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Alt 04.05.2013, 23:57
Norma Norma ist offline
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Standard Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter

Hallo in die Runde,

ich weiß nicht, ob mich jemand versteht.

Seit mittlerweile 11 Jahren bin ich Brustkrebspatientin und natürlich bin ich auch elf Jahre älter geworden.

Unser Sohn hat geheiratet, das hat meinen Mann und mich gefreut. Zwar kannten sich die Beiden vorher nur ein Jahr, aber es schien die richtige zu sein.

Wir haben das junge Glück ganz in Ruhe gelassen; nicht aus Desinteresse, sondern weil uns der Alltag schon so viel Kraft kostet.

Schwiegertochter allerdings diskutiert gerne... über Stunden! Danach bin ich jedesmal todmüde ins Bett gefallen; mein Mann hat sich meist erst gar nicht daran beteiligt, um Kraft zu sparen.

Diese endlosen Diskussionen gingen immer um irgendwelche Kleinigkeiten. Ob man ein Zimmer in grün oder gelb anstreichen soll; ob man eher eine Farbpistole oder eine Rolle nehmen sollte.

Mal davon abgesehen, dass es für mich sinnlose Diskussionen sind: Sie kosten Kraft, viel viel Kraft. Man muss sich ja auf das Thema einlassen, man muss gut zuhören, man muss dem Gespräch folgen können.

Und damit beginnt das Problem. ICH KANN DAS NICHT MEHR. Ich will das auch nicht mehr! Mir ist das zu anstrengend.

Nun planen die jungen Leute nachträglich noch eine große kirchliche Trauung. Und schon gehen diese Endlos-Diskussionen wieder von vorne los.

Welche Farben die Tischdekos haben sollen, welche Musikgruppe wohl die besserei sei und wer an welchem Tisch zu sitzen hat. Dieses Thema scheint irgendwie unerschöpflich zu sein...

Nach zig solcher Gespräche habe ich durchklingen lassen, dass sie gerne alles so arrangieren können, wie es ihnen gefällt. Dass mir das gesundheitlich aber zu viel wird und man die Diskussionen mit mir auf das wesentliche beschränken möge.

Das wird mir jetzt heftigst zum Vorwurf gemacht... von Beiden!
Ich zeige angeblich zu wenig Interesse und würde von nun an überhaupt nicht mehr kontaktiert. Heißt: Man will keinen Kontakt mehr.

Das trifft mich mitten ins Herz. Das habe ich natürlich nicht gewollt; habe auch versucht, ganz ruhig zu bleiben und um Verständnis zu bitten.

Ohne Erfolg. Sie bleiben dabei. Und Schwiegertochter verlangt jetzt, ich solle mich für mein "Verhalten" entschuldigen; ansonsten würden sie mich nicht einladen.

Meine Gemütsverfassung schwankt zwischen wütend sein und sehr traurig.

Dass man von Gesunden kein Verständnis erwarten kann, ist mir schon bewusst. Zum Verhängnis scheint mir zu werden, dass die Erkrankung ja bereits so lange zurückliegt. Die Meinung, dann müsse man ja schon längst wieder die "Alte" sein, hat sich wohl in den Köpfen verfestigt.

Aber ich bin nicht nur körperlich und geistig älter geworden, die Kraft hat auch gehörig gelitten und ich (wir) brauchen alle Kraft für den Alltag. Alles zusätzliche ist eine Kraftanstrengung, die zumindest ICH nicht mehr aufbringen kann.

Gibt es hier jemanden, dem es auch so geht? Man will, aber man schafft es nicht mehr und keiner versteht es?

Ich schick den Beitrag einfach mal so ab. Sorry, falls er verwirrend rüberkommt.

Liebe Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001 (Chemo, Ablatio, Chemo, Bestrahlungen, 10 Jahre Anti-Hormontherapie)
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann
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