hat?
sie sind gestern früh aus leipzig raus aufs grundstück gefahren, da ist angenehmere luft und er kann sich besser "betun", weil alles ebenerdig ist.
er ist sehr schwach, aber hat appetit. ich seh das als gutes zeichen, ist immerhin was
hab gerade sehr lang mit dem bruder meiner mama gesprochen, sie fühlen sich so hilflos, weil keiner mit ihnen geredet hat, wie es derzeit ausschaut. es tut mir gut, gebraucht zu werden, und darüber zu reden. die familie ist so wichtig, der zusammenhalt. die kraft, die ich daraus zieh. meine eltern können derzeit mit niemanden reden, rufen bei keinem an, um zu erzählen was so los ist. die fröhlichkeit hat sich im moment bei ihnen ein bissl versteckt, aber meine hoffnung ist, dass wir mit der zeit lernen, die krankheit in unseren alltag zu integrieren, ohne sie zu verharmlosen.
papa frisst alles in sich rein, redet nicht mal mit mama über seine ängste. es würde ihm sicher helfen, auch diese sprachlosig- und hilflosigkeit zwischen ihnen wär nicht mehr so schlimm. es ist sicher ein anfassen mit der kneifzange, was das zwischenmenschliche bei ihnen angeht.
die ambulante chemo soll jetzt 6 wochen durchgeführt werden, dann ist 3 bis 4 wochen pause. anschliessend kommt der nächste chemo-block.
ich wünsch uns allen doll viel kraft für die nächsten tage. wir sind hier - egal ob betroffene oder angehörige - alle sehr stark. sonst würden wir nicht mal anonym hier schreiben oder lesen. wir wollen kämpfen. wir wollen siegen. und wir wollen kraft schöpfen, den unwegsamkeiten dieser krankheit zu begegnen und ihr nicht die oberhand zu geben.
in diesem sinne uns alle noch eine in jedglicher hinsicht gute woche.

anke
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Betroffener: mein Papa, geb. 21.11.1935
Diagnose erhalten am 5.5.07, Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen in Leber und Bauchraum

eingeschlafen am 09.07.07. friedlich, still und leise
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