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Alt 18.06.2004, 22:12
Gast
 
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Standard zwei Jahre Bauchspeicheldrüsenkrebs

Hallo ihr Lieben,

ich habe lange nichts mehr Persönliches von mir geschrieben.
Vielleicht liegt es auch daran, dass sich langsam aber sicher wieder mein Leben normalisiert.
Ich spüre endlich nach drei Jahren wieder Lebensenergie, was man gerade im letzten Jahr meiner Erkrankung nicht mehr behaupten konnte. Wer mich kennt weiß, dass ich das natürlich auch auskoste.
Ihr habt mir in dieser Zeit so viel Mut und Hoffnung gegeben, die ich hinterher ehrlich gesagt selbst gar nicht mehr hatte.
Ich war zu müde geworden und hatte innerlich mich schon verabschiedet von der Hoffnung eines Tages wieder gesund zu sein.
Aber dann kam doch alles anders...
Die erste Zeit nach dem freudigem Ergebnis stellte sich bei mir überhaupt kein richtiges Glücksgefühl ein.
Mein Mann und ich haben immer geglaubt, wenn der große Tag dann doch kommt und heisst: Sie sind geheilt oder so ähnlich, dann
käm man aus dem Feiern gar nicht mehr heraus.
Aber so war es nicht, sondern es herrschte Leere.
Ich hatte das Gefühl mein Leben ist ein einziger Scherbenhaufen.
Nichts mehr war so , wie früher. Körperlich und seelisch vollkommen am Ende. Viele erwarteten von mir, wie auf Knopfdruck,wieder
" die alte" zu sein. Nur das geht nicht mehr. Ich hatte das Gefühl alles verloren zu haben. Meine Ehe ist fast zerbrochen, Viele Menschen hatten sich zurück gezogen und während der Erkrankung habe ich einige herbe menschliche Enttäuschungen erleben müssen.
Mit der Erholung kam auch alles andere wieder. Auch die Lebensfreude und somit wieder Ziele vor Augen.
Die Menschen, die sich während der Erkrankung zurück zogen, sind auch weiterhin kein Teil mehr von meinem Leben, dafür habe ich während der Erkrankung wieder welche hinzu gewonnen.
Meinen Beruf als Krankenschwester werde ich nicht mehr ausüben können. Aber auch das ist nicht so schlimm, denn seit 1. Juni studiere ich Psychologie. Ich wollte all die Jahre immer mal mit dem Studium anfangen, aber immer wieder habe ich dies verschoben.
Ladina aus dem KK schrieb etwas sehr wichtiges und für mich beeindruckendes:
Eine geringere Lebenserwartung zu haben,
heisst nicht etwa,
keine Erwartungen ans Leben zu haben.
Im Gegenteil.
Das Bewusstsein um die eigene Endlichkeit,
erweitert den Blick auf Ziele,die man erreichen möchte,
ist auch Ansporn zu handeln,
nicht irgendwann, sondern zeitig.
Eine geringere Lebenserwartung zu haben ,
heisst nicht etwa,
keine Träume und Wünsche mehr zu haben,
keinen Sinn mehr zu sehen im Leben.

Jeder neue Tag stellt die Herausforderung an uns,
das Beste aus ihm herauszuholen
und wir packen sie an.
Unsere Erwartungen sind so verschieden wie wir selber,
auch unsere Träume und Wünsche unterscheiden sich kaum von jenen der Gesunden.
Sie verlieren wohl durch unser Wissen
um die geringere Lebenserwartung
einzig an Oberflächlichkeit
und gewinnen an Tiefe!

Ich glaube es ist schon zwei Jahre her, dass ich das gelesen habe, aber vergessen habe ich ihren Gedanken darüber nie.
Vor meiner Erkrankung hätte ich eher gesagt: mal sehen, später vielleicht.
Ebenfalls habe ich mir meinen Traum von meiner eigenen Bilderausstellung verwirklicht. Karo hat mich dazu sehr bestärkt und ich bin ihr sehr dankbar dafür. Naja, gut sie wollte anschliessend horrente Vermittlungsgebühren von mir einkassieren, aber den Gedanken hab ich ihr ausgetrieben
( Quatsch, war nur Spass... weißt ja von wems kommt... das gibt wieder Haue:-))
Mittlerweile habe ich meine zweite Nachsorgeuntersuchung erfolgreich hinter mich gebracht.
Meine Herzprobleme sind hier und da noch mal da ,aber ansonsten, ausser einer Pleuritis vor kurzem, habe ich die letzten Monaten gut rum gebracht.
Der Scherbenhaufen ist fast wieder ganz.
Was mir mein Leben bringt das weis ich nicht. Das Hier und Jetzt
ist für mich wichtig.
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine schlimme Krankheit und ich lese viel trauriges hier. Und so ein bischen habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich dies nun hier schreibe.
Auch, wenn ich nicht mehr viel schreibe und mich in anderen Treads sehr zurück halte, lesen tue ich alles von euch.
Vielleicht gibt es allen ein wenig Hoffnung trotz allen Prognosen zum Trotz zu kämpfen.
Danke noch mal für die liebevolle Aufnahme in diesem Forum, für eure tröstenden Worte. Ihr habt einen Teil dazu begtragen, dass es mir jetzt wieder gut geht.



Ich wünsche euch...



... einen Fels in der Brandung,
der euch Halt gibt,
an den ihr euch lehnen könnt.

Ich wünsche euch,
dass er euch Kraft schenkt,
damit ihr am Glauben fest haltet.

Ich wünsche euch,
dass ihrstandhaft bleibt,
auch wenn die Gischt um euch herum
euch zu Fall bringen will.

Ich wünsche euch,
dass ihr der Fels in der Brandung seit
und ihr nie verzweifelst.

Alles Liebe Petra
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